Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Suppenſchildkröte: Fortpflanzung. Unterbringen der Eier 599

von 18 Meilen zwiſchen der Mündung des Rio Doce und des St. Matthäus befindet, ferner die zwiſchen dem eben genannten Fluſſe und dem Mucuri ſowie mehrere andere Gegenden des Strandes, die niht dur hohe ſteile Küſten, an welchen die Wogen des Meeres ſi< brechen, unzugänglih gemacht werden. Der Reiſende findet in der Legezeit häufig Stellen im Sande der Küſte, auf welchen zwei gleihlaufende Rinnen den Weg an-. zeigen, den die Schildkröten genommen haben, als ſie das Land beſtiegen. Dieſe Furchen ſind die Spuren, welche die vier Floſſenfüße hinterlaſſen; zwiſchen ihnen bemerkt man alsdann eine breite Schleife, die der Unterpanzer des ſ<weren Körpers eindrü>t. Folgt man dieſer Spur etwa 30—40 Schritt weit auf die Höhe des Sandufers, ſo kann man das ſ{<hwere, große Tier finden, wie es unbewegli<h in einem flachen, wenig vertieften, durch ein kreisförmiges Herumdrehen gebildeten Keſſel daſißt, mit der Hälfte des Körpers darin verborgen. Sind die ſämtlichen Eier in der beſchriebenen Weiſe gelegt, ſo ſharrt das Tier von beiden Seiten den Sand zuſammen, drü>t ihn feſt und begibt ſich, ebenſo langſam wie es gekommen iſt, auf derſelben Spur wieder in ſein Element zurü>.“

Six Emerſon Tennent erfuhr, im Gegenſatze hierzu, daß man an den Küſten von Ceylon, wo dieſe Art namentlih die Jnſel Ramesvaram und deren Nachbarinſeln, kleine Eilande, die zwiſchen Ceylon und Südindien gelegen ſind, aufſucht, eine gewiſſe Liſt der eierlegenden Schildkröten beobachtet habe. Sie ſollen ihr Neſt dadurch zu verbergen ſuchen, daß ſie ihren Weg in weitem Bogen ausführen und an einer ganz verſchiedenen Stelle wieder zum Meere zurü>ehren. Die Singaleſen ſeien deshalb genötigt, die ganze Spur abzuſuchen und den Boden vermittelſt eines Sto>es zu prüfen, weil ſie niemals wiſſen fönnten, wo ſi<h das Neſt befinde.

Das erſte Gelege ſcheint den Vorrat der befruchteten Eier eines Weibchens niht zu erſhöpfen, dieſes vielmehr nah Ablauf einiger Zeit wieder zu derſelben Stelle zu kommen, um eine ähnlihe Anzahl inzwiſchen gereifſter Eier der mütterlih waltenden Erde zu übergeben, ſo daß ſih die geſamte Anzahl aller Eier eines erwachſenen Weibchens auf 300, vielleiht 400, belaufen mag. Ältere und neuere Schriftſteller, die Gelegenheit hatten, Suppenſchildkröten an ihren Legeſtellen zu beobachten oder hier, an ihrer Wiege, Nachrihten über ſie einzuziehen, ſtimmen in der Angabe überein, daß die Tiere alljährlich zweibis fünfmal, und zwar in Zwiſchenräumen von 14—15 Tagen, auf den Brutſtätten erſcheinen und jedesmal 75—200 Eier ablegen. Das Zurückkehren beſtimmter Weibchen zu den Legepläßen konnte mit Sicherheit feſtgeſtellt werden. Auf den Tortugas-Jnſeln, einem der bevorzugten Brutpläße Weſtindiens, waren, laut P. Strobel, verſchiedene Suppenſchildkröten gefangen und gezeichnet, ſodann nah Key Weſt gebraht und hier in einem Gehege eingeſchloſſen worden, Ein Sturm zerſtörte die Umhegung und befreite die Gefangenen. Wenige Tage ſpäter wurden ſie auf derſelben Stelle und unter gleichen Umſtänden wie das erſte Mal gefangen. Dagegen berichtet O. Krümmel von den auf Aſcenſion erſcheinenden Schildkröten: „Mehrfach hat man ſeit 50 Jahren verſucht, einige dur Einfügen einer Kupferplatte in den Rückenſchild zu zeichnen, aber nie hat man bisher ein ſol<hes Tier wiedergeſehen.“

Je nach der Gegend iſt die Legezeit verſchieden. Jn der Straße von Malaka fällt ſie in dieſelben Monate wie in Braſilien, auf den Tortugas und Bermudas in die Monate April bis Juni, an der Goldküſte, laut Loyer, dagegen in die Zeit zwiſchen September und Januar; anderweitige Angaben finde ih niht verzeichnet. Die Brutdauer beträgt ungefähr 6—10 Wochen, je nah der Wärme des Brutplaßes etwas mehr oder weniger, z. B. auf der Jnſel Aſcenſion, wie O. Krümmel dort erfuhr, 9—10 Wochen.

Auf den Fnſeln des Grünen Vorgebirges ſollen die jungen Schildkröten {hon am dreizehnten Tage nah dem Legen auskommen, eine Angabe, die ſicher auf ungenauer