Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Zipfelfro\<: Allgemeines. Verbreitung. 657

Mittelſtü>knorpel verbunden. Wir müſſen dieſen Bau des Gerippes hier deshalb beſonders betonen, weil er uns die Möglichkeit bietet, Fröſche, die in ihrer äußeren Tracht überaus ähnli< ſind, aufs ſ{<härfſte voneinander zu unterſcheiden. Gibt es doch in beiden Reihen Fröſche mit ſpißen Zehen und Shwimmhäuten, die auf das Waſſer angewieſen ſind, ſolche, bei welhen die Shwimmhäute zurü>treten, und die mehr auf dem Boden als im Waſſer zu leben gewohnt ſind, und endlich ſolhe mit Haftſcheiben an den Fingerund Zehenſpißen, die den größten Teil ihres Lebens auf Bäumen verbringen.

Zu den Starrbruſtfröſchen werden die ſe<s Familien der Zipfelfröſche (Ceratobatrachidae), der Ehten Fröſche (Ranidae), der Genyophryniden, der Baumſteiger (Dendrobatidae), der Engmäuler (Engystomatidae) und der Taubfröſche (Dyscophidae) gerechnet. Bloß die Familie der Echten Fröſche iſt in Europa und Deutſchland vertreten.

Die Familie der Zipfelfröſche (Ceratobatrachidae) erwähnen wir hier nur kurz, da fie ſich dur< mehrere beſondere Eigentümlichkeiten auszeihnet. Auch der Untertiefer trägt bei dieſer Familie Zähne, während die Querfortſäße des Kreuzbeinwirbels, wie bei den Echten Fröſchen, keine Verbreiterung zeigen.

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Zu dieſer Familie gehört nur eine Gattung und Art, der Zipfelfroſ< (Ceratobatrachnus guentheri, Abbildung S. 659) von den Salomon-Jnſeln, alſo aus deutſchem Schußgebiete. Sein dreie>iger, flahgedrü>ter Kopf iſt von auffallender Größe und an der Schnauze zu einem ſpißen Hautzipfel ausgezogen, der als ein Taſtwerkzeug dienen mag; ein ähnlicher Zipfel <hmüd>t auh das dreie>ige obere Augenlid, das Rückenende über dem After und das Ferſengelenk. Der Augenſtern iſ quergeſtellt und eirund, die Zunge hinten frei und hier tief ausgerandet; auf den Pflugſcharbeinen ſtehen Zähne, und das Trommelfell iſt groß und freiliegend: alles wie bei den Echten Waſſerfröſchen. Außer den bereits genannten Hautzipfeln ſhmü>en auh no< mehr oder weniger zahlreiche feine Hautfalten, die in regelmäßigſter Weiſe quer über den Kopf und links wie rechts längs des Nückens verlaufen, dieſen merkwürdigen Froſ<h. Weiter ſäumt ein ſhmaler, öfters gezähnelter Hautlappen die Außenſeite des Vorderarmes und des Laufes. Die ganze Unterſeite des Körpers iſt mit feinen gekörnten Wärzchen bede>t. Die Art ändert in der Größe und Form ihrer Hautanhänge wie au<h in Färbung und Zeichnung in ſehr beträchtlichem Grade ab, indem ſie ſi< der Farbe ihrer Umgebung aufs täuſchendſte anpaßt. Die Grundfarbe der Oberſeite kann gelblich, rötlich, bräunlich, grau oder olivenfarbig ſein, und ebenſo mannigfaltig iſ die dunklere oder hellere Zeichnung. Fmmer aber iſt die Hinterſeite der Oberſchenkel dunkel und oft tiefſhwarz, und ebenſo die Unterſeite von Lauf und Fuß. Kehle und Bauch zeigen mehr oder weniger zahlreiche dunkelbraune Fle>en- und Marmorzeichnungen; Achſel und Weiche ſind lebhaft gelb; die Gliedmaßen ſ<müd>en dunkle Querbinden. Das Männchen erreicht eine größte Körperlänge von 7,5, das Weibchen von 8,6 Cm.

Guppy hat dieſen auffallenden Froſch 1884 zuerſt auf den Jnſeln Shortland, Treaſury und Faro der Salomon-Gruppe entde>t und G. A. Boulenger uns mit demſelben näher bekannt gemacht. Über ſeine Lebensweiſe wiſſen wir noh re<t wenig. Erſterer nennt den Zipfelfroſ< ein auf allen genannten Inſeln ſehr häufiges Tier, das jo täuſchend ſeine Umgebung in Farbe und Zeichnung nachahme, daß er einmal einen

ganz zufällig erbeutete, als er, mit ſeiner Hand nah einem Baumknorren greifend, um Brehm, Tierleben. 3. Auflage. VII. 42