Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Vierte Ordnung.

Die Brückene<ſen (Rhynchocephalia).

Dieſe in jeder Beziehung auffallende, in ihrem Außeren zwar ganz an die Eidechſen erinnernde Ordnung, die aber in ihrem inneren Baue die Merkmale verſchiedener anderer Ordnungen, ja Klaſſen, neben einer Summe der ſeltſamſten Eigentümlichkeiten vereint, ſtimmt in manchen Beziehungen ſogar mit den Lurchen überein. Merkmale der uralten, in den Kohlenbildungen und im Rotliegenden Sachſens und Böhmens vorkommenden Stegocephalen, eidehſenartiger Lurche, und ſolche der Schildkröten, der urweltlihen Pleſioſaurier und der Eidechſen vereinigen ſih in einem einzigen Tiere, der Brückene<hſe. Und, was das merkwürdigſte iſt, das früheſte Kriehtier, das wir kennen, die Urbrückenehſe (Palaeohatteria) des ſähſiſhen Rotliegenden, iſt der allernächſte Verwandte des lebenden Tieres, das alſo als ein Überbleibſel des älteſten Kriechtierſtammes aufgefaßt werden muß, der einzige überlebende Reſt einer längſt verſ<wundenen Welt, ehrwürdig durc eine Ahnenreihe, wie ſie tein zweites Wirbeltier der Erde aufzuweiſen hat.

Die Brückene<hſe (Sphenodon punctatus, guentheri und diverzus, Hatteria punctata) müſſen wir als Urbild einer beſonderen Ordnung und Familie betrahten und als Vertreterin einer eignen, den Abteilungen der Shuppenkriechtiere, Panzere<ſen und Schildtröten gleihwertige und von ihnen weſentlich verſchiedene Ordnung (Rhynchocephalia) anſehen. Sie iſt ein großes, etwas plumpes, in der Körpergeſtalt an gewiſſe Leguane erinnerndes Tier. FJhr Kopf iſt vierſeitig, der Leib gedrungen, der Gliederbqu kräftig, der ctwa der Länge des Numpfes glei<kommende Shwanz zuſammengedrü>t dreiedig; die Vorder- und Hinterfüße haben fünf fräftige, furze, walzige Zehen, die kleine Spannhäute zeigen und mit kurzen Krallen bewehrt ſind. Schenkelporen fehlen. Jm Na>en, längs der Rückenmitte und ebenſo längs der Mitte des Shwanzes erhebt ſi ein aus zuſammengedrü>ten Dornen gebildeter, in der Schulter- und Lendengegend unterbrochener Kamm. Kleine Schuppen de>en den Kopf, kleinere, untermiſht mit größeren, den Numpf, große, viere>ige, flache, in Querreihen angeordnete Schilde die Unterſeite, kleine Schuppen den Schwanz und die Ober- und Unterſeite der Zehen; die der ganzen Oberſeite ſind förnelig, diejenigen, welche die unregelmäßigen Hautfalten beſeßen, größer als die übrigen. Ein düſteres Olivengrün bildet die Grundfarbe; kleine weiße und dazwiſchen ſtehende größere gelbe Fle>en tüpfeln Seiten und Glieder; die Stacheln des Nacken- und Nückenkammes ſind gelb, die des Shwanzïammes braun gefärbt.

Viel auffallendere und bedeutſamere Merkmale, als die äußerlichen ſind, ergeben ſich bei der Zergliederung des Tieres. Das Quadratbein iſt, im Gegenſatze zu allen Schuppenfriehtieren, mit dem Schädel unbeweglich vereinigt und der Antligteil des Schädels dur<h