Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Äußerer und innerer Bau. Sinneswerkzeuge. Bezahnung. 635

als die der Kriehtiere. Jhre Stärke iſt beträhtlich, ihre Reizbarkeit bedeutend, wie die vielfachen Verſuche, die gerade mit dieſen Tieren angeſtellt werden, zur Genüge darthun.“ Das Gehirn iſt langgeſtre> und ſeine einzelnen Knoten liegen hintereinander. Das kleine Gehirn wird nur durch eine ſ<hmale Querbrücke vertreten; vor ihm liegen die Vierhügel, die von hinten her die Zirbeldrüſe umfaſſen, vor dieſer die paarigen Anſchwellungen des Vorderhirnes die gewöhnlih das hintere an Maſſe überwiegen. „Das Lurchgehirn“, urteilt L. Edinger, „iſt das einfachſte und tiefſtſtehende in der Wirbeltierreihe; bei ihm zuerſt tritt ein Hinterhauptslappen an jeder Halbkugel auf.“ Auf das ſogenannte Stirnoder Scheitelauge, das bei den Lurchen der Vorzeit eine ſehr große Rolle geſpielt hat, aber auh bei den jeßt noh lebenden Arten als ein merkwürdiger Überreſt eines Werkzeuges, das ehemals wohl einer Sinnesthätigkeit diente, erhalten geblieben iſt, haben wir ſhon bei Beſprehung der Kriechtiere hingewieſen. Das Rückenmark beſit eine im Verhältnis zum Gehirne beträhtlihe Ausdehnung und überwiegt leßteres entſchieden. Keinem einzigen Lurche fehlen die drei höheren Sinneswerkzeuge, obwohl die Augen bei einzelnen in hohem Grade verkümmert und unter einer undurchſichtigen Haut verſte>t ſein fönnen. Das entwid>eltſte Auge beſißen die Froſhlurche: es iſt groß, ſehr beweglich, wird gewöhnli<h von zwei Augenlidern bede>t deren unteres das größere, dünnere und durchſichtigere iſt, und zeigt außerdem meiſt im vorderen Winkel die Nickhaut als einfache kleine, unbewegliche Hautfalte. Eine eigentliche Thränendrüſe fehlt. Das Gehörwerkzeug ändert no<h mehr ab als das Auge. Bei den Shwanzlurchen iſt nur das Labyrinth vorhanden, bei den Froſhlurchen überdies eine Paukenhöhle mit Trommelfell und kurzer euſtachiſher Nöhre. Das Labyrinth ſelbſt beſteht aus drei halbzirkeligen Röhren und einem Sade, der mit fleinen Kalffryſtallen erfüllt iſt, und hat eine eiförmige Öffnung, die bald dur einen Deel, bald durch eine dünne Haut bald dur<h Muskeln und Haut bede>t wird. Die Naſe fet ſih in zwei dur<h eine Scheidewand voneinander getrennte Höhlen vorn an der Schnauzenſpiße und ebenſo in der Mundhöhle am Gaumengewölbe: ein Merkmal das in der Regel hinreiht, um alle Lurche von den Fiſchen zu unterſcheiden, obgleih auc bei dieſen ausnahmsweiſe dasſelbe bemerkt wird. Bei vielen Lurchen kann der Eingang zur Naſenhöhle dur klappenartige Häute verſchloſſen werden. Die Zunge, die nur in geringem Grade als Werkzeug des Geſhma>es angeſehen werden darf, fehlt bloß bei einer nung der Fröſche, iſt ſonſt gut entwi>elt oft ſehr breit und füllt gewöhnlih den Raum zwiſchen beiden Kieferäſten vollſtändig aus, beſizt auch ‘meiſt ziemliche Beweglichkeit, unterſcheidet ſi< aber von der Zunge höherer Wirbeltiere darin, daß ſie nicht hinten, ſondern vorn angeheftet iſt und alſo mit ihrem hinteren Ende aus dem Munde hervorgeſhleudert werden kann; nur bei einigen Molchen und termitenfreſſenden Froſchlurhen iſt ſie auf dem Boden der Mundhöhle angewa<hſen. Eine harte, kegelförmige Warze in der Mitte der Zunge erſeßt bei manchen Baumfröſchen die bei anderen Familienverwandten ihr gerade gegenüberliegenden, im Gaumen angebrachten Pflugſcharzähne. Einige Lurche ſind zahnlos, die meiſten aber tragen im Oberkiefer und auf den Pflugſharbeinen Zähne, andere ſolhe auf den Oberkiefern und den Gaumenbeinen in zwei vollflommenen Bogen. Vei Shwanzlurhen und Blindwühlen ſind Unterkieferzähne gewöhnlich, bei Froſ<hlurchen nur ſelten vorhanden. Die Zähne ſind immer kleine, einfache, ſpivige, na<h hinten gekrümmte Haken und dienen nur zum Feſthalten und zum Fortſchieben des Viſſens in den Schlund, niemals zum Kauen. Der Darmſchlauch iſt in dev Negel kurz, entſprechend der Fleiſchnahrung aller der hierher gehörigen Tiere, der Schlund lang und weit, der Magen einfach di>häutig, längs gefaltet der Afterdarm ausnahmsweiſe blaſenartig erweitert. L. F. Héron-Noyer hat bei allen europäiſchen Lurchen eine fa>artige Umhüllung der Exkremente beobachtet, die eine ſhraubenförmige Drehung erkennen