Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

652 Erſte Ordnung: Froſchlurche.

zur Folge hat. L. F. Héron-Royer hat nachgewieſen, daß der lang andauernde Dru des männlichen Daumens den Bruſtkaſten des Weibchens vollkommen dur<hbohrte. Beim Dur<hgange der Eier werden ſie im Leiter mit einer ſ<hleimigen Hülle umgeben und unmittelbar nah dem Heraustreten von dem Männchen befruchtet. Die Verwandlung der Larven, die man neuerdings au< an ihren Mundteilen und der Stellung der Afteröffnung zu unterſcheiden gelernt hat, in erwatſene Tiere geſchieht in der bereits angegebenen Weiſe, wobei jedo< feſtzuhalten iſt, daß zuerſt die hinteren Beine erſcheinen und der bei den Molhen bleibende Schwanz bei ihnen na< und nah einſhrumpft und ſih endlih gänzlich verliert. Alle Larven der deutſchen Froſchlurche, mit Ausnahme der Geburtshelferkröte, beſißen na< den Unterſuchungen von J. Thiele eine Haft- oder Anklebevorrihtung, die an der Unterſeite in der Nähe des Mundes liegt und in ihrer Lage und Form ein Unterſheidungsmerkmal für die einzelnen Arten abgibt. Es iſt eine Einrichtung, die aus\<ließli< der jungen Quappe zukommt und nur 1—2 Wochen lang beſteht, um dann ſpurlos zu ver[<hwinden. Dieſe Haftvorrichtung iſt ein drüſiges Gebilde, das eine Flüſſigkeit zum Ankleben der Larve abſcheidet; ein Anſaugen findet ebenſowenig ſtatt, wie überhaupt irgend eine Beziehung zur Atmung vorliegt. Jn ſpäteren Entwielungszuſtänden der Larve übernimmt mit der Umbildung des Mundes eine Lippenvorrichtung mit eigentümlichen Hornzähnchen die zeitweilige Befeſtigung der Larve. Nah E. Yungs Verſuchen reiht bloße Pflanzenkoſt niht hin, um die Quappen ſi< zu Fröſchen entwi>eln zu laſſen; es gehört dazu ſtets au eiweißhaltige Nahrung, die übrigens dem Bodenſchlamme der Gewäſſer, in dem ſich die Froſchlarven finden, ſelten in ausreichendem Grade mangelt. Alle Froſchlarven leben ſomit von zerfallenden Tier- und Pflanzenſtoffen in we<hſelnder Miſhung. Die Verwandlung währt 3, 4, 5 Monate und länger, worauf dann die nunmehr ihren Eltern an Geſtalt gleichenden Jungen das Waſſer verlaſſen und die Lebensweiſe ihrer Erzeuger beginnen.

Dies iſt die Regel; doch fehlt es ihr niht an Ausnahmen. Nah JF. J. Fletcher legen die auſtraliſchen Froſhlurhe, mit Ausnahme zweier Pseudophryne-Arten, ihre Eier in der gewöhnlichen Weiſe. Aber die Laichzeit iſt bei allen niht ſo kurz, auh weniger von der Jahreszeit abhängig wie bei den europäiſhen Froſcharten, ſondern an die in Auſtralien ſehr unregelmäßig eintretenden Regenfälle gebunden. Obgleich gewiſſe Arten ſih in ihrem Fortpflanzungsgeſchäfte an beſtimmte Jahreszeiten halten, kann man do< das ganze Fahr hindur< Laich von ihnen finden.

Auch hinſihtlih des zu erwählenden Gewäſſers walten ſehr verſchiedenartige Verhältniſſe ob. Während viele nur in Teichen, Gräben oder Pfüßen, die mindeſtens zur Zeit der Entwickelung ihrer Larven dauernd Waſſer behalten, ihre Eier ablegen, begnügen ſich andere mit der geringen Waſſermenge, die ſih zwiſhen Baumblättern oder in hohlen Bäumen ſammelt, und legen andere die Eier überhaupt niht in das Waſſer. Salziges oder bratiges Waſſer hebt die Entwickelung der Eier auf; ſhon in Waſſer, das nur einen Teil vom Hundert Kochſalz gelöſt enthält, ſterben alle Keimlinge nah A. Raubers Verſuchen ab; doh hat E. Yung bei noh geringerem Salzgehalte des Waſſers ſih Fröſhchen entwideln ſehen. Von europäiſchen Arten find in dieſer Beziehung die anpaſſungsfähigſten und härteſten die Wechſelkröte und der Waſſerſroſch.

Jn den Buſchwaldungen längs der ſandigen Küſte Braſiliens hört man, nah Beobachtung des Prinzen von Wied, während des ganzen Tages und der Nacht die laute, unverhältnismäßig ſtarke, rauhe und kurz abgebrochene, aber oft wiederholte Stimme eines Froſches, Sapo genannt, und wenn man ihx nahgeht, wird man ihn zwiſchen den Blättern der Bromelien finden; denn hier ſammelt ſih ſtets Waſſer an, und ſogar bei der größten Trockenheit und Hite bleibt daſelbſt eine alsdann ſ{<hwarze, unreine Flüſſigkeit, die aber na< anhaltendem Regen rein und in Menge gefunden, ja ſelbſt zum Trinken