Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

632 Ein Bli> auf das Leben der Geſamtheit.

ſtehen au< entwi>elungsgeſchichtlich in keiner näheren Beziehung zu einander. Bei Kröten und Salamandern ſind dieſe Abſonderungen, den zahlreiheren Drüjen entſprechend, bedeutender als bei anderen Lurchen, können auh dur<h Hautreize no< beſonders vermehrt werden. Sett man z. B. einen Salamander oder eine Kröte auf glühende Kohlen, ſo ſondert ſi dieſer Schleim in größerer Menge ab: daher die uralte, grundloſe Sage, daß der Salamander im Feuer aushalten könne. Wie es ſcheint, iſt der Lurch im ſtande, die Hautabſonderung willkürlih zu vermehren, ſie alſo als ein Schußmittel gegen ſeine Feinde zu verwerten; denn dieſer Saft hat niht bloß ſtarken Geruch, ſondern auh bedeutende Schärfe, wel leßztere Kröten und Salamander in den Ruf der Giftigkeit gebracht hat. Als eigentliches Gift für den Menſchen iſt der Schleim nun wohl niht anzuſehen; troßdem verurſacht er auf der empfindlichen Schleimhaut Schmerzen, auf der Zunge beißendes Brennen. Davy, der den Saft der Kröte unterſuchte, bemerkt, daß er auf der Zunge ungefähr die Wirkung des Eiſenhutauszuges hervorbringe, G. Calmels fand darin Methyl: carbylamin und einen zweiten dieſem Körper verwandten Stoff und im Giftſafte des Kammmolches eine Äthylcarbylamin-Verbindung, der er Geruch und giftige Eigenſchaften verdanke. Letterer Chemiker ſtellte auh feſt, daß alle Hautgiſte der Lurche in die Leucinoder in eine verwandte höhere Amidoſäure-Reihe gehören, und daß ſie, rein dargeſtellt, noh giftiger ſind als waſſerfreie Blauſäure. Nach den von Gratiolet, Fatio und Chloez angeſtellten Verſuchen tötet der Drüſenſaft der Kröten kleine Vögel, denen er eingeimpft wird, bald und wirkt ſelbſt in dem Falle noh, wenn ex vor dem Einimpſfen getro>net worden iſt. Auch NRöbbeler hat gefunden, daß der Schleim tödlih wirkt, wenn er jungen Hündchen, Meerſchweinchen, Fröſchen und Waſſerſalamandern dur< Einſchnitte ins Blut eingeführt wird, ebenſo, daß der Saft der Waſſermolche und Erdſalamander, in gleicher Weiſe der Kröte beigebracht, dieſer verderblih wird.

Pallas erzählt daß er einen Mops beſeſſen habe, der es nicht laſſen konnte, Kröten totzubeißen, davon aber geſhwollene Lippen bekam, krank ward und ſtarb. Dieſen Bemerkungen fügt Lenz eigne Beobachtungen hinzu, die jene Angaben beſtätigen. „Daß man zarten Stubenvögeln keinen Sand geben dürfe, der mit der von Kröten ausgehenden Feuchtigkeit in Berührung gekommen iſ, weiß ih aus folgender Thatſahe: Fm Jahre 1859 ließ ih friſhen Sand für meine Kanarienvögel holen, that einen Teil davon in einen Topf, die Hauptmaſſe aber in einen Schuppen und legte eine Bretterthür zum Schuße gegen Verunreinigung darauf. Fm Winter und Sommer bekamen die Vögel öfter friſhen Sand aus dem Topfe und befanden ſi< wohl dabei. Fm Sommer 1860 ſiedelte ſi< eine ungeheure Kröte unter der Bretterthür an, kam jeden Abend hervor, wartete vor dem Brette eine Zeitlang und kro< dann über Nacht im Hofe und Garten umher. Da ich ihr oft abends vor ihrer Klauſe einen freundlichen Beſu abſtattete, wurde ſie bald ganz zutraulih. Jm Herbſte war der Sand des Topfes verthan. Jh hob nun das Brett auf und fand unter ihm die von der Kröte gemachte Höhlung und die Kröte ſelbſt. Der Sand war niht, wie ih erwartet hatte, ganz tro>en, ſondern von einer Feuchtigkeit durchzogen, die wohl von der Bewohnerin ausging. Die von ihr gemachten Höhlungen durMzogen nur die Oberfläche; um ſicher zu gehen, hob ih mit einer Schaufel den oberen Sand 15 cm hoh ab, nahm von dem in der Tiefe befindlihen und gab davon drei geſunden Kanarienvögeln. Sie fraßen davon: der eine ſtarb ſelbigen Tag, die zwei anderen, denen ih den Sand ſ{<nell wegnahm, in den nächſten Wochen.“ Zwei Verſuche, die jedermann leicht anſtellen kann, beweiſen nah O. Boettger mehr als alle Worte die Giftigkeit der Hautabſonderung der Lurche. Man halte nur einmal wohlerzogenen Hunden eine Kröte vor die Naſe! Der eine zieht die Naſe und die Stirnhaut hoh und wendet den Kopf ab, ein anderer nimmt den Schwanz zwiſchen die Beine und iſt um keinen Preis zu