Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

488 Zweite Drdnung: Panzerechſen.

wird, iſt vollſtändig in eine linke und eine rete Herzkammer geſchieden. Aus der linken Kammer entſpringt der rechte, aus der re<ten der linke Herzſhlagaderbogen nebſt dem Lungenſ<hlagaderſtamme. Beide Bogen ſtehen diht über ihrem Urſprunge in offener Verbindung, die jedo<h nur dann frei iſt, wenn die halbmondförmigen Klappen der Herzkammern durch das zurü>geſtaute Blut gefüllt und geſchloſſen ſind.

Man kennt gegenwärtig 24 beſtimmt verſchiedene Krokodilarten, die in 3 natürliche, auf den Zahnbau begründete Gruppen zerfallen. Strauch und Boulenger, denen ih mi anſchließe, vereinigen alle in eine einzige Familie; andere Forſcher, insbeſondere Gxaæy und Huxley, haben verſucht, die einzelnen Gruppen, die jene als Gattungen anſehen und ebenſo kurz wie ſicher kennzeichnen, zu beſonderen Familien zu erheben und jeder davon eine mehr oder minder namhafte Anzahl von Gattungen zuzuweiſen; die Mert male der leßteren ſind jedo< ſo geringfügig und unſicher, daß ſie mehr zur Verwirrung als zur Klärung unſerer Kenntnis beitragen. Nach G. A. Boulenger, der die Ordnung als die höchſtorganiſierte unter den lebenden Kriectieren anſieht, iſt eine Einteilung der Krokodile in verſchiedene Familien aus folgenden Gründen unmögli<h. Einmal ſcheitert die Abtrennung der Gaviale an dem Umſtande, daß in Borneo eine Art lebt, die in ihrem Baue genau in der Mitte ſteht zwiſchen den Gavialen und den echten Krokodilen. Dann aber iſ das einzige wichtige Unterſcheidungsmerkmal der Krokodile von den Alligatoren die größere Anzahl von Unterkieferzähnen bei den leßteren, eine Eigenſchaft, die dieſe mit dem Borneogavial teilen. Auch die Art, wie der vierte Unterkieſerzahn ſich dem Oberkiefer einfügt oder anſchmiegt, iſt bei den e<ten Krokodilen und den Alligatoren durhaus niht ſo beſtändig, wie man früher angenommen hatte, und mit dem Schwinden dieſes Kennzeichens ſ<hwindet auch die Kluft zwiſchen den beiden genannten Gattungen. Mit einem Worte wir treffen bei Betrachtung der einzelnen Krokodilgattungen überall Übergänge, überall verbindende Glieder. Noch viel weiter auseinander gehen die Anſichten der Forſcher hinſichtlih der Umgrenzung der Arten. Alle Krokodile ändern, je nach ihrem Alter, zum Teil wohl au<h nach ihrem Aufenthaltsorte, ſo erhebli ab, daß ſich die Aufſtellung vieler als noh unbeſchrieben angeſehener Arten leicht erklärt. Namentlih ändert das Längenzum Breitenverhältnis der Shnauze bei jungen und alten Stüken derſelben Art vielfach ab. So hat C. Lütken von einer der amerikaniſhen Krokodilarten (Crocodilus intermedius) nahgewieſen, daß der in der Jugend ungewöhnlih lange Schädel ſih mit zunehmendem Alter mehr und mehr verkürzt. Erſchöpft ſind die Unterſuhungen über dieſe wie überhaupt alle Kriechtiere noh bei weitem niht; weſentlih aber wird ſih die oben gegebene Anzahl der Arten niht vermehren.

Die Krokodile verbreiten ſi<h über alle Erdteile, mit Ausnahme Curopas; denn ihr Wohngebiet beſchränkt ſih auf den heißen Gürtel und die angrenzenden Teile unſeres Erdballes. Am weiteſten nah Norden dringen ſie in Aſien und Amerika, am weiteſten na Süden in Amerika und Afrika vor; nah Norden hin bilden auf der öſtlihen Halbkugel der 34. auf der weſtlihen der 35., nah Süden hin dort etwa der 21., hier der 32. Breitengrad die Grenzen ihres Verbreitungsgebietes. Abgeſehen von Auſtralien, einſchließlih eini: ger ozeaniſchen Jnſeln, woſelbſt zwar Krokodile, jedoh ausſcließlih dem aſiatiſhen Berbreitungsgebiete angehörige, vorkommen, beherbergt jeder Erdteil beſondere Arten, Aſien wie Amerika je zwei, Afrika eine eigne Gattung, denn nur die Krokodile im engſten Sinne verbreiten ſih über alle Erdteile.

Bei Beſprehung der übrigen allgemeinen Lebensverhältniſſe darf ih mich kurz faſſen, da ih das Thun und Treiben der bekannteren und bedeutſameren Arten eingehend ſil: dern und damit ein faſt erſhöpfendes Lebensbild der ganzen Familie zeihnen werde. Es mag daher an dieſer Stelle das Nachſtehende genügen.