Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Erdkröte: Verzehren der Beute Weſen. Fortpflanzung. 701

Bewegungen des Kopfes, man ſieht, daß es ſih der Beute planmäßig zu bemächtigen ſtrebt. Auch die Fluchtverſuche verraten Überlegung; und daß in der Begattungszeit merkwürdige Beſtrebungen, die Nebenbuhler zu verdrängen, an dieſem Tier wahrgenommen werden, iſt eine bekannte Sache.“

Jm engeren Gewahrſam gehalten, wird die Kröte noh eher und vollſtändiger zahm, als wenn man ihr einen Garten zu ihrem Wohngebiete anweiſt. Fhre Unterhaltung verurſaht kaum Schwierigkeiten, da ſie keins der ihr vorgeworfenen kleine Tiere verſhmäht, falls dieſes ſih bewegt, und ſie anderſeits ohne den geringſten Schaden hungern kann. Mit gleih großen Artgenoſſen oder mit Verwandten verträgt ſie ſih ausgezeichnet.

Abweichend von vielen anderen Froſhlurchen verſchläft die Kröte den Winter in fern vom Waſſer gelegenen, trotenen Erdhöhlen. Sie gräbt nur ſelten mit Hilfe ihrer Hinterfüße und zieht es vor, Mäuſelöcher und Steinrizen zum ſtändigen Unterſchlupfe zu nehmen. Sie verkriecht ſih, die alte früher als die junge, Ende September oder Anfang Oktober in vorgefundenen oder ſelbſtgegrabenen Bauen, oft geſellſchaftlich, hügzt ſich durch einen die Höhlung vorn ſ{<ließenden Damm aus Erde gegen die Einwirkungen der Kälte und verharrt nun regungslos und erſtarrt bis zum März oder April in der Winterherberge. Sofort nah dem Verlaſſen ihres Winteraufenthaltes, unmittelbar nah dem Grasfroſche, ſchreitet ſie zur Paarung und begibt ſih zu dieſem Zwe>e in irgend ein in der Nähe gelegenes Gewäſſer, mit jedem, auch dem kleinſten, vorlieb nehmend. Troßdem daß dem Männchen Schallblaſen fehlen, beſißt die Erdkröte doh eine wimmernde oder zart me>ernde Stimme. Die Paarungsluſt gibt ſih zunächſt durch dieſe Stimme zu erkennen, welche die Männchen Tag und Nacht vernehmen laſſen; währenddem erwählt ſi<h jedes von ihnen, ſoweit mögli<, ein Weibchen, umfaßt es in der bei Froſchlurchen üblichen Weiſe, aber mit ſolcher Kraft, daß die Finger förmlih in die Haut eingedrü>t werden und von außen niht mehr ſichtbar ſind, und hält es, wie ſorgfältige Beobachter verſichern, 8—10, ja 28 Tage lang ununterbrochen feſt, bis endlih das lange Vorſpiel ein Ende nimmt und das Eierlegen beginnt. Fr. Leydig hat bemerkt, daß, in Deutſchland wenigſtens, die Anzahl der Männchen die der Weibchen bei weitem überſteige. Jn Ermangelung eines Weibchens ſeiner Art ſett ſih das Männchen, ganz nah Art des Waſſerfroſches, auf anderen Tieren, insbeſondere Fiſchen, feſt und kann dieſen, wie Förſter an Goldfiſhen wahrnehmen mußte, dur ſeine brünſtigen Umarmungen den Erſtikungstod bereiten. Der Laich geht in zwei Schnüren ab, wovon je eine in einem Eierſto>e und Eileiter erzeugt wird; das Eierlegen geſchieht jedo<h abſaßweiſe, und das Männchen befruchtet deshalb immer in Pauſen einzelne Teile der Shnüre. Wenn ein Stü zu Tage gekommen iſt, nehmen beide für kurze Zeit eine bequemere Stellung ein, indem ſie zur Oberfläche des Waſſers emporſteigen und ſich hier gewiſſermaßen erholen; hierauf ſinken ſie wieder in die Tiefe, um ein neues Stü der Schnüre zu gebären und zu befruhten. Solches Wechſelſpiel wiederholen ſie 8—10mal nacheinander; ſobald aber das lezte Stük der Eierſchnüre abgegangen iſt, verläßt das Männchen ſein Weibchen, und jeder der beiden Gatten begibt ſich nunmehr wieder auf das tro>ene Land hinaus. Die Eierſchnüre haben die Dicke eines Bleiſtiftes, erreichen 3—5 m an Länge und enthalten mehrere tauſend Eier. No< während der Paarung werden ſie von den ſi hin und her bewegenden Eltern um Waſſerpflanzen und dergleichen gewi>elt und hierdurch in der Tiefe feſtgehalten. Nach 2—8 Tagen haben ſich die Eier merklich vergrößert, nah 4—5 Tagen geſtre>t, bei warmem Wetter am 12. oder 14., bei kühlem am 17. oder 18. Tage die inzwiſchen entwi>elten Larven die Eihäute durchbrochen, 2 Tage ſpäter auh den Schleim verlaſſen. Von nun an geht ihre Verwandlung in der bekannten Weiſe vor ſih. Sie ſind fleine, ſ<hwarze Tiere, die ſih gern ſcharenweiſe zuſammenhalten. Ende Juni haben ſich die vier Beine entwi>elt, und wenn dies geſchehen iſt, verlaſſen die jungen, im Verhältnis