Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

656 Erſte Drdnung: Froſchlurche; erſte Familie: Zipfelfröſche.

falcipes) gleiht, laut R. Henſel, täuſchend der einer Grille, die eines anderen (Paludicola biligonigera) einem ſeltſamen Gewimmer, das faſt wie das entfernte Geſchrei kleiner Kinder klingt oder vielleicht Cikaden zugeſchrieben werden möchte; die eines dritten iſt ein helles Glu>ſen, ähnli<h dem Ausfließen des Waſſers aus einer Flaſche mit engem Halſe, die einer Kröte ein im tiefſten Baſſe ausgeſtoßener Triller; die eines Laubfroſches erinnert an den Ton eines kleinen Glökchens, die eines anderen gleiht den Schlägen eines Hammers auf Blech. Jeder einzelne, mit einem Worte, ſingt ſeine nur ihm eigne Weiſe; wie traurig und \chauxig dieſe unſerem Ohre aber au< erklingen möge: immer und überall iſt ſie der Ausdru> des Behagens, um nicht zu ſagen, der heiteren Stimmung des Tieres, und unter allen Umſtänden erſchallt fie am lauteſten, wenn bei warmem Wetter Regen droht.

eben ihrer harmloſen Fröhlichkeit, die allen Froſhlurchen, auch den verdächtigen Kröten und den verſchrieenen Unken eigen iſt, befeſtigen ſie ſi<h in unſerem Wohlwollen durc ihre Unſchädlichkeit, ja nußbringende Thätigkeit, deren Bedeutung wir ſicherlih no< ſehr unterſchäßen. Nur die größten Arten können uns dann und wann geringen Schaden zufügen; alle übrigen nüßen uns wahrſcheinlih mehr als die ſie verfolgenden Tiere. Und daß auch ihr Fleiſch niht zu verachten iſt, wiſſen nicht allein die in Kühhenangelegenheiten tonangebenden Franzoſen, ſondern die Bewohner von Amboland in Südweſtafrika und ſelbſt die Eingeborenen Auſtraliens, die nachts mit Hilfe des Feuers Hunderte von Baumfröſchen einer gewiſſen Art fangen und mit Behagen verzehren. Hätten doh, meint Krefft, dem ih leztere Angabe entnehme, die bekflagen8werten Burke und Wills, die auf ihrer Forſhungsreiſe im Snneren Auſtraliens dem Hunger erlagen, gewußt, welches Rettungsmittel ihnen die Fröſche geboten haben würden! Vielleicht aber dachten dieſe Opfer der Wiſſenſchaft, wie wir insgemein, und verſhmähten ſelbſt angeſichts des Todes noch die ebenſo ſhmachafte wie zuträglihe Speiſe, die man aus Froſchſchenkeln bereiten kann.

G. A. Boulenger, dem wir auch in der Einteilung der Lurche folgen, teilt die Froſchluxche ein in zwei Unterordnungen, die Zungenfröſche und die Zungenloſen. Die Zungenfröſche (Phaneroglossa), zu denen die bei weitem größte Menge der lebenden Fröſche und Kröten gehört, beſißen eine Zunge und zeichnen ſih au<h no< dadurch vor den Zungenloſen aus, daß ſie am Gaumen jederſeits einen geſonderten Ausgang für die inneren Dhröffnungen, die ſogenannten Euſtachiſhen Röhren, haben. Soweit man weiß, beſigen alle Fröſche dieſer Unterordnung im vorgerü>ten Larvenzuſtande nur eine Atemröhre (Spiraculum), deren Öffnung auf der linken Körperſeite liegt. Nur die Scheibenzüngler machen hierin eine bemerkenswerte Ausnahme, indem bei ihnen das Atemloh ſih auf der Mitte der Bruſt befindet.

Die Zungenfröſche wiederum laſſen ſi hinſihtlih ihres Schultergürtels ſehr ſcharf in zwei Reihen ſcheiden, deren eine, die wir Starrbruſtfröſche (Firmisternia) nennen wollen, ſi< dur< Unbeweglichkeit ihres Bruſtgürtels auszeihnet, während die andere, die der Schiebbruſtfröſche, eine ſeitliche Verſchiebung des Bruſtgürtels zulaſſen. Der Gürtel, an dem die Vordergliedmaßen angehängt ſind, beſteht bei den Starrbruſtſröſchen im weſentlichen aus zwei Rabenſchnabelbeinen, die in der Bruſtmitte durch einen Mittelſtü>- oder Epikorakoidknorpel feſt miteinander verbunden ſind; ſind außerdem noh Schlüſſelbeine (Präkorakoide) vorhanden, ſo ruht jedes derſelben mit ſeinem in der Bruſtmitte liegenden Ende auf dem Rabenſhhnabelbeine oder iſ mit ihm ebenfalls durch den bereits genannten