Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Verbreitung. Einteilung. Anzahl der Arten, 643

andauern. Aber in allen dieſen Gegenden iſ ihre Anzahl beſchränkt im Vergleiche zu den waſſerreihen Urwaldungen, die jahraus jahrein annähernd dieſelbe Feuchtigkeit halten und ihnen ſelbſt in den Wipfeln der Bäume no< Gelegenheit zur Fortpflanzung gewähren. Die unermeßlihen Waldungen Südamerikas wie die Urwälder Südaſiens beherbergen einzelne Familien von ihnen in überraſhend hoher Anzahl, ſowohl der Arten als auch der Einzelweſen, und das zwiſchen breiten Blättern, in Blattkannen, Baumhöhlungen und ſonſtwie ſih ſammelnde Waſſer wird von ihnen benugzt, ihren Laih aufzunehmen, und dient ihren Larven zum Aufenthalte. Hier iſt jedes Pläßchen beſiedelt, die Gewäſſer unten am Boden, deſſen feuhte Stellen wie die Wipfel und Höhlungen der Bäume, während in den verhältnismäßig trockeneren Waldungen Afrikas ungleih weniger Lurche bemerft werden. Die Sümpfe und die feuhten Urwälder Mittel- und Südamerikas und Madagasfars gelten mit Recht als das wahre Paradies der Froſchlurhe, während dieſe in Afrika ganzen Länderteilen faſt vollſtändig fehlen.

Die allgemeine Verbreitung der Lurche iſt na< G. A. Boulengers Unterſuchungen ſehr ähnlih der der Süßwaſſerfiſche, ſehr verſchieden aber z. B. von der der Eidechſen. Er teilt das ganze Gebiet ein in einen nördlihen Gürtel, der durh die Häufigkeit der Schwanzlurche und den Mangel der Blindwühlen ſih ausgezeihnet, und in einen ſüdlichen, die Gleicherländer umſpannenden Gürtel, der ſih dur< den Mangel der Shwanzlure und das Vorkommen von Blindwühlen kenntlih maht. Unterabteilungen des inördlichen Gürtels ſind die paläarktiſhe Region mit ihrer großen Zahl von Echten Molchen, mit ihren Scheibenzünglern und den bis auf eine Ausnahme fehlenden Hylen, und die nordamerikaniſche Region mit ihren Armmolchen und Querzahnmolchen ſowie der reichen Zahl von Hylen, aber nur wenigen Ehten Molchen. Während die paläarktiſhe Region wieder in eine europäiſche und in eine aſiatiſhe Unterregion zerfällt werden kann, ſind öſtliche und weſtlihe Unterregion in dem nordamerikaniſchen Gebiete niht ſ<harf voneinander unterſchieden.

Den ſüdlichen, die Gleicherländer umſpannenden Gürtel teilt Boulenger ſehr natürlih in ein Reich der Starrbruſtfröſche und in ein Reich der Schiebbruſtfröſhe. Das Gebiet der Starrbruſtfröſche entſpricht genau A. Günthers Neich der cyprinoiden Knochenfiſche und beſißt auf 300 Arten von Froſhlur<hen 260 Starrbruſtfröſche, während ihm Hylen und Cyſtignathen gänzlih mangeln; das Gebiet der Schiebbruſtfröſche dagegen ſtimmt überein mit Günthers Reich der acyprinoiden Fiſche: es enthält auf etwa 420 Froſcharten 370 Schiebbruſtſröſhe und darunter nahezu alle Hyliden und Cyſtignathiden. Das Gebiet der Starrbruſtſröſche zerfällt wieder in die indiſche Region, der die Zungenloſen und die Baumſteiger fehlen, und in die afrikaniſche Region, die Sporenfröſche und Baumſteiger beſißt/ das der Schiebbruſtfröſche in die tropiſch-amerikaniſche Region mit ihren Blindwühlen, Pipafrôten, Baumſteigern und zahlreichen Echten Kröten und in die auſtraliſche Region mit ihrem Mangel an Blindwühlen und Echten Kröten.

Die feinere Einteilung Boulengers, der die afrikaniſhe Region noch in eine feſtländiſche und eine madagaſſiſche, die auſtraliſhe noh in eine auſtro- malayiſche, auſtraliſche und neuſeeländiſche Unterregion ſcheidet hier wiederzugeben, würde zu weit führen. Es dürfte genügen, wenn wir anführen, daß auf Madagaskar kein Vertreter der Schiebbruſtfröſhe, in Auſtralien dagegen feiner der Starrbruſtfröſhe angetroffen wird; doh ſtimmen beide Länder darin miteinander überein, daß ihnen Echte Kröten der Gattung Bufo und Vertreter der Schwanzlurche und Blindwühlen vollſtändig fehlen.

Jhrem Reichtum an Gattungen und Arten nach ſteht nach einer Zuſammenſtellung Boulengers vom Jahre 1882 die tropiſch- amerikaniſche Region obenan mit 58 Gat-

tungen und 375 Arten, dann folgt die indiſche mit 28 Gattungen und 168 Arten, die 41*