Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Fortpflanzung. Eierpflege. Weſen. Begabung. Stimme. 655

ïaum mehr als 3 Monate vergehen, da das lettere regelmäßig Ende Juli, und zwar nah ſeiner Verſicherung auch dann erfolgt, wenn die Larven einen Monat faſten mußten. Der Entwielungszuſtand aber, den die im November und Dezember an von Martens abgelieferten Larven darboten, gli demjenigen anderer derſelben Art, wie man ſie zu Ende Juni findet. Daß kalte Witterung oder auh ſehr kaltes Waſſer die Entwi>kelung der Froſchlarven aufhält, iſt eine feſtgeſtellte Thatſache. Sogenannte Rieſenlarven von 8, 10 und mehr Centimeter Länge kommen unter den deutſchen Froſhlurchen nur bei der Knoblauchs- und der Geburtshelferkröte und beim Seefroſche vor. Froſchlarven, die in hohgelegenen Gebirgswäſſern ih zu entwi>eln haben, müſſen nicht ſelten in unverwandeltem Zuſtande überwintern und können das Waſſer erſt im nächſten Frühjahre verlaſſen; dies geſchieht, nah L. Camerano regelmäßig bei Larven, deren Standort höher als 1800 m liegt.

Die Froſchlurche find dur<ſ<hnittli< lebhafte und muntere Geſchöpfe, die zwar ebenſogut wie die anderen zu den nächtlich lebenden Tieren gezählt werden müſſen, teilweiſe aber auh bei Tage eine Thätigkeit entfalten, wie ſie ſonſt in der Klaſſe nicht wieder beobachtet wird. Sie übertreffen an Bewegungsfähigkeit alle Verwandten, gehen oder humpeln beſſer als dieſe, ſpringen mit verhältnismäßig gewaltigen Säßen und außerordentlihem Geſchi>, auſtraliſche Laubfröſhe (Hyla), die Krefft deshalb die Känguruhs unter den Fröſchen nennt, niht ſelten mannsho< vom Boden auf, malayiſhe Ruderfröſche (RhacoPhorus), danf ihrer ungewöhnli< entwidelten, als Fallſchirm dienenden Shwimmhäute, mit einem Flughörnchen um die Wette; ſie ſ<hwimmen und tauchen vorzüglich, vermögen auh ſtundenlang ohne Atemnot auf dem Grunde eines Gewäſſers zu verweilen; ſie ſehen, hören, riehen ſcharf, laſſen troß ihrer ſcheinbaren Gefühlloſigkeit Empfindungsvermögen und ebenſo Taſtfähigkeit niht verkennen und beſißen au<h wahrſcheinlih, obſchon in geringem Grade, die Fähigkeit zu <me>en. Während es bei anderen Klaſſenverwandten {wer hält, eine Spur höherer Geiſtesthätigkeit zu erkennen, bekunden ſie großen Ortsſinn ſowie UnterſcheidungsSvermögen, Gedächtnis und Gewißtheit infolge gewonnener Erfahrungen, Vorſicht und Scheu anderen Geſchöpfen gegenüber, ja, ſogar ein wenig Liſt, wenn es ſih darum handelt, einer Gefahr zu entrinnen oder Beute zu erwerben, ebenſo Wohlgefallen an lauten Tönen, wie aus ihrem gut entwidelten Dhr und ihren abendlichen Muſikaufführungen in unverkennbarer Weiſe hervorgeht, und ſprechen uns wegen aller dieſer Eigenſchaften in ungleih höherem Grade an als ihre übrigen Verwandten. Unwillkürlih drängt ſih uns die Meinung auf, daß ſie heitere, lebensluſtige Tiere ſind, die ſi< mit Behagen den ihnen wohlthuenden Empfindungen hingeben und dieſes Behagen durc lautes Geſchrei, von ihrem Standpunkte aus zu reden, dur<h Geſang, der ganzen Welt kundzuthun ſich beſtreben.

Jhre Stimmen ſind zwar nicht ſo verſchieden, ſo reichhaltig, ſo flang- und we<ſelvoll wie Vogelgeſang, ſtehen aber doc nict allzu weit hinter denen der meiſten Säugetiere zurü> und überbieten die Lautgebung der Ge>onen in jeder Beziehung. Vom ſchallenden Brüllen an bis zum Zirpen, vom hellen Pfeifen an bis zum dumpfen Klagen herab kann man alle zwiſchenliegenden Laute vernehmen. Heiſer krächzt der eine, volltönend ruft der andere, heuſchre>enartig zirpt dieſer, rindsähnlih brüllt jener; in einzelnen, abgebrochenen Glocfentönen läßt ſi< die Unke, in we<hſelvollem Liede der Teichfroſh vernehmen. Jm Urwalde Südamerikas zählen die Stimmen der Froſchlurche zu den bezeihnenden Tönen, in den Wendefreisländern Aſiens, Afrikas, in Auſtralien, ſelbſt in Europa iſt es nicht anders. Wie eine fremdartige Vogelſtimme klangen mir die nächtlichen Laute einer Kröte (Bufo viridis) der weſtaſiatiſhen Steppen, wie vereinzelte Paukenſhhläge die eines innerafrikfaniſhen Froſches entgegen. Ein anderer Froſch der leßterwähnten Gegenden knarrt dumpf wie die Saite einer Baßgeige, wieder ein anderer ſchreit wie ein heiſer bellender Hund, ein dritter quakt hell wie ein Dudelſa>. Die Stimme eines ſüdamerikaniſchen Cyſtignathen (Paludicola

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