Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Erdkröte. Wechſelkröte. 703

paarige Gelenkhöder auf der Unterſeite aller Zehen, dur die zum mindeſten halben, alſo verhältnismäßig gut entwi>elten Shwimmhäute und das Auftreten einer deutlichen Hautfalte längs des Laufes. Oſteuropäiſche Stücke ſind meiſt lebhafter gefärbt und gezeihnet als deutſche; ihre Grundfarbe iſ heller, man<hmal grauweiß, die Fnſelfle>en erſcheinen ſchärfer begrenzt und dunkel umſäumt, die roten Warzenpunkte größer und leuchtender.

Die Wechſelkröte iſt eine Art Mittel: und Oſteuropas, geht aber im Süden und Oſten über Europa hinaus, im Süden von Ägypten bis Marokko, im Oſten über ganz Weſt: und Mittelaſien bis in die Mongolei, Tibet und den Himalaja. Jn Europa überſchreitet ſie na<h Weſten hin weder den Rhein noh die Rhone, iſt aber merkwürdigerweiſe die einzige Krötenart auf den Balearen. Öſtlih der genannten Flußgrenzen und beſonders in der Nordſchweiz, in Deutſhland und Öſterreih-Ungarn iſt ſie eine ſo häufige, wenn auch oft mit der Kreuzkröte verwechſelte Erſcheinung, daß genauere Fundorte hier anzugeben vollkommen überflüſſig iſt. Jm Norden geht ſie bis Dänemark und Südſchweden. Die Weibchen ſcheinen häufiger zu ſein als die Männchen.

Nach der vorausgegangenen ausführlihen Lebens\cilderung der Erdkröte kann ih mi bei Beſchreibung der Sitten und Gewohnheiten der Wechſelkröte kurz faſſen. Sie ähnelt jener ‘in mancher Hinſicht; do<h bemerkt man, daß ſie geſchi>ter, behender, munterer und lebhafter iſt als erſtere. Sie ſcheint au< anſpruchsloſer zu ſein und erträgt Kälte, Luſttro>enheit, unreines Waſſer leichter als jene. Jm Himalaja hat Sto liczka ſie bei Gieumal noch in einer Höhe von 4285 m gefunden, in einer Höhe, wohin kein anderer Lurch aufſteigt; in Transkfaſpien fand ſie Alfred Walter ſelbſt no< in abgelegenen Wüſtenbrunnen in ſ<le<htem, bra>œigem Waſſer.

Am Tage halten ſih die Wechſelkröten an ähnlichen Orten verborgen wie die Erdkröte, nict ſelten geſellig eine paſſende Höhlung bewohnend ; nachts treiben ſie ſih jagend in einem ziemlih weiten Gebiete herum. Jhre Bewegungsfähigkeit bekunden ſie niht bloß durch raſches, ru>weiſes Hüpfen, ſondern au<h dur< verhältnismäßig weite Sprünge, die ſie ausführen, dur<h re<t gute Shwimmfähigkeit und dur< eine Fertigkeit, die man ihnen aum zutrauen möchte, dur Klettern nämlih. Das Bedürfnis zum Graben kommt dagegen, nach J. von Bedriaga, wenig zum Vorſchein, da ſie, wie die Erdkröte, es vorziehen, von fremden Löchern Beſiß zu ergreifen oder in vorgefundenen Mauer- oder Felsrißen ihren Wohnſiß aufzuſchlagen.

An den in Gefangenſchaft gepflegten Wechſelkröten hat Fr. Leydig bemerkt, daß ſie ſih ſchwerer eingewöhnen als die beiden anderen Arten, und daß ſie bis Mitternacht, ſelbſt bis 2 und 3 Uhr, munter bleiben. Um dieſe Zeit mit dem Lichte überraſcht, ſehen die Tiere ganz anders aus als bei Tage: der Kopf iſt alsdann hoh aufgerichtet, die Augen ſtark vorgetrieben, der Augenſtern ſehr weit. „Die noch lebhafteren ein- und zweijährigen Fungen führen im allgemeinen ein Tagleben, was man hin und wieder, ganz abgeſehen von dem Verweilen im Waſſer bei Tag und Nacht während der Laichzeit auch an erwachſenen wahrzunehmen Gelegenheit hat. Jh ſah dieſe Kröte im hellſten Sonnenſchein der Nachmittagsſtunden in den Weinbergen herumkriehen und bei Meran z. B. andere in den heißeſten Stunden des Vormittages längs der Wegeränder. Sie iſt auch, gleich ihren Verwandten, ein fräftig grabendes Tier. Jn einem hölzernen Kiſtchen ohne Erde gehalten, ſcharrt ſie, bei völliger Stille im Zimmer, den Boden derart, daß es dröhnt, ſtellt aber ſofort die Grabbewegungen ein, wenn Tritte ſi<h vernehmen laſſen.“

Jhre Stimme iſ wegen der gut ausgebildeten Schallblaſe des Männchens ſtärker als die der Erdtrôte, etwa dem Knarren einer Thür vergleichbar oder auh als Schnurren zu bezeihnen. Nach Leydig laſſen die im Zimmer lebenden Tiere bei bevorſtehendem Regen ein furzes, glu>ſendes Schreien hören. Die Paarung findet in Deutſchland Anfang April