Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

480 2 Dritte Unterordnung: Schlangen; ſe<ſte Familie: Vipern.

bei Fort Bourbon und den dazu gehörigen Ländereien vernichteten Lanzenſchlangen geführt hat, betrug die Zahl der erwahſenen Schlangen, die eingeliefert wurden, in den 4 Fahren von 1818 —1821 volle 370, von 1822—1825, alte und junge zuſammen, 2026, in 8 Jahren alſo 2396 Stü, obgleih das betreffende Gebiet fehr flein iſt. Ungefähr um dieſelbe Zeit wurde unter Donzelots Verwaltung ein Preis für jeden Lanzenſhlangenkopf aus8geſeßt, und Vianès, der den Preis für die Umgebung des Fort Royal zahlte, teilte mir mit, daß allein aus der Umgebung dieſer Feſtung in jedem Vierteljahre 70 Stü eingeliefert worden ſeien. Nach der Angabe Lalaurettes wurden auf der zum Landhaus Pecoul gehörigen Pflanzung in einem Fahre 600, im folgenden Fahre 300 Lanzenſchlangen totgeſchlagen.

Nufz behauptet, daß die Lanzenſchlange in der Gefangenſchaft keine Nahrung zu ſi nehme, jedo< mehrere Monate aushalte. F< habe in Erfahrung gebracht, daß man Gefangene in Europa mehrere Fahre lang am Leben erhalten habe. Bei dem Leiter des Pflanzengartens zu St. Pierre, Barillet, ſah Graf Görg vier ſhöne Schlangen dieſer Art in einem Drahtkäfige, war auh beim Fange zweier anderen, eines äußerſt boshaften Männchens von 2 m und eines Weibchens von 1,6 m Länge, zugegen.

Die Lanzenſchlange (Trimeresurus lanceolatus, Coluber glancus und megaera, Vipera caerulescens, Trigonocephalus, Bothrops, Cophias und Craspedocephalus lanceolatus) erreicht eine Länge von 2 m und die Stärke eines Mannesarmes. Jhre Färbung iſt ſehr verſchieden, auch bei den Jungen eines Wurfes. Ein mehr oder weniger lebhaftes Rotgelbbraun, das dur<h Braun bis zum Graubraun und Schwarz ſchattieren fann, bildet die Grundfärbung; die Zeichnung beſteht aus einem vom Auge zum NaŒen verlaufenden ſhwarzen Streifen, der übrigens nicht ſelten fehlt, und zwei Reihen unregelmäßiger, etwas lichterer, zuweilen getigerter Querfle>en längs des Rückens. Bei einzelnen Stücken ſind die Seiten prachtvoll rot gefärbt. Von den anderen Arten der Gattung unterſcheidet ſie ſih durch eine ſcharfe Zügelkante, die oben mit drei Paaren von größeren, glatten Schildchen belegt iſt, dur<h 7 Oberlippenſchilde, dur<h meiſt 29 Schuppenreihen und die ſtets ungefle>te Unterſeite des Körpers. Außer den Kleinen Antillen bewohnt die Lanzenſchlange auh die Landenge von Darien.

Das ſüdamerikaniſche Feſtland beherbergt zwei, der Lanzenſchlange faſt ebenbürtige Mitglieder derſelben Gattung, die Schararaka und die Labaria, beide einander in Geſtalt, Färbung und Weſen zum Verwechſeln ähnlich, daher auch für den Sclangenforſcher ſchwer zu unterſcheiden. Wenigſtens waren ſelbſt Wucherer und Henſel unſicher, die zwar die Artſelbſtändigkeit der betreffenden Formen niht aufheben wollten, aber nah Vergleihung einer größeren Anzahl der in Frage ſtehenden ſüdamerikaniſhen Lochottern einerſeits dahin gelangten, die bisherigen Beſchreibungen der Schlangenkundigen als nicht ſtichhaltig bezeichnen zu müſſen, anderſeits die Übergänge zwiſchen einer Art und der anderen nahweiſen zu können glaubten.

Die Schhararaka (Trimeresurus jararaca, Bothrops brasiliensis, Vipera braeiliensis und weigeli, Cophias jararaca, Bothrops megaera, furia, leucostigma und ambiguus, Trigonocephalus jararaca, Craspedocephalus brasiliensis) wird na< Meſſungen des Prinzen von Wied 1,42 m lang, ſoll aber, wie Tſchudi mitgeteill wurde, eine Länge von 1,s m erreichen können. SFhr breiter eiförmiger, ſtark von dem dünnen Halſe abgeſezter Kopf verſhmälert ſih etwas vor den Augen; die Schnauze iſt rundlich zugeſpißt, ein wenig aufgeworfen und ſchief abgeſtußt; die Zügelkante verrundet, nicht ſcharf und deutli wie bei den verwandten Arten; der mäßig ſchlanke Rumpf erſcheint, weil