Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Verbreitung. Aufenthalt. LebenSszähigkeit. Erdkröte. 697

Nach dex erſten Unterſuhung beſichtigte man ſie wiederholt, ohne jedoh die Glasde>el abzunehmen. Sie ſchienen immer munter, hatten wenigſtens die Augen offen, wurden jedo< fortwährend magerer und ſtarben endlih an Abzehrung. Ungefähr um dieſelbe Zeit brahte man vier Kröten in drei auf der Nordſeite eines Apfelbaumes eingemeißelte Löcher von 12 ecm Tiefe und 8 cm Breite, {<loß dieſe Löher mit einem Zapfen ſorg: fältig, ſo daß weder Kerbtiere noh Luft eindringen konnten, beſichtigte die Märtyrer nach Jahresfriſt und fand, daß ſie ſämtlih tot und verweſt waren.

Aus dieſen Unterſuchungen geht hervor, daß die Lebenszähigkeit der Kröten durchaus niht ſo groß iſt, wie man gefabelt hat, daß keine von ihnen im ſtande iſt, jahrelang in einem von der Luft abgeſperrten Raume zu leben oder bis 2 Fahre ohne jegliche Nahrung aus3zuhalten. Es wird dadurch gleichzeitig auh bewieſen, daß man bei deu wunderbar erſcheinenden Funden von Kröten in Steinhöhlungen und dergleichen die obwaltenden Umſtände niht ſorgfältig genug erforſht und jene Erzählungen von Kröten, die tief unter der Erde in ringsum von feſtem Geſteine umſchloſſenen Zellen jahrhunderte: lang gelebt haben ſollen, unzweifelhaft als unrihtig anzuſehen hat. Dagegen ſind die Eier mancher Kröten gegen Trokenheit und Dürre ſehr wenig empfindlih. JF. JF. Fletcher beobachtete, daß die auſtraliſhe Scheinkröte (Pseudophryne australis) ihre Eier nah dem Regen unter Steine an den Rand von Pfügen legte. Fn etwa $ Wochen erreichen unter günſtigen Witterungsverhältniſſen ihre Keimlinge die Bedingungen zu ſelbſtändigem Leben als Larven, können aber im Eie einen Aufſhub von mehr als 3 Monaten ertragen, und überdauern, wenn das zum Larvenleben nötige Waſſer ausbleibt dieſe lange Trokenzeit ohne Schädigung. Äußere Kiemen konnten an den friſh ausgekrochenen Quappen niht bemerkt werden

Die Familie zerfällt in 8 Gattungen mit etwa 100 Arten; für uns wird es jedo<h genügend ſein, wenn ih mi<h auf eine Schilderung nur weniger, aber wichtiger Arten beſchränke.

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Zu dieſen gehört die Erdkröte, Vertreterin der Gattung der Landkröten (Bufo), deren beſondere Merkmale in den freien Fingern und den mehr oder weniger breit mit Schwimmßÿäuten ausgerüſteten Hinterfüßen zu ſuchen ſind. Das Bruſtbein iſt entweder durchaus fnorpelig oder beſißt einen zum Teile verknöherten Schwertfortſaß. Man kennt etwa 85 Arten dieſer Gattung, die mit Ausnahme Madagaskars, Neuguineas, Auſtraliens und der Fnſeln des Stillen Meeres in allen Erdteilen vorkommen.

Die Erdfkröte (Bufo vulgaris, cinereus, rubeta, roeseli, ventricosnus, alpinus, commutatus, spinosus, colchicus, japonicus, palmarum und gargarizans, Rana bufo und rubeta, Phryne vulgaris) erreiht bedeutende Größe, bei 6—7 cm Breite eine Länge von 8—12 cm und in ſüdliheren Ländern, wie in Sicilien, eine Länge von 12—20 cm und erſcheint uns no< plumper gebaut als die verwandten Arten. Der ganze Leib iſt init di>en Warzen bede>t, die hinter dem Ohre eine große, halbmondförmig gekrümmte Drüſe frei laſſen; die Färbung, ein düſteres Graubraun oder Schwärzlichgrau, das bisweilen ins Ölgrüne, bisweilen ins Rötliche fällt und dur< dunkle, undeutliche Flecken gezeihnet wird, geht auf der Unterſeite in lichtes Hellgrau über, das beim Weibchen häu figer und mehr als beim Männchen dunklere Fle>en zeigt. Die Ohrdrüſen ſind an ihrer Außenſeite ſ{hwarz eingeſaßt Die Augen haben glänzend gelbe Regenbogenhaut. Von ihren deutſchen Verwandten unterſcheidet ſich die Erdkröte durch folgende untrügliche Kennzeichen: Die Füße tragen zum wenigſten halbe Shwimmhäute, eine Hautfalte längs des