Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Verteilung. Aufenthalt. Leben3weiſe. Fortpflanzung. 651

paſſende S<hlupfwinkel und namentlih Kerbtiernahrung finden. Fhr Sommerleben unterſcheidet ſih aber weſentlih von ihrem Treiben im Winter, gleichviel ob dieſer ſi<h dur< Eintritt von Kälte oder von Dürre äußert. Bei uns zu Lande ziehen ſi<h im Herbſte manche Arten und namentlih deren Männchen in den Schlamm der Teiche zurü> und verbringen hier die kalte Fahreszeit in todähnlihem Schlafe. Jn ſüdlichen Ländern zwingt ſie die Tro>kenheit, ebenfalls Verſte>pläße zu ſuchen; doh überwintern ſie hier niht allein in beträhtliher Tiefe unter dem Boden, bis wohin ſie gelangt ſind, während der leßtere noh ſ{lammig war, ſondern auh wie andere deutſche Arten und ſelbſt wie die Weibchen ſowie alle Fungen der im Schlamme vergrabenen Formen in Erdlöchern, unter Steinen, in Baumhöhlungen, breiteren Rißen und unter der Rinde der Bäume. Während dieſer erzwungenen Ruhezeit zehren ſie von namentli<h in der Leber aufgeſpeicherten Nahrungsſtoffen bis zum Anbruche günſtigerer Jahreszeit. Tritt der Frühling ein, ſo erſcheinen ſie urplößli<h und gleichzeitig in ſo großer Menge, daß man es unwiſſenden Leuten niht verdenken fann, wenn ſie geneigt ſind zu glauben, die Unzahl der Froſchlurche, von deren Vorhandenſein man einen Tag vorher keine Ahnung hatte, ſei mit dem ſie aus dem Winterſchlafe erwe>enden Regen vom Himmel herabgekommen. Geſelligkeit iſt ein Grundzug des Weſens aller am oder im Waſſer lebenden Froſchlure; doc bilden ſie niemals einen Verband unter ſi<h, wie dies bei höheren Wirbeltieren der Fall iſt; jeder einzelne lebt in ſeiner Weiſe, ohne ſi<h um den anderen zu kümmern. Die auf Bäumen wohnenden oder umherſ<hweifenden Fröſche und Kröten vereinigen ſih eigentli<h nur während der Paarungszeit, und wenn man außerdem wirklih einmal viele von ihnen auf einer Stelle beobachtet, ſo war es einzig und allein eine den Tieren beſonders zuſagende Örtlichkeit oder die Ausſicht auf reiche Beute, die ſie zuſammenführte. Kerbtiere, Würmer, Schne>en bilden ihre bevorzugte Nahrung; Fiſchlaich und kleine Fiſchchen dienen ebenfalls zur Speiſe; die größten Arten der Ordnung wagen ſi<h ſogar an fleine Säugetiere und Vögel. Ein großer Froſch auf den Salomon - Fnſeln (Rana guppyi), deſſen Männchen 10, deſſen Weibchen aber 21 em Länge von der Schnauze bis zum Aſter mißt, ernährt ſi<h ausſ<ließli<h von großen Krebſen. Als vollendete Räuber nehmen ſie alle nur lebende und ſelbſterworbene Beute zu ſi<h und ſcheuen niht davor zurü>k, auh Junge der eignen Art, mindeſtens kleinere Verwandte ihrer Gefräßigkeit zu opfern. Einzelne Laubfröſche, beiſpiel3weiſe der auſtraliſhe Goldlaubfroſh (Hyla aurea), nähren ſi<, laut Krefft, faſt ausſhließli<h von anderen Lurchen, und zwar zunächſt wiederum von Laubfröſchen, die ſüdamerikaniſhen Hornfröſche und mehrere indiſche Krötenfröſche \reſſen für gewöhnlih ebenfalls nur fleinere Fröſche, und unſere großen Waſſerfröſche und Kröten verfahren bei günſtiger Gelegenheit niht im geringſten anders.

Mehr als jede andere Lebensthätigkeit verdient die Fortpflanzung dieſer Tiere unſere Beachtung. Jene Fürſorge der Alten für die Brut, von der ih bereits ſprach, bezieht fich vorzugsweiſe auf Mitglieder unſerer Ordnung. Bei vielen Froſ<hlurhen nimmt das Männchen außergewöhnlichen Anteil an der Fortpflanzung, niht bloß als Befruchter der Eier, ſondern auh als Geburtshelfer und ſelbſt als Nährvater. Die Anzahl der Eier, die ein Weibchen legt, iſt oft außerordentlih groß, das trächtige Tier dem entſprechend vor dem Legen ſehr di>, weil die Eier, noh ehe ſie den Mutterleib verlaſſen, ihre vollſtändige Reife erlangt haben und die Eileiter gänzlich anfüllen. Während des Legens_ nun wird das Männchen im eigentlihen Sinne des Wortes zum Geburtshelfer. Es ſteigt auf den Nücken des Weibchens, umfaßt es mit ſeinen Vorderfüßen je nah der Art unter den Achſeln oder in den Weichen und preßt deſſen Leib ſo zuſammen, daß ſih durch den Druck die Eileiter ihres Fnhaltes entleeren. Dieſe Einſhnürung kann ſi<h beim Grasfroſche, Springſroſche und anderen Waſſerfröſchen ſo ſteigern, daß ſie den Tod des Weibchens