Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Schakare und Brillenkaiman. 541

Seite geſchoſſen und iſt ſo eingerichtet, daß der Schaft abfällt, wenn die eiſerne Spiße eingedrungen iſt; erſterer, der mit der Spige dur eine Schnur verbunden wurde, ſ{<wimmt dann obenauf und zeigt den Fndianern die Stelle an, wo das verwundete Tier ſich verborgen hat. Zum Fangen richten die Spanier ein an beiden Seiten zugeſpißtes Holzſtük zu, binden an ihm eine Leine feſt, umgeben es mit Rindslunge und werfen den Köder ins Waſſer; der Kaiman verſ<hlu>t ihn und wird ſodann mit leihter Mühe ans Land gezogen.

Eine eigentümlihe Jagd auf Schakares und Kaimans überhaupt ſchildert KellerxLeuzinger. Ein Fndianerſtamm, die Canitchanas, zieht Kaimanbraten jedem anderen Fleiſche vor und verſäumt ſelten eine Gelegenheit, ſi dieſes Lieblingswildes zu bemächtigen. Einer von ihnen befeſtigt eine ſtarke Schlinge aus Ochſenhaut ſorgfältig an dem Ende einer langen Stange, ſteigt entkleidet in das ſeihte Waſſer und geht in möglichſt gebü>ter Haltung, die Spiße der Stange vor ſi herſchiebend, langſam auf das Kriechtier ZU. „Der Kaiman, der in gleihmütiger Ruhe all dem zugeſehen und nur dann und wann dur eine träge Bewegung ſeines mächtigen Nuderſchwanzes ein Lebenszeichen gegeben hat, ſtiert jeßt, da der Jndianer ihm näher und näher rüdt, unverwandt nah ihm; — {on ſ[<webt die verhängnisvolle Schlinge in Armeslänge vor ſeiner Schnauze, aber ex bemerkt es niht: wie bezaubert verwendet er kein Auge von dem kühnen Jäger, der ihm im nächſten Augenbli>e die Schlinge über den Kopf geſchoben und ſie mit einem kräftigen Rucke zugezogen hat. Seine Gefährten, die bis jeßt gedu>t und lautlos am Strande gewartet haben, ſtürzen herbei, und 4 oder 5 dieſer kräftigen, wie dunkle Bronze glänzenden Geſtalten ſ<leppen den mit Macht nah rü>wärts ſtrebenden Schakare ans Ufer, wo einige wuchtige Axthiebe auf den Schweif und den Schädel ihn alsbald unſchädlich machen. Würde er, ſtatt rü>wärts zu ziehen, den Fndianern zu Leibe gehen, ſo müßten dieſe ohne Zweifel Stange und Schlinge im Stiche laſſen und fliehen; dieſer Gedanke ſcheint jedo< dem hartnädig widerſtrebenden Ungetüm zu fern zu liegen, und der Kampf endet daher immer mit ſeinem Tode. Nur ein einziges Mal, unter mehr als einem Dutzend, hielt ich es für angemeſſen, dem wütend um ſi ſhlagenden, außergewöhnlich ſtarken Tiere eine Büchſenkugel aus nächſter Nähe dur< den Schädel zu jagen, da ih befürchtete, einer der Canithanas möhte doh mit deſſen za>igem, hartem S<hwanze allzu nahe Bekanntſchaft machen. Ehe noch die Jagdbeute vollſtändig zerlegt wird, ſchneidet man die vier Moſchusdrüſen ſorgfältig heraus, um weitere Verbreitung des durchdringenden Geruches im Muskelfleiſche zu verhindern. Es ſind 3—4 cm lange, fingerdi>e, mit einer braunen, ſchmierigen Flüſſigkeit gefüllte Säckchen, die nun feſt zugebunden und zum Tro>nen in die Sonne gehängt werden. Wie man uns ſagte, lieben es die bolivianiſchen Damen, mit dieſem nichts weniger als angenehm riehenden, Kopfweh verurſachenden Stoffe, mit etwas Roſenwaſſer vermiſcht, ihr raben[<warzes Haar zu parfümieren.““

„Jh beſaß“, ſchließt der Prinz von Wied, „mehrere junge Schakares lebend. Sie zeigten ſih wild und ſtürmiſch, blieſen den Bauch und die Kehle auf, wenn man ſie berührte oder ne>te, ziſhten dabei wie eine Gans auf dem Neſte und öffneten den Nachen; rührte man ſie von hinten an, ſo fuhren ſie äußerſt {nell herum und biſſen ſcharf zu, ſ<lugen auch heftig mit dem Schwanze, Selbſt bei ihnen bemerkte man auh ſ<hon den unangenehmen Moſchusgeruch.“