Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

476 Dritte Unterordnung: Schlangen; ſehſte Familie: Vipern.

Zeit nahdem ſie den Boden erreicht hatte, ſ{hwindlig, gleihſam als ob ſie berauſcht wäre. Man brachte ſie unmittelbar nah dem Biſſe zu mix, und während ih ihr Schröpfköpfe aufſeßte, ſtarb ſie unter meinen Händen.“ Der mitgeteilte Fall iſt übrigens der einzige nachgewieſene, der tödlich verlief, und ſtellt, was wohl zu beachten iſt, die Art der Shlange durchaus niht feſt. Alle übrigen Berichte ſtimmen darin überein, daß die von Baumottern gebiſſenen Menſchen zwar ſehr leiden, aber doh nur höchſt ſelten der Vergiftung erliegen, hauptſählih wohl nur deshalb, weil die meiſten dieſer Schlangen nur geringe Größe erreichen.

Über die Wirkung ihres Viſſes hat Ruſſell Verſuche angeſtellt. Ein Huhn, das in den Schenkel gebiſſen wurde, zog dieſen ſogleich in die Höhe, legte ſfi< na< 2 Minuten nieder, verſuchte aufzuſtehen, konnte ſi aber niht mehr halten, bewegte 5 Minuten ſpäter Kopf und Hals ſehr heftig und ſtarb 8 Minuten nah dem Viſſe. Ein Schwein, das an demſelbeai Tage von der nämlichen Schlange in das Vorderbein gebiſſen wurde, zeigte {hon 7 Minuten ſpäter große Mattigkeit und verfiel im Verlaufe einer Viertelſtunde in Betäubung. Dieſer Zuſtand währte bis gegen Ende der zweiten Stunde; das Tier konnte ſih nicht in die Höhe heben und ſchrie kläglich, wenn man es aufrichtete, ſchien im Verlaufe der dritten Stunde noh mehr zu leiden, quiekte von Zeit zu Zeit und fiel dann wieder in Betäubung: 2 Stunden ſpäter wurde es beſſer und verſuchte zu gehen, und 7 Stunden nah dem Biſſe war es wieder geneſen. Ein Huhn, das eine halbe Stunde nah dem Schweine von derſelben S<hlange einen Biß erhalten hatte, ſtarb na< Verlauf von 33 Minuten. Sechs Tage ſpäter ließ man den Budru einen Hund in den Schenkel beißen. Nach 16 Minuten trat Zittern des Kopfes und der Vorderfüße ein, nah 25 Minuten war das Zittern allgemein; der Hund ſtre>te den Hals vor, wandte das Maul na oben und bewegte es gähnend, ohne jedo< zu winſeln. Während der zweiten Stunde lag er auf einer Seite in einem Zuſtande von Schlaffheit, drehte aber von Zeit zu Zeit ſeine Glieder und hatte mitunter Muskelzu>kungen; nah der dritten Stunde aber verringerten ſih die Zufälle, und die Geneſung trat ein. Zwei Tage ſpäter ließ man denſelben Hund an beiden Schenkeln und von derſelben Schlange, die in der Zwiſchenzeit drei Hühner vergiftet hatte, wiederum beißen. Er litt etwa 3 Stunden lang an denſelben Zuſfällen. L

Cantor zählt eine ähnliche Reihe von Verſuchen auf, die angeſtellt wurden, um die Wirkung des Giftes unſerer Schlange und verwandter Arten zu erproben, und iſt dabei zu verſchiedenen Ergebniſſen gekommen. Eine Vaumotter biß, nachdem ſie eben gefreſſen hatte, ein Huhn, das nur leichten Schmerz, im übrigen aber kein anderes Zeichen der Vergiftung bekundete. Ein anderes Huhn, das von einer zweiten Schlange derſelben Art gebiſſen worden war, zog unmittelbar nah der Verwundung das Bein an, fiel um, entleerte ſih 8 Minuten nach dem Viſſe, bekundete nah wiederum 3 Minuten eine leichte Lähmung des Kopfes und Nackens, die ungefähr 5 Minuten anhielt, verſuchte ſodann ohne Erfolg, ſi zu erheben, führte dies 25 Minuten nah dem Viſſe wirklih aus, ſchüttelte die Flügel und wax dem Anſchein nach vollkommen geneſen. Ein ganz ähnliches Ergebnis hatte ein weiterer mit derſelben Schlange bei einem anderen Huhne angeſtellter Verſuh. Andere Hühner wiederum, die von verwandten Arten gebiſſen worden waren, ſtarben, Hunde dagegen kamen, allerdings unter Hilfeleiſtung von ſeiten ihrer Herren, mit dem Leben davon.

Den drei folgenden neuweltlichen Vertretern der Lochottern fehlt der Greifſhwanzz; ſie ſind in ihrer Lebensweiſe ſtreng an den Boden gebunden.

„Auf den beiden Jnſeln Martinique und S. Lucia“, ſagt Rufz, „herrſcht die Lanzen\<lange noh unbeſchränkt in Buſch und Wald, und ſelbſt da, wo der Menſch ſeine