Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

636 __Ein Bli>k auf das Leben der Geſamtheit.

läßt. Genauere Unterſuchung des Aſterdarmes hat ergeben, daß dieſe Hüllhaut ſih ununterbrochen erzeugt, jederzeit den Mund des Dickdarmes abſchließt und ſo verhindert, daß die Auswurfſtoffe den Fortpflanzungswerkzeugen und ihren Abſcheidungen \{<ädli< werden können. Die meiſt in zwei Lappen getrennte Leber, Gallenblaſe, Bauchſpeicheldrüſe, Milz, Nieren und Harnblaſe ſind ſtets vorhanden. Alle Lurche ſind getrennten Geſchlechtes. Die immer paarigen Geſchlechtsteile, die an der Rückenwand der Bauchhöhle liegen, zeihnen ſih aus dur einfahen Bau. Die Hoden zerfallen in einzelne Abteilungen, beſtehen aus kurzen Samenröhren und gehen in ſehr feine Röhrchen über, die durch je eine Falte des Bauchfelles nah den Nieren hinübergeleitet werden, in dieſen ſich neßförmig verzweigen und dann in den gemeinſchaftlihen Samen- und Harnleiter übertreten, an welchem ſi meiſt no< röhrenförmige Seitenausſtülpungen befinden. Die Eierſtö>e ſind traubenförmig und vollkommen abgeſchloſſen. Bei den Schwanzlur<hen bilden ſie einèn Sa> mit einer einzigen Öffnung, dur<h welche die reifen Eier in die Bauchhöhle fallen, während bei den froſchartigen Tieren jedes reife Ei für ſich ſeine Kapſel dur<hbriht. Die Eileiter ſind ſtets vollkommen von den Eierſtöken getrennt, ſehr lang, darmartig vielfah gewunden und mit einem weiten Trichter, der die Eier gleichſam einſ<hlu>t, in die Bauchhöhle geöffnet; vor ihrer Öffnung in die Kloake zeigen ſie oft cine gebärmutterartige Erweiterung, in der ſih bei den Salamandern auh wirkli die Jungen entwi>eln. Äußere Geſchlechtswerkzeuge finden ſi< nur bei den Blindwühlen.

Höchſt bedeutſam für das Leben der Lurche ſind die Wertzeuge des Blutumlaufes und der Atmung. Das Herz weiht wenig von dem der Kriechtiere ab; es beſteht aus zwei, jedo<h niht immer vollſtändig getrennten, dünnhäutigen Vorkammern und einer einfachen, di>wandigen Herzkammer, die das Blut in die Schlagadern treibt. Leßtere verändern ſih während der Verwandlung, welche die meiſten Lurche zu durchleben haben, bedeutend und mit ihnen gleichzeitig auh die Lungen, die während der Jugend durch Kiemen erſest waren, und die bei einzelnen überhaupt erſt ſehr ſpät zur Wirkſamkeit gelangen. Dieſes hängt ſo genau mit der Entwi>kelung unſerer Tiere ſelbſt zuſammen, daß wir vor allem anderen uns hiermit beſchäftigen müſſen.

Eine eigentlihe Begattung kommt nur bei den Blindwühlen, eine Befruchtung der Eier im Leibe der Mutter ohne Zuthun des Männchens dur< Aufnahme von Samenpaketen, die ins Waſſer abgelegt werden, bei den lebendig gebärenden Erdſalamandern und vielen eierlegenden Schwanzlur<hen vor. Eine anderweitige Ausnahme machen auch ſolche Fröſche, die ſih ohne eigentliche Verwandlung unmittelbar aus Eiern entwi>eln. Die Regel iſt, daß bei den Fröſchen die Eier, wie bei den Fiſchen, erſt befruchtet werden, nachdem ſie den Leib der Mutter verlaſſen haben. Äußerlich ſihtbare oder überhaupt entwi>elte Begattungswerkzenge fehlen mit alleiniger Ausnahme der Blindwühlen allgemein, und die Befruchtung der Eier geſchieht daher gewöhnlihh, aber niht in allen Fällen, im Waſſer, währt meiſt lange Zeit und läßt die brünſtigen Tiere die Außenwelt oft gänzlih vergeſſen. Die Eier ſelbſt werden bloß ausnahmsweiſe von den Eltern mit einer gewiſſen Fürſorge behandelt, in der Regel dagegen dem Waſſer und der Sonne überlaſſen. Bei der Leichtigkeit, mit der man ſih den Laich der Lurche verſchaffen kann, iſt die Entwicelung Gegenſtand vielfaher Unterſuchung geweſen. „Die reifen Eier“, ſagt Vogt, „enthalten eine kugelförmige Dottermaſſe, die bei den meiſten eine Ablagerung dunkel gefärbten Farbſtoffes in ihrer Rindenſchicht zeigt, die beſonders um die eine Hälfte ſo ſtart iſt, daß das Ei hier vollkommen ſ{hwarz erſcheint. Die Dottermaſſe ſelbſt beſteht aus einer di>lichen, eiweißhaltigen, zähen Flüſſigkeit, in der ſi< ungemein viele, feſtere Dotterförperchen von talgähnliher Beſchaffenheit und meiſt viered>iger, abgeplatteter Geſtalt befinden; eine ſehr zarte Dotterhaut umſchließt das Ganze. Beim Durchgleiten durch den