Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

634 Ein Bli> auf das Leben der Geſamtheit.

zwei Stirnbeinen und bei den Blindwühlen no< von einem Siebbeine gebildet, während bei den übrigen gewöhnli<h zwei mehr oder minder entwid>elte Naſenbeine auf der vorderen Seite aufliegen. Bei den froſchartigen Lurchen beſteht ein ringartig verknöchertes Siebbein, das zuweilen eine ſehr bedeutende Größe erlangt, aber auf der Oberfläche des Schädels nirgends zu Tage kommt. Die Seitenflächen des Schädels bleiben bei den Kiemenluxchen faſt ganz knorpelig oder zeigen auh eine dem vorderen Keilbeinflügel ſowie dem vorderen Stirnbeine entſprehende Verknöcherung, während bei den froſchartigen Tieren ſowohl das Felſenbein als auch die Keilbeinflügel verknöchern, aber dennoh häutige Zwiſchenräume laſſen. An dem Gaumengewölbe ſind alle Knochen feſt mit dem Schädel verbunden und zwar în der Weiſe, daß Zwiſchenkiefer und Oberkiefer hintereinander den Mundrand bilden und gewöhnlih ein zweiter, gleihlaufender Bogen auf ihrer inneren Seite von den doppelten Gaumenbeinen gebildet wird. Die Pflugſcharbeine und oft au< die Gaumenbeine ſowie ſeltener das Keilbein (Parasphenoid) find oft ebenſo wie die oberen Kiefer mit Zähnen beſezt. Der Unterkiefer iſt zum wenigſten aus zwei Knochen, dem Gelenkſtü>e und dem Zahnſtüce, zuweilen aber au< aus no< mehr Stücken zuſammengeſeßt und an einem Tragbogen aufgehängt, der niemals vollſtändig verknöchert und aus dem Quadratbeine und dem Trommelbeine beſteht. Das ſiebförmige Knochengebilde, das auf dieſe Weiſe zuſammengeſeßt wird, iſt feſt mit dem Schädel verbunden und gewöhnlih ſchief na< hinten gerichtet, ſo daß die Mundſpalte ſih oft ziemli<h weit hinter den Schädel erxſtre>t und der Rachen einer großen Erweiterung fähig iſt.

„Die Glieder beſtehen, inſofern ſie vorhanden ſind, ſtets aus dem Schulter- und Be>engürtel und den eigentlihen Gliedmaßen. Den Blindwühlen fehlen ſie gänzlih, während bei manchen Kiemenmolchen nur Schultergürtel und Vorderfüße vorhanden ſind. Dex aus dem ſtielſörmigen Schulterblatte, dem breiten, ſpatelartigen Rabenſhnabelbeine und häufig au< einem geſonderten Schlüſſelbeine gebildete Schultergürtel iſt ſeitlih an den Halswirbeln befeſtigt. Bei den Molchen iſt er ſtets nur teilweiſe verknöchert und beſteht aus einem Schulterblatte, einem ſhmalen Schlüſſelbeine und dahinterliegendem, breiterem Rabenſchnabelbeine, an die ſih oft no< ein unpaares Bruſtbein anfügt. Bei den Fröſchen wird ein breiter Bruſtkorb von dem Schultergürtel gebildet, der aus vielen Stücken beſteht, die oft nur teilweiſe verknöchern und für die Unterſcheidung großer Gruppen, einzelner Familien und vieler Gattungen von größter Wichtigkeit ſind. Der Vorderfuß ſelbſt beſteht aus einem einfahen Oberarm-, zwei zuweilen verſ<hmolzenen Vorderarmknochen, einer oft fnorpelig bleibenden Handwurzel und aus Fingern, deren Zahl meiſt vier, ſelten drei beträgt. Der Be>kengürtel iſt bei den Molchen nur \{<hwa<h entwi>elt, und die Kreuzbeinwirbel ſind in ihrer Bildung von den übrigen Wirbeln kaum verſchieden; das Been bleibt außerdem meiſt knorpelig und beſteht aus den drei gewöhnlichen Knochen: Schambein, Sißbein und Darmbein. Um ſo ausgezeichneter iſt die Bildung des Beens bei den Fröſchen, wo es den ſtarken Springbeinen als Stüßpunkt und ihren Muskeln zum Anſate dienen muß. Die Zuſammenſezung der Fuß- und Zehenknochen iſt ähnlih wie an den vorderen Gliedmaßen, obgleih größerer Wechſel vorkommt, indem bei vielen Shwanzlurhhen ſi< nur 2, 3 oder 4, bei den Fröſchen aber ſtets 5 Zehen an den Hinterfüßen vorfinden. Nur bei ſehr wenigen Gattungen von Fröſchen und Molchen kommen krallenartige Nägel vor, in welchen die Zehenenden wie in einem Fingerhute ſte>en; bei der größten Mehrzahl der Lurche ſind -die Zehen vollkommen na>t, dagegen häufig dur<h Shwimmhäute verbunden und oft an ihrer Spiße auf der Unterfläche mit beſonderen Ballen zum Anheften verſehen.

„Die Muskeln der Lurche entſprechen der Leibesform. Bei den im Waſſer lebenden Arten der Klaſſe überwiegen die ſeitlihen Muskelmaſſen, bei den Fröſchen erhalten die der Beine das Übergewicht. Von Farbe ſind die Muskeln weißrötlih, noh etwas bläſſer