Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

608 Dritte Ordnung: Schildkröten; ſiebente Familie: Pelomeduſen.

des Orinokos ſi jährlih zuſammen zu finden ſcheinen, liegen zwiſchen dem Zuſammenfluſſe des Orinokos und des Apures und den großen Fällen oder Raudales, und hier finden ſich die drei berühmteſten Fangpläße. Eine Art, die Arrauſchildkröte, geht, wie es ſcheint, niht über die Fälle hinauf, und wie man uns verſicherte, kommen oberhalb Atures und Maypures nur Terekayſchildkröten vor. |

„Die große Schildkröte, der Arrau, ein furhtſames, ſcheues Tier, das nur den Kopf aus dem Waſſer ſtre>t und beim leiſeſten Geräuſche ſih verbirgt, meidet von Menſchen bewohnte oder von Booten beunruhigte Uferſtre>en. Sie iſt eine große Süßwaſſerſchildfröôte mit Shwimmfüßen, ſehr plattem Kopfe, zwei fleiſchigen, ſehr ſpizigen Anhängen unter dem Kinne, mit 5 Zehen an den Vorder- und 4 an den Hinterfüßen. Der Rü>kenpanzer hat 5 Mittel-, je 4 ſeitlihe und 24 Randſchilde; er iſt oben ſ{<warzgrau, unten orangengelb; die langen Füße ſehen ebenſo aus. Zwiſchen den Augen iſt eine ſehr tiefe Längsfurche. Die Nägel ſind ſehr ſtark und gebogen. Die Afteröffnung befindet ſi<h am erſten Fünftel des ſehr kurzen Shwanzes. Das erwachſene Tier wiegt 20 —25 ks. Die Eier, weit größer als Taubeneier, haben eine Kalkſhale und ſollen ſo feſt ſein, daß die Kinder der Otomaken, die eifrige Ballſpieler ſind, ſie einander zuwerfen können. Der Terekay iſt kleiner als der Arrau, der Panzer zählt ebenſo viele Platten; ſie ſind aber etwas anders verteilt. J< zählte 5 Mittel-, je 4 ſe<hse>ige ſeitlihe und 24 vierſeitige, ſtark gebogene Randplatten. Die Färbung des Panzers iſt ſhwarz mit grünlichem Anluge; Nägel und Füße ſind wie beim Arrau, die na>ten Teile olivengrün; auf dem Kopfe ſtehen zwei aus Rot und Gelb gemiſchte Fle>en; der Hals iſt gelb. Die Terekays thun ſich niht in ſo große Shwärme zuſammen wie die Arraus, um die Eier auf dem nämlichen Ufer zu legen. Lettere haben einen angenehmen Geſhma> und ſind bei den Bewohnern von Spaniſch-Guayana ſehr geſucht. “Det Arrau geht niht über die Fälle hinauf; der Terekay kommt ſowohl im oberen Orinoko als unterhalb der Fälle vor, ebenſo im Apure, Uritufu, Guariko und den kleinen Flüſſen, die dur die Llanos von Caracas laufen.“

Von Sternothaerus derbyanus, einem weſtafrikaniſhen Tiere aus dieſer Familie, berichtet P. Heſſe, daß es zuweilen einen kurz abgebrohenen Laut von ſi< gab, der wie das „Wau“ eines Hundes klang und vermutlih durch Zuſammenklappen der kräftigen hornigen Kiefer hervorgebraht wurde. Ein Weibchen dieſer Schildkröte legte faſt 4 Wochen lang ziemlich regelmäßig tägli ein Ei; ſelten feßte es einmal einen Tag aus, an 3 Tagen fand er je zwei Eier. Dieſe haben eine papierartige, nicht glänzende Schale, ſind länglich, etwas größer als Taubeneier und an beiden Enden gleihmäßig abgerundet.

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Die Arrauſchildkröte (Podocnemis expansa, Emys expansa und amazonica, Hydraspis expansa), ein großes Tier von 77 cm Panzerlänge, vertritt die Gattung der Schienenſchildkröten (Podocnemis), die ſih durch folgende Merkmale auszeihnen. Dem mäßig gewölbten Rückenpanzer, deſſen Rand wagere{<ht vorſpringt, fehlt die Natenplatte, dem Bruſtpanzer mangeln Achſel- und Weichenplatten. Die Schwanzplatte iſt doppelt; die auffallend kleinen Armplatten des Bauchpanzers erreichen kaum die halbe Größe der Bruſtplatten. Große Schilde bekleiden den Kopf, der wegen der tiefen und breiten Längsfurche zwiſchen den Augen beſonders auffällt; 1 oder 2 Värtel hängen vom Kinne herab. Auch die Vorderarme und das Außenende der Hinterfüße werden von einigen großen Schuppen bede>t; im übrigen iſt die Haut der Glieder wie die des Halſes na>t. Die Schwimmhäute ſind ſehr ſtark entwitelt.

Von den übrigen Gattungen der Familie trennt ſie die Anzahl der Zehen, vorn 5, hinten 4, während die anderen auf Afrika beſchränkten beiden Gattungen 5 und 5 Zehen