Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Wald ſchildkröte. Sternſchildkröte. 581

A. Kappler, der dieſe Schildkröte in Surinam beobachtete, hat klagende Töne von ihr gehört und bemerkt zugleich, daß ſie auch in Holländiſh-Guayana allgemein gegeſſen werde. Der Schabuti wird neuerdings oft lebend nah Europa gebracht und hält hier, falls man ihm im Winter einen warmen Wohnraum anweiſt, mehrere Jahre aus. Jn ſeinem Weſen unterſcheidet er ſih von anderen Landſchildkröten wenig. Entſprechend ſeinen hohen Beinen, bewegt er ſih etwas raſcher als andere Arten der Gattung. „Bei mir“, ſchildert F. von Fiſcher, „laufen dieſe Schildkröten frei in den Stuben umher. Mit den erſten Strahlen der Morgenſonne wachen ſie auf und beginnen durch die Zimmer zu \<hreiten. Den ganzen Tag über ſind ſie in Bewegung, beriechen alles auf dem Boden Liegende, ſaufen Waſſer und Milch aus der Schale, die für ſie bereit ſteht, und freſſen einmal ſehr viel, dann plößlih, namentlih bei trübem, regneriſhem Wetter, faſt gar nichts. Wenn 3. B. ein unangeſchnittener Apfel auf dem Boden liegt, verſuchen ſie hineinzubeißen, rollen ihn jedo< immer fort, da ſie beim Bücken des Kopfes jedesmal mit der Schnauze anſtoßen. Dieſes Spiel dauert man<hmal ſehr lange, und ſie geben \{ließlih ihr Vorhaben auf, indem ſie weitergehen. Jh habe bemerkt, daß ſie ſpäter unangeſchnittene Äpfel unberüdfihtigt ließen, als ob ſie die Nugloſigkeit ihrer Anſtrengungen erkannt hätten.

„Sobald es dunkel wird, verkriechen ſie ſih unter Betten, Schränke und Vorhänge, kriehen aber wieder hervor, ſobald man ein Licht oder eine Lampe in ihre Nähe bringt. Dann beginnen ſie wiederum auf ihren Stelzbeinen umherzuſchreiten. Wenn der Ofen in meiner Stube geheizt wird, kommen ſie aus ihren Verſte>en hervor, bleiben eine Zeitlang ſtehen und laſſen ſi< dann langſam von ihren Stelzfüßen herab, um ſi< um den Ofen zu lagern. Hier bleiben ſie mit Wohlbehagen liegen und ſtre>en den Hals und die Hinterbeine in ihrer ganzen Länge hervor.

„hre Nahrung, die ſie faſt täglih zu ſi nehmen, beſteht aus Weißbrot, in Milch oder Waſſer geweiht, Zitronen, die ſie ſehr zu lieben ſcheinen, Äpfeln, Birnen, Salat, Kohl, Kürbiſſen und Fleiſch. Merkwürdig iſt, daß die Männchen gern Fleiſch freſſen, wogegen ſi< die Weibhen nur von Pflanzenſtoffen ernähren. :

„Als ih ſie erhielt, waren ſie ſehr ſcheu, ſo daß ſie ſi bei der geringſten Annäherung ziſchend in die Shale zurü>zogen. Jett laſſen ſie ſih niht einmal beim Freſſen ſtören, wenn man ihren Kopf leiht mit der Hand berührt; auch freſſen ſie aus der Hand.“

Eine der ſchönſten Arten der Gruppe iſt die Sternſchildkröte (Testudo elegans, stellata, actinodes und megalopus, Chersine elegans, Peltastes stellatus)/ die aus Oſtindien ſtammt. Der länglih eirunde Panzer iſ in der Mitte ſtark erhöht, an beiden Enden faſt gleihmäßig abgeflacht, ſeitlich ſteil abfallend, im Ganzen eher höher als breit, der Rückenpanzer vorn, der Bauchpanzer hinten faſt dreie>ig tief ausgeſhnitten. Die Mittelfelder der einzelnen Platten erheben ſich, wenigſtens bei den meiſten alten Stücken, ſo bedeutend, daß die Platten zu hohen Höern anſhwellen. Auf den Wirbelplatten liegen die Mittelfelder oder höchſten Erhebungen, um niht zu ſagen Spißen der Höcker in der Mitte, auf den Nippenplatten zwiſchen der Mitte und dem oberen Nande, auf den Nandplatten in der unteren hinteren Ee; an den drei hinterſten Nandplatten jederſeits treten ſie, als Spigen vorragend, beſonders hervor. Eine Naenplatte fehlt; die Kehlplatten ſind verlängert dreie>ig, die Armplatten länger als breit, die Bruſtplatten ſehr ſ{mal,/ die Bauchplatten ebenſo breit wie lang, die Afterplatten rautenförmig. Kleinere vielſeitige Schilde bekleiden den Oberkopf und liegen auf der Oberſeite der Schnauze beiderſeitig gleihmäßig verteilt; eine größere, längliche de>t wie gewöhnlih die Gegend über dem Ohre. Die Kieferränder ſind {<wach gezähnelt. Die Vorderbeine panzern auf der Vorder-, die Hinterbeine auf der Rückſeite vortretende, große, flache, dreie>ige Schuppen und