Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Fortpflanzungswerkzeuge. Blutumlauf. Atmung. Laich. 637

langgewundenen Eileiter werden die Eier mit gallertartiger Maſſe umhüllt, die nur bei wenigen Arten feſter wird und dann eine elaſtiſche Schnur darſtellt, bei den meiſten dagegen im Waſſer ungemein anſchwillt und ſo die gewaltigen Maſſen und Klumpen von Laich bildet, die wir im Frühjahre in Gräben und Teichen finden. Bei der Entwielung ſpielt dieſe Gallertmaſſe eine keine8wegs unwichtige Nolle.

Darüber haben in neueſter Zeit H. M. Bernard und K. Bratuſche> Unterſuhungen angeſtellt, deren Ergebniſſe hier im Auszuge eingeſchaltet werden. Die Vorteile, die den Froſcheiern aus ihren Gallerthüllen erwahſen, ſind {hon lange mannigfaltig erörtert worden. Die Gallerte bildet einen wirkſamen Schuß gegen das Eintro>nen; ferner ſ{hüßt ihre S<hlüpfrigkeit und Elaſtizität die Eier gegen mechaniſche Verleßung und beſonders gegen das Gefreſſenwerden. Mit Ausnahme der breitſhnäbeligen Enten iſt es Vögeln unmöglich, den Laich zu verſchlingen. Nach den Beobachtungen von E. Stahl dient die Gallerte au< als ein Schußmittel gegen die Angriffe von Fiſchen und Schhne>en und, nach den ſpäteren Verſuchen von Bernard und Bratuſche>, auh gegen die der Flohfrebſe. Als ein weiterer Vorteil wird angeführt, daß mit der Vergrößerung der einzelnen fugeligen Eier, wie ſie dur< die Gallerthüllen erzielt wird, auh eine Vergrößerung der Zwiſchenräume verbunden iſ, was wiederum eine für Atmung und Stoffwechſel des Keimlings wichtige vermehrte Waſſerzufuhr zur Folge hat. „Die Kugelform iſt ſogar mittelbar no< in anderer Beziehung für die Atmung nüßlih, denn die grellen Punkte, die von den als Sammellinſen wirkenden glashellen Kugeln im Sonnenſchein geworfen werden, lo>en die Shwärmſporen kleiner Algen an, ſi<h auf der Gallerte anzuſiedeln. Der grüne Algenüberzug, den man auf älterem Laiche faſt ſtets findet, übt aber dur die reihen Sauerſtoffmengen, die er den Eiern zuführt, auf deren Entwi>elung ſicherlih einen günſtigen Einfluß aus. Jn anderer Beziehung ſcheinen die von den größeren Waſſerpflanzen abgeſchiedenen Sauerſtoffblaſen von Vedeutung zu ſein; denn wir bemerkten, daß der Laich des Grasfroſches nur in Gefäßen mit einer genügenden Menge von Waſſerpflanzen an die Oberfläche ſteigt, während ex in Gefäßen ohne ſolche auf dem Boden liegen bleibt. Demnach iſt der Laich au im Zuſtande vollſtändiger Quellung nicht leichter als Waſſer und wird wohl nur durc die Gasblaſen, die ſih unter ihm anſeßen, ſhwimmend erhalten. Die Vermutung, daß die Eier leichter ſeien als Waſſer, die ſeit Röſel von No ſenhof zur herrſchenden Meinung geworden iſt, können wir alſo nicht beſtätigen; allerdings müſſen die Eier beinahe das Eigengewicht des Waſſers. beſißen, um von den geringen Mengen Gas, die ſi anſeßen, gehoben und getragen werden zu fönnen, und Röſel von Roſenhof wird re<t haben, wenn er anführt, daß der Laich anderer Lurche der geringer entwi>elten Gallerte wegen zu ſ{hwer bleibe, um an die Oberfläche zu ſteigen. Daß bei fälterer Witterung der Laich länger auf dem Boden der Gewäſſer liegen bleibt iſt eine feſtſtehende Thatſache, die ſich vielleicht daraus erklärt, daß bei geringer Wärme die Pflanzen nur ſehr wenig Sauerſtoff entwi>eln.

„Außer dem Laiche des Grasfroſches haben noh die Eier des Waſſerfroſches und des Laubſroſches ſowie die der Feuerkröten kugelige Gallerthüllen. Es iſ beachtenswert daß alle dieſe Eier, die in der wärmeren FJahreszeit, Ende April im Mai oder Juni, gelegt werden, ſ{<wa< gefärbt ſind und ſchwächere Gallerthüllen zeigen, ſih auf dem Grunde der Gewäſſer entwideln, während die hon im März oder Anfang April gelegten Eier des Grasſ\roſches eine tiefſ<hwarze Färbung ſowie große Gallerthüllen beſißen und an die Oberfläche des Waſſers ſteigen. Eine Entwi>kelung auf dem Boden der Gewäſſer würde gerade den früh gelegten Laich vor den Nachtfröſten hüßzen. Wie kommt es nun, daß gerade er ſi<h an der Oberfläche entwi>elt? Es erwächſt ihm aus dem Schwimmen der Vorteil von den Strahlen der Sonne unmittelbar getroffen zu werden und ſo die für