Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Kletterlohotter: Verbreitung. Lebensweiſe. Wirkung des Giftes. 475

ſpibigen, aus dem roſenroten Zahnfleiſche vorſtehenden Giftzähnen einen geradezu erſhre>enden Anbli>. Zn den vorgehaltenen Sto> beißt ſie in der Wut ſo heftig, daß ſie ſich ſelbſt die Gifthaken ausbriht.

Ebenſo munter wie bei Tage ſchläfrig dürfte die Baumotter des Nachts ſein. Denn um dieſe Zeit erſt beginnt ſie ihre Jagd auf allerlei kleinere Vögel, Säugetiere, Baumund andere Fröſche und au< auf Kerbtiere, die nah Stoliczkas Anſicht ſogar den Hauptteil ihrer Nahrung bilden ſollen. Genannter Forſcher fand niemals die Reſte von Wirbeltieren in dem Magen der von ihm unterſuhten Baumottern, wagt jedoch nicht,

Kletterlo<otter (Trimeresurus graminenus). !% natürl. Größe.

daran zu zweifeln, daß ſie kleinere Tiere höherer Klaſſen ebenfalls umbringe, wenn dies ohne beſondere Schwierigkeiten geſchehen könne. Alle Beobachter aber ſtimmen darin überein, daß ſie andere Kriechtiere verſ<hmähe.

Das Gift der Baumottern wird allgemein als niht beſonders wirkſam bezeichnet; gleihwohl unterliegt es feinem Zweifel, daß auch ſie ſehr gefährlih verwunden können. Der Menſch leidet aus dem einfahen Grunde weniger dur ſie als dur< andere Giſftſ<langen, weil ſie dur< ihr Baumleben ſeltener mit ihm in Berührung kommen als leßtere. Daß auch ſie ihn aufs ernſteſte gefährden können, iſt leider durch mehrere Fälle verbürgt worden. „Fhr Biß“, \<hreibt der Miſſionar Hänſel, „iſt ſo giftig, daß ih eine dur ſie verwundete Frau binnen einer halben Stunde habe ſterben ſehen. Um Früchte zu pflücen, hatte dieſe Frau einen Baum beſtiegen, war dabei einer von ihr nicht geſehenen Schlange zu nahe gekommen und ſofort in den Arm gebiſſen worden. Wohl vertraut mit der Gefahr eines ſolhen Biſſes, ſtieg ſie augenbli>li< vom Baume, wurde aber kurze