Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

662 Erſte Drdnung: Froſchlurche; zweite Familie: Ehte Fröſche.

dieſe Art ſi<h dur< ein vollkommen verſte>tes, äußerlih unſichtbares Trommelfell, dur ſenkrecht geſtellten, im Leben hoh eirunden Augenſtern, durch ziemlich kreisförmige, hinten nur ganz ſ{<wa< ausgerandete Zunge und namentli<h dadur<h von den Fröſchen unterſcheidet, daß der große Mittelfußhö>ker, der überhaupt bei der artlichen Unterſcheidung der Fröſche eine überaus bedeutſame Rolle ſpielt, linſenförmig hervortritt und an ſeiner freien Schneide meſſerartig geſchärft und bräunlih gefärbt iſt.

„Alle fünf deutſhen Froſchformen laſſen ſi< nun in zwei ſehr ſharfe Gruppen einteilen, in die Grünen‘ und in die „Braunen“, wobei es aber freilih vorkommen fann, daß manche Grünen mitunter ein braunes Rö>lein anziehen, während der umgekehrte Fall zum mindeſten von mir noh niht beobachtet werden konnte. Eßbar ſind die Schenkel von all unſeren Fröſchen, aber wirklih gut {hme>en wohl nur die des Grasfroſches, alſo eines der „Braunen“.

„Beide Gruppen ſind ſehr ſharf voneinander geſchieden, betrahten ſi< au< ſelbſt, da die Grünen die Braunen auffreſſen, als Feinde und geſchiedene Leute. Es genügt ein Bli> (und das dürfte wohl von den Feinſhme>ern, die ſich ihren Bedarf an Fröſchen ſelbſt fingen, zuerſt beobachtet worden ſein) auf die Färbung und Zeichnung der Hinterba>en, um mit Sicherheit zu entſcheiden, in welche der beiden genannten Gruppen der fragliche Froſh gehört. Bei der Sippe der „Grünen“, bei dem Waſſerfroſhe (Rana esculenta) und feiner Spielart, dem Seefroſche (var. ridibunda), find die Hinterbaden immer, ohne Ausnahme, ſhwarz und hell, gelb oder weiß marmoriert, bei der Sippe der „Braunen“, dem Grasfroſche (Rana temporaria), dem Moorfroſche (Rana aryvalis) und dem Springfroſhe (Rana agilis), zeigen ſi<h dagegen die Hinterba>en niemals dunkel marmoriert.

„Neben dieſem Hauptkennzeichen laufen nun noh viele höhſt gewichtige Unterſchiede im Körperbaue. Vor allem iſ im Zweifelfalle noh auf die verlängerte, vorn zugeſpißte Schnauze und namentli<h auf die Form und Größe der Shwimmhäute zu ahten. Dieſe ſind bei den „Grünen! di>häutig und vollkommen, d. h. fſo ſtark entwi>elt, daß ſie die längſte Zehenſpiße mit ihren Nachbarzehen vollſtändig bis zur Spiße verbinden, wie es einem e<ten und gere<hten Waſſertiere, als welches wir unſern grünen Nahtſänger auf: zufaſſen haben, gebührt. Fügen wir dem hinzu, daß das Männchen neben und unter dem Unterkiefer und gleihlaufend mit dieſem jederſeits einen Längsſchliß trägt, aus dem mit Leichtigkeit Teile einer dunkeln Schallblaſe mittels einer Éleinen Zange herau8gezogen werden können, ſo haben wir zum mindeſten drei untrügliche Merêmale, die uns nie in Zweifel kommen laſſen werden, zu welcher der beiden Gruppen ein uns vorliegender namenloſer Froſh gehört. Kein Vertreter der „Braunen“ hat äußere Schallblaſenöffnungen. „Die Stammart der Waſſerfroſh, beſißt einen zuſammengedrü>kten, großen, vergleih8weiſe ſehr fräftig entwid>elten Mittelfußhö>ker, der an den des Moorfroſches erinnert; ſeine Länge beträgt 4—5 mm in Stücken, bei welchen die Fnnenzehe, vom Mittelfußhöder an gemeſſen, 9—11 mm mißt. Die ſhwarze Marmorierung in den Weichen und auf den Hinterba>en ſ{hließt ſtets mehr oder weniger lebhaftes Gelb ein.

„Die Spielart „Seefroſch“ iſt ſtattliher und größer als der gemeine Waſſerfro[h. Sein Mittelfußhöer iſt klein, verlängert, ſchwach vorragend; deſſen Länge beträgt 2—4 mm in Stü>en, bei welchen die Fnnenzehe 9—12 mm mißt. Fn den Weichen und auf den Hinterbacken zeigt ſi<h Weiß oder Weißgrün , aber kein Gelb.

„Mehr Schwierigkeiten dürfte dem Nichtkenner die Trennung der drei Arten der „Braunen“ machen, obgleih an ausreichenden Unterſchieden auch hier kein Mangel iſt. Bei äußerlih nahe verwandten Tieren und beim Fehlen von ſicher beſtimmten Vergleihsſtü>en kommt man ſo leiht in die Lage zu „glauben“, daß man eine andere Art vor ſich