Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Haut. Färbung. Gerippe. Zähne. 5)

des Schädels werden vervollſtändigt dur< die hinteren Stirnbeine ſowie dur ein eignes Thränenbein; die Augenhöhle ſelbſt wird gewöhnlih dur<h den Bogen des Jochbeines und die Schuppen des Schläfenbeines geſchloſſen; die übrigen Teile des Schläfenbeines ſind bald unbeweglich dur< Knochennähte verbunden, bald dur<h mehr oder minder nachlaſſende Gelenke angeheftet und geſtatten dann dem Maule eine bedeutende Erweiterung.

Der Kiefergaumenapparat iſt ebenfalls ſehr verſchieden, faſt bei allen Schlangen in allen ſeinen Teilen beweglih und überall dur loſe Gelenkverbindung mit dem feſten Schädel verbunden, bei den Krokodilen und Schildkröten hingegen bis auf das Gelenk am Unterkiefer unbeweglich. Der Zwiſchenkiefer erſcheint bald einfach, bald paarig und wird dur Gelenke mit dem Naſenbeine und der Pflugſchar verbunden, während er bei anderen feſt eingefteilt iſt; bei jenen, den meiſten Schlangen, ſind ſogar die Gaumenbeine, Knochenplatten, die den Boden der Augenhöhle und das Gaumengewölbe vervollſtändigen, bewegli, und ebenſo werden bei dieſen Tieren die beiden Äſte des Unterkiefers nur dur Sehnen und Muskeln miteinander verbunden, ſo daß ſie nah Willkür einander genähert oder auh weit entfernt werden können, während bei den Eidechſen die Verbindung durch Faſerknorpel, bei den Krokodilen dur<h eine Naht bewirkt wird und bei den Schildkröten meiſt ohne ſichtbare Trennung verwachſen iſt. Jede Unterkieferhälfte iſt wenigſtens aus 4 Stüen, bei vielen Kriehtieren aber auh aus 6 Stücken zuſammengeſeßt.

Die Wirbelſäule, die bei vielen Kriechtieren in einen Hal3-, Bruſt-, Lenden-, Be>enund Schwanzteil zerlegt werden kann, zeigt fich bei allen verknöchert und deutlich in Wirbel gegliedert; die Anzahl der Wirbel {wankt jedo<h je nah der Länge des Leibes außerordentlih, ſo daß ſie bei Schildkröten wenig über 30, bei Schlangen dagegen über 400 betragen fann. Die hinſihtli< ihrer Anzahl kaum minder abändernden Rippen ſind ſtets ſehr vollſtändig entwi>elt, bei den Schlangen ſogar in gewiſſem Grade vollſtändiger als bei den übrigen Tieren, da ſie hier freie Beweglichkeit erlangen, während ſie anderſeits bei den Schildkröten verſhmelzen und größtenteils den knöchernen Rückenpanzer herſtellen. Ein Bruſtbein fehlt oft gänzlich oder iſt auffallend verkümmert; dasſelbe gilt auh bis zu einem gewiſſen Grade für den Schultergürtel und die Beine, beiſpielsweiſe bei den Schlangen, da die bei wenigen in der Aftergegend vorkommenden kurzen Stummel nur eben noh eine Andeutung von Be>enknochen und Hintergliedmaßen darſtellen. Bei den übrigen Kriechtieren ſind die Beine und Füße jedo< in - allen Abſtufungen der Ausbildung entwi>elt.

Über die Bewaffnung des Maules läßt ſich etwas Allgemeines nicht ſagen. Die Schildfrôten haben feine Zähne, ſondern ſcharfe Hornleiſten, welche die Kieferränder überziehen ; bei den übrigen ſind Zähne in meiſt beträchtlicher Anzahl vorhanden, und zwar tragen nich: bloß die Kieferknochen ſolche, ſondern zuweilen au<h die Gaumenbeine, Flügelbeine und das Pflugſcharbein. Sie dienen faſt immer nur zum Ergreifen und Feſthalten, ſelten zum Zerkleinern der Beute oder Nahrung. Gewöhnlich haben ſie einfah hakige Form; doch fommen auh ſeitli<h zuſammengedrückte Zähne mit gekerbten oder gezähnelten Kronen, ja bei fruht- und ſamenſreſſenden Eidechſen ba>enzahnähnlihe Gebilde von halbkugeliger Geſtalt vor. Sie ſind entweder maſſig, ohne innere Höhlung, oder mit einer folchen in ihrem Wurzelteile ausgeſtattet oder endlich auf ihrer Vorderſeite nahezu ihrer ganzen Länge nah gefurcht oder durhbohrt. Die meiſten von ihnen ſind auf den zahntragenden Knochen in einer ſeichten Rinne dur dichtes, ſehniges Gewebe eingeheftet, andere aber ſo auf den Kieferrand aufgeſeßt und mit ihm verwachſen, daß ſie gleihſam nur einen Kamm an ihm oder auf ihm bilden, andere endlih au< in ringsum geſchloſſene Zahnhöhlen eingekeilt. Ein regelmäßiger Zahnwechſel findet nicht ſtatt; vielmehr werden fortwährend unter oder neben „den alten Zähnen neue gebildet.