Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

650 Erſte Ordnung: Froſchlurche.

Jn der nordamerikaniſchen Region ſind Echte Fröſche und Hylen beſonders zahlrei; ſ<wäher vertreten ſind die Kröten und die Krötenfröſche. Jm Süden reihen Engmäuler und Cyſtignathen mit wenigen Arten in die nordamerikaniſhe Tierwelt hinein.

Die afrikaniſche Region hat außer zwei Krötengattungen nur Starrbruſtfröſhe und die ſeltſame zungenloſe Gattung Xenopus aufzuweiſen. Von 20 Echten Froſchgattungen ſind Afrika 17 eigentümlich, ‘darunter die artenreihe Gattung Rappia, die den Bau der Fröſche mit der Lebensweiſe der Laubfröſche verbindet. Groß iſt die Zahl der Arten der Gattung Rana. Die madagaſſiſhe Unterregion iſt beſonders merkwürdig wegen ihres Gemiſches von afrikaniſchen, indiſchen und tropiſh- amerikaniſhen Formen. So iſt der indiſche Einfluß dur zahlreiche Ruderfröſche, der ſüdamerikaniſche dur< die Baumſteigergattung Mantella ausgedrüdt, während Vertreter der Schiebbruſtfröſhe in Madagaskar, tros der dort zahlreih auf Bäumen nah Art der Laubfröſche lebenden Arten, unbefannt ſind.

Die indiſche Region hat in ihren Froſhlurchen eine unverkennbare Übereinſtimmung mit Afrika, während ihre Ähnlichkeit mit Auſtralien, mit dem ſie dur< die Molukken doh geographiſch ſo innig zuſammenhängt, höchſt gering iſt. Die Starrbruſtfröſche überwiegen dur< die zahlreichen Gattungen und Arten von Raniden und Engmäulern, Kröten treten etwas mehr, Krötenfröſhe und Hylen faſt ganz zurü>. Als Einwanderer aus Europa iſt die Wechſelkröte anzuſehen, die bis in die nördlichen Teile Fndiens verbreitet iſt.

Am reichſten an Fröſchen iſt das tropiſhe Amerika; es beſißt vier Neuntel aller befannten Arten. Cyſtignathen und Hylen überwiegen derart, daß ſie die Hälfte der ganzen Lurchfauna ausmachen; im übrigen ſind Kröten und Engmäuler zahlreih, au< Baumſteiger, dagegen Echte Fröſche ſelten, und die Pipakröten ſind für Südamerika eigentümlich. Mit der auſtraliſchen Region gemeinſam hat die tropiſh- amerikaniſche das überraſchend große Überwiegen der Schiebbruſtfröſhe über die Starrbruſtfröſche.

Was endlich die auſtraliſche Region anlangt, ſo treffen wir auch hier Cyſtignathen, Kröten und Hylen weitaus in vorherrſchender Anzahl, alſo Schiebbruſtfröſhe. Jn der auſtromalayiſchen Unterregion deuten 12 zu den Raniden und den Engmäulern zu ſtellende Starrbruſtfröſche und 3 Krötenfröſche auf indiſche, 11 Hylen auf auſtraliſhe Verwandtſchaft. Die kleineren Jnſeln des Stillen Meeres, Salomon-Fnſeln, Karolinen- und Fidſchi-Fnſeln, beſißen eigentümliche Zipfelfröſhe, große Echte Fröſche und andere Raniden untermiſcht mit Hylen, eine Echte Kröte wohnt auf den Sandwichinſeln. Neucaledonien fehlen alle Lurche, in Neuſeeland lebt als einziger Vertreter der Klaſſe ein Scheibenzüngler, alſo der Vertreter einer paläarktiſhen Familie.

In allen 6 Regionen verbreitet ſind, nah Boulenger, Kröten und Echte Fröſche in 5 Regionen Hylen und Engmäuler, in 4 Regionen Krötenfröſche, in 3 Regionen Cyſtignathen, in 2 Regionen Baumſteiger und Scheibenzüngler und in je einer einzigen Region Pipakröten und Sporenfröſche.

Die Fröſche ſind alſo mit Ausnahme der Polarregionen Weltbürger, fehlen keinem Erdteile, ebenſowenig aber auh irgend einem Gürtel der Breite und Höhe und erlangen in den Gleicherländern ihre höchſte Entwi>elung. Weniger als andere Lurche ſind ſie an eine beſtimmte Örtlichkeit gebunden, da ihre Ausrüſtung freiere Beweglichkeit geſtattet. Weitaus die wenigſten Arten bewohnen beſtändig das Waſſer, in welchem ſie ihre Fugendzeit verbrachten; die meiſten ſ{<weifen in einem wenn auh beſchränkten Wohnkreiſe umher, vorausgeſebt, daß ſie hier die ihnen ſo unumgänglich notwendige Feuchtigkeit finden. Ihre Aufenthaltsorte ſind ſo verſchieden, wie die eines Lurches üherhaupt ſein können. Sie leben an den Rändern der Gewäſſer, auf Wieſen, Feldern, Gebüſchen und Bäumen, hauſen zwiſhen Gras und Blättern, in Löchern, unter Steinen, kurz überall, wo ſie