Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

644 Ein Blick auf das Leben der Geſamtheit.

afrikaniſche mit 26 Gattungen und 141 Arten, die nordamerikaniſhe mit 23 Gattungen und 108 Arten, die auſtraliſhe mit 23 Gattungen und 75 Arten und zuleßt die paläarktiſche Region mit 22 Gattungen und 60 Arten.

Jn allen ſe<s Regionen verbreitete Familien ſind die Kröten und die Echten Fröſche; auf eine einzige Region in ihrer Verbreitung beſchränkt zeigen ſi< dagegen 6 von den 19 bekannten Lurchfamilien.

In den lezten Jahren hat ſi< die Anzahl der beſchriebenen Lurcharten ſo weſentli vermehrt, daß wir heute die Anzahl der Froſhlurhe auf 1000, die der Shwanzlurche auf 123 und die der Blindwühlen auf 37, im ganzen auf 1160 ſ{<äßen dürfen; die von G. A. Boulenger hervorgehobenen Grundzüge der Verbreitung haben ſih jedo< niht geändert.

So weit verbreitet einzelne Lure ſind, ſo feſt hängen ſie an einer Örtlichkeit. Jhr Wohnkreis beſchränkt ſich oft auf den Raum weniger Geviertmeter: ein mittelgroßer Teich, ja eine Pfüße, in der ſi< regelmäßig Waſſer ſammelt, kann das Wohngebiet von Hunderten dieſer genügſamen Geſchöpfe ſein, ohne daß ſie ſih gelüſten laſſen, auszuwandern; ein einziger Baum im Urwalde beherbergt vielleicht andere jahraus jahrein. Manche Arten treiben ſi in einem größeren Wohnkreiſe umher, ſcheinen aber ebenfalls an einem gewiſſen Gebiete ſtreng feſtzuhalten und namentlich jederzeit einen einmal gewählten Schlupfwinkel wieder aufzuſuchen. Wanderungen im weiteren Umfange kommen bei den Lurchen nur ſehr ausnahmsweiſe vor: wahrſcheinlih bloß dann, wenn ſi< ein Wohnort ſo vollſtändig verändert, daß er ihnen niht mehr die nötigen Lebensbedürfniſſe gewährt; doch läßt ſi<h anderſeits niht verkennen, daß auch ſie ſih in einer Gegend mehr oder weniger ausbreiten fönnen, daß auth ſie Örtlichkeiten, insbeſondere einzelne Gewäſſer beſiedeln, in welchen ſie früher niht vorhanden waren.

Das Leben der Lurche erſcheint uns no< einförmiger als das der Kriechtiere, obgleih die meiſten mehrere von dieſen wenigſtens hinſichtlih ihrer Bewegungsfähigkeit übertreffen. Jhrem Aufenthalte im Waſſer gemäß ſind alle, vielleicht mit alleiniger Ausnahme der Blindwühlen, treffliche Shwimmer und keineswegs nur in ihrem Larvenzuſtande, der ſie gewiſſermaßen zu Fiſchen ſtempelt, ſondern auch als Erwachſene, gleichviel ob die Füße oder ob der Shwanz zu ihrem hauptſächlichſten Bewegung8wertzeuge wird. Als Larven ſ{<wimmen ſie mit Hilfe des Schwanzes dur< ſhraubenförmig drehende, weniger dur< rein ſeitlihe Bewegungen, alſo nah der Art der Fiſche, als Erwachſene einige, die Schwanzlurche, noh in derſelben Weiſe, die Froſchlurche dagegen durch träſtige Nuderſtöße mit den hierzu wohl geeigneten Füßen, ſo wie der Menſh ſ{<hwimmt, nur mit dem Unterſchiede, daß die Vordergliedèr niht zur Mitwirkung gelangen. Daß auh die Blindwühlen ſi{ im Waſſer zu benehmen wiſſen, unterliegt keinem Zweifel, da jedes wurmförmige Tier überhaupt dur< ſ{hlängelnde Bewegungen ſih hier forthelfen fann; gleihwohl ſtehen ſie den Mitgliedern der übrigen Ordnungen in dieſer Bewegungsfähigfeit nah. Die Ortsveränderung auf feſtem Lande wird ſehr verſchieden bewerkſtelligt. Alle Shwanzlurche, mit Ausnahme einiger eidehſenartig behender Arten, wie Spelerpes und Chioglossa, humpeln friehend in \{werfälliger Weiſe ihres Weges fort, während die Froſchlurche ſi in kürzeren oder weiteren Sprüngen bewegen. Unter leßteren gibt es auh Kletterer, d. h. ſolche, welche wohl im ſtande ſind, zu den Wipfeln hoher Bäume emporzuſteigen; dieſes Klettern aber geſchieht anders als bei allen bisher genannten Wirbel: tieren, denn es beſteht eben au< nur aus Sprüngen von einem Ruhepunkte zu einem zweiz ten, höher gelegenen. Jn einer Hinſicht iſt die Mehrzahl der Lurche vor den Kriechtieren ausgezeihnet. Während nur wenige von dieſen eine Stimme im eigentlihen Sinne des Wortes haben, beſißt eine große Menge von Lurchen, insbeſondere der erſten Drdnung,