Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

654 Erſte Ordnung: Froſchlurche.

entgangen waren. Um den Gang der weiteren Entwi>elung zu beobachten, nahm unſer Gewährsmann den Schaumballen mit nah ſeiner Wohnung, bewahrte die Maſſe ſorgfáltig auf einem Teller und erfuhr, daß im Verlaufe von 3—4 Tagen, unter gleichzeitiger Verflüſſigung des größten Teiles der Schaummaſſe, die meiſten Eier auskrohen. Die jungen Tiere ſ{<hwammen nunmehr in der verdünnten Flüſſigkeit umher, erhielten einen langen Nuderſhhwanz und Kiemenbüſchel und verhielten ſi< fortan ganz wie gewöhnliche Froſchlarven, entwi>elten ſi<h au<, nachdem ſie in Waſſer gebracht worden waren, in durchaus regelmäßiger Weiſe weiter. Die ſhaumige Maſſe entſprah alſo offenbar der gallertartigen Schleimhülle, in welcher der Laich der Fröſche ſonſt im Waſſer eingehüllt erſcheint, war aber erſihtli<h niht ausreichend, die Larven länger als einige Tage nah dem Ausſchlüpfen zu ernähren, wogegen das weitere Wachstum im Waſſer geſhehen mußte. Buchholz nimmt an, jedenfalls mit Recht, daß die jungen Larven mit der verflüſſigten Maſſe durch die Regengüſſe von den Zweigen der Väume in das Waſſer hinabgeſpült werden und damit in das allen Lurchen heimatliche und gaſtliche Element gelangen. Von der angegebenen Zeit an bis zum Juli bemerkte der Beobachter no<h auf verſchiedenen anderen Bäumen am Rande des Teiches oft in einer Höhe bis zu 3 m und darüber ähnliche Schaummaſſen, die niht ſelten mehrere Blätter zuſammengeklebt hatten. Ein brauner, zur Familie der Echten Fröſche gehöriger Kletterfrof<h (Chiromantis rufescens), der auf denſelben Bäumen lebte, hien Buchholz der mutmaßliche Urheber der Laichmaſſen zu ſein. Da das Ablegen aber immer des Nachts erfolgte, war es ſchwierig, ihn zu überführen, bis unſer Forſcher endlih frühmorgens die Freude hatte, den Froſch ſelbſt no<h beim Laichen anzutreffen. Die Maſſe hatte reihli< die Größe der laichenden Mutter, war aber no< halbflüſſig, von zäher, ſhaumartiger Beſchaffenheit und erſtarrte erſt im Laufe des Tages an der Luft. Ganz ähnli<h wird das Laichgeſchäft von Phyllomedusa iheringi, einem braſiliſ<hen Vertreter der Hylenfamilie, und vom japaniſchen Ruderfroſche (Rhacophorus schlegeli) beſchrieben, die wie dieſer afrikaniſche Kletterfroſh ebenfalls auf ausſ{ließlihes Baumleben angewieſen zu ſein ſcheinen.

Mit dem Abſeßen der Eier endet jedo< die Teilnahme beider Geſchlechter an ihrer Brut noch nicht bei allen Froſhlurchen; es gibt im Gegenteile auh ſolche, bei welchen das Männchen wie das Weibchen eine beſondere Rolle ausführen muß. Die Weibchen einzelner Arten beſißen auf dem Rücken eine Taſche oder eine zellige Haut, die wie jene dazu dient, die befruchteten Eier aufzunehmen, und ihnen in der erſten Zeit zum Schußorte wird. Taſche oder Hautzellen nämli<h werden von dem Weibchen mit Eiern angefüllt, oder aber das Männchen ſelbſt wi>elt ſih die dur< die Gallerte zu Schnüren verbundenen Eier um die Schenkel und den Hinterteil ſeines Leibes und übernimmt fo ſelbſt Mutterpflege. Bei jenen Froſchlurchen verbringen die Jungen oft ihr ganzes Larvenleben in der Taſche oder in den Zellen; bei dieſen werden die Eier nur bis zum Durchbrechen der Larven vom Männchen herumgeſ<hleppt und dann ins Waſſer abgeſeßt, um ſih hier als Kaulquappen weiter auszubilden. Von anderen Arten der Brutpflege und der Fürſorge für die Fungen werden wir in den folgenden Blättern noh mehrfa<h zu ſprechen haben.

Auch bei den Froſchlurchen kann die Umwandlung der Larven durch verſchiedene, ſelbſt dur<h höchſt geringfügige Umſtände aufgehalten werden. So erhielt E. von Martens im November und noh am 17. Dezember lebende Larven der Knoblauchskröte, die mil anderen ihresgleichen in einem Teiche mit ſo ſteilen Wänden gelebt hatten, daß ſie niht im ſtande geweſen waren, das Waſſer zu verlaſſen, und höchſt wahrſcheinlih nur deshalb, vielleiht auch infolge von Mangel an tieriſcher Koſt in ihrer Entwickelung zurü>geblieben waren. Röſel von Roſenhof, der die Larven eingehend beobachtete, hat feſtgeſtellt, daß vom Eierlegen im April bis zum Verſchwinden des Schwanzes und Verlaſſen des Waſſers