Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Fortpflanzung. Verwandlung. 653

benußt wird. „Jn dieſe Waſſeranſammlungen in den Blattwinkeln der Pflanze legt genannter Froſch ſeine Eier, wie wir zu unſerer Überraſchung fanden, als wir im Januar, der großen und erſhöpfenden Hige und des Waſſermangels halber, jenes Waſſer ſuchten und in Trinkſchalen goſſen. Die kleinen, bereits ausgeſchlüpften Lurche hinderten uns übrigens niht, das dur<h ein Tuch gegoſſene, mit etwas Limonenſaft und Zucker vermiſchte Waſſer zu trinken, wenn wir in den Mittagsſtunden eines glühenden Fanuartages von der Reiſe völlig erſhöpft uns in den drüc>end heißen Schatten der Gebüſche niederlegten, um etwas zu ruhen. Man kann eine Bromelienpflanze, in der man ſolche Fröſchchen hat ſ{hreien hören, umkehren, ſo daß Waſſer, Kerbtiere und Krebschen (denn dieſe leben ebenſogut darin) herausfließen; der Sapo zieht ſih dann nur immer tiefer zwiſchen die Blätter zurü> und ſißt ſo feſt, daß man dieſe einzeln auseinander reißen muß, um ihn zu finden. Die Höhlung eines Baumes, in der ſi< Waſſer ſammelt, kann für andere Fröſche vollſtändig genügen, um ihrer Brut bis zur Verwandlung Raum und Zeit zu gewähren.“ — „Ein heftiges Brüllen, das viel Ähnlichkeit mit dem einer Kuh hatte“, erzählt Schomburgk, „und ſi<h in kurzen, regelmäßigen Zwiſchenräumen wiederholte, hatte mih ſ{<hon mehrmals aus dem Schlafe gewe>t und die ſonderbarſten Vermutungen über den Urheber des mir gänzlih fremden Tones hervorgerufen. Mit Ungeduld wartete ih daher auf die zurü>kehrenden Bewohner. Als ih auf meine Frage nah dem Brüllen die Antwort erhielt, es ſei ein Froſch, glaubte ih, die Leute hätten mi zum beſten; tros meines Zweiſels aber blieben die Kariben dabei, es ſei der Konobo-Aru, der ſih in einer beſtimmten Art von Bäumen aufhalte, deren Stamm hohl und mit Waſſer gefüllt fei, wovon fie mih ſogleih dur< den Augenſchein überzeugen wollten. Raſch ging es nah dem nahen Walde der Niederung, und bald ſtanden wir vor einer hohen Tiliacee mit großen Blättern, die mir no< nirgends vorgekommen war und ſi bei einer näheren Unterſuchung ſogar als eine neue Gattung (Bodelschwingia) herausfſtellte. Eine Eigentümlichkeit dieſes Baumes iſt, daß ſein Stamm, ſowie er eine gewiſſe Stärke erreicht, hohl wird. Einer der Jndianer erkletterte den Baum, um ein rundes Aſtloch, das ſich etwa 12m ho< am Stamme befand, zu verſtopfen, worauf die übrigen thätige Hand anlegten und den Baum fällten. Der hohle Stamm war mit einer anſehnlichen Menge Waſſer gefüllt, in welhem wir zwar den Ruheſtörer ſelbſt niht, dagegen aber gegen 20 Stü ſeiner Kaulquappen vorfanden. Unſer Suchen nah dem Vater oder der Mutter blieb für jezt fruchtlos, und ih mußte mi< ſchon bis zum Eintritte der Nacht vertröſten, um welche Zeit er ſich, nah Verſicherung meiner Begleiter, gewiß wieder einfinden und ſeine Gegenwart durch Gebrüll verkünden würde. J< muß geſtehen, lange hatte ih den Abend niht mit ſolcher Spannung erwartet. Es mochte 9 Uhr ſein, als die Stimme des Froſches die tiefe Stille wieder unterbra<h. Mit einem Lichte verſehen eilte ih in Begleitung einiger Kariben dem Tone nah und wurde wieder nah dem gefällten Baume geführt. Der helle Schein des Lichtes ſchien das Tier zu blenden, da es ſi< ruhig greifen ließ. Es war der große ſ<ön gezeihnete Aderfroſch.““

Noch merkwürdiger ſind die Umſtände, unter welchen ein weſtafrikaniſcher Kletterfro\< ſi verwandelt. Buchholz ſah am Kamerun in den letzten Tagen des Juni an den Blättern eines niedrigen, halb im Waſſer ſtehenden Baumes einige ziemlich große, weiße Ballen, die bei näherer Betrachtung als eine lo>ere, an der Luft erſtarrte Schaummaſſe erſchienen, vermutete, ein Kerbtier darin zu finden, war aber nicht wenig erſtaunt, anſtatt des lebteren ganz junge, friſ<h dem Eie entſhlüpfte Froſchlarven anzutreffen, die ſich in einer gewiſſen Menge in der verflüſſigten eiweißartigen Maſſe befanden. Genauere Beſichtigung ließ ihn au< in dem noch teigartigen Ballen überall zerſtreut eingefügte, aber ſehr zahlreiche Eier erkennen, die ihm bis dahin ihrer vollſtändigen Durchſichtigkeit halber

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