Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

4 Ein Vli>k auf das Leben der Geſamtheit.

förnige Erhabenheiten, bald Wärzchen, bald auh hinten freie Erhöhungen von ſ{uppenähnlicher Geſtalt, über welche die Oberhaut eng anliegend ſi<h wegzieht und mit dünneren Einſenkungen in die Falten der Warzen und Erhöhungen ſi< einbiegt. Fn dieſen Erhöhungen entſtehen bei den Krokodilen e<hte Knochenſchilde, die in die Die der Haut ſelbſt eingeſenkt ſind, und deren Fäden ſih in die zahlreichen Löcher der Knochenſchilde fortſeßen; bei den Schildkröten verwachſen dieſe Knochengebilde der Haut ſogar ſehr frühzeitig mit jenen des Gerippes zum Nücken- und Bauchpanzer, während die Oberhaut auf dieſem Panzer ſih ſtark hornig verdi>t und ſo das Schildpatt bildet.“ Bezeichnend für die Haut iſt, nah Carus, ferner, daß infolge ausgedehnteren Vorkommens von Horngebilden ſowohl die Taſtwärzchen als auch die Drüſen verkümmert erſcheinen. Dieſe Hartgebilde ſelbſt unterſcheidet man als Schuppen und Schilde, „welche lettere meiſt größere, mehr e>ige, mit der ganzen Fläche anliegende, ſi<h niht de>ende Gebilde ſind“; die Schuppen, deren Anordnung und Geſtalt vielfachen Abänderungen unterliegen können, zerfallen in Glattund Kiel-, Wirtel- und Schindelſhuppen. Zu den Horngebilden der Oberhaut zählen außerdem die Nägel der Finger und Zehen ſowie andere horn-, ſtachel- oder tütenförmige Anhänge. Während bei den Eidechſen, Krokodilen und Brü>enechſen die Nägel nah C. Gegenbaur nicht endſtändig ſtehen, iſt bei den Schildkröten ein endſtändiger Nagel vorhanden; dieſe ſind demna<h in Bezug auf die Nagelbildung von allen Kriechtieren am tieſſten zu ſtellen.

Hinſichtlih der Schönheit der Färbung ihrer Oberhautgebilde ſtehen die Kriechtiere faum einer anderen Klaſſe nah. Bei den meiſten entſpricht die Färbung der ihres bevorzugten Wohngebietes, alſo namentlih der des Bodens, der Blätter und der Baumrinde; es gibt ſogar einzelne, bei welchen das Anpaſſungsvermögen mehr oder weniger willkürlih iſt, indem die betreffenden Tiere ihre Färbung wahrſcheinli<h na< eignem Belieben zu ändern vermögen. Solcher Farbenwechſel beruht im weſentlichen auf Verſchiebungen gewiſſer in der Schleim- und ebenſo der Lederhaut eingebetteter, zuſammenziehbarer und ausdehnungsfähiger Farbzellen, die mehr oder weniger dur die Haut durchſcheinen können. Erhöhte Lebensthätigkeit ſheint übrigens au< den Schuppen und Schilden ſelbſt größere Lebhaftigkeit der Färbung zu verleihen.

Das Gerippe der Kriechtiere iſt faſt vollſtändig verknöchert, hinſichtlih der Zuſammenſezung der einzelnen Teile aber ſo vielfah verſchieden, daß etwas allgemein Gültiges kaum geſagt werden kaun. Der Schädel, der in vielen Beziehungen eine auffallende Übereinſtimmung mit dem der Vögel zeigt, iſt mehr oder weniger abgeplattet und ſein Kiefergerüſt einſhließlih der Geſichtsknochen überwiegend ausgebildet. „Das Hinterhauptsbein“, ſagt Vogt, „iſt vollſtändig in Wirbelform entwielt und zerfällt in den unpaaren Körper, die unpaare Schuppe und die beiden meiſt ſtark in die Quere verlängerten Seitenteile; es trägt, mit Ausnahme der Ringelechſen, die einen doppelten Gelenkkopf zeigen, nur einen einzigen, gewöhnlich ſtark vortretenden, gewölbten Gelenkkopf, der in die Pfanne des erſten Wirbels paßt, und unterſcheidet ſih dur dieſen durchgreifenden Charakter ſowie durch die ſtarke Ausbildung der Schuppe weſentlih von dem Hinterhauptsbeine der Lurche, das unter allen Umſtänden einen doppelten Gelenkkopf beſit.“ Nach vorn zu wird der Schädelgrund dur das Keilbein vervollſtändigt, das ſehr verkümmerte, bei den Eidechſen Und Schlangen aber auh wiederum ſtarke Fortſäße trägt, an welchen die Flügelbeine eingelenkt ſind. Die Scheitelbeine verſchmelzen meiſt zu einer einzigen Platte, tragen oft einen hohen Knochenkamm und zeigen ſtets tiefe Schläfengruben. Bei den Schlangen greift das Scheitel: bein gürtelartig nah hinten herum; nah vorn ſchließt ſih an das Scheitelbein das bald paarige, bald unpaare Stirnbein an, das die Augenhöhle de>t; das nur ſelten fehlende Naſenbein bildet die äußerſte Spiße des unten unbeweglihen Schädeldaches und de>t meiſt beſondere Muſchelbeine, die in Knorpeln der Naſenhöhle entwi>elt ſind. Die Seitenteile