Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

704 Erſte Ordnung: Froſchlurche; ſe<hſte Familie: Kröten.

ſtatt, ſo daß ſie meiſtens mit dem Beginne der Shlehenblüte zuſammenfällt. „Der Laich“, fährt derſelbe Gewährsmann fort, „bildet zwei lange Schnüre, deren {warze Eier zweizeilig in der Gallerte liegen und kaum von denen der beiden anderen deutſchen Kröten zu unterſcheiden ſind. Und ähnlich wie das Aufbrechen der Blütenknoſpen, in Abhängigkeit von allgemeinen Natureinwirkungen, an vielen Pflanzen derſelben Art auf einmal zugleich ſtattfindet, ſo geſchieht auh das Laichen in derſelben Nacht von vielen Tieren zugleich: bei einem beſtimmten Wärmegrade im geſchüßten Thale wie in den Tümpeln auf der windigen Höhe.

„Hierbei muß dem Beſucher der Laichpläße auffallen, daß die Tiere, ſobald die Wahl des Laichplazes frei ſteht zwiſchen einem flahen und deshalb leichter durhwärmten Waſſer und einem etwas tieferen und demgemäß kühleren, ſie das erſtere vorziehen, offenbar nur um das allernähſte Bedürfnis der Brut bekümmert. Aber gerade dieſer Umſtand bringt einer Unzahl von Eiern und Larven Verderben, denn die ausgewählten Waſſeranſammlungen ſind meiſt von vorübergehender Natur und tro>nen ſchnell aus, während daneben liegende tiefere der Brut das Leben gefriſtet hätten. Der gleihe Mangel an Vorausſiht und Beurteilungsvermögen begegnet uns übrigens auch bei den beiden anderen Krötenarten.“

Nah E. Schreiber begibt ſi< die Wechſelkröte ſhon einige Tage vor dem Laichen ins Waſſer, in dem ſie auh nah der Paarung noch einige Zeit verweilt, was namentlih von dem Weibchen gilt, mitunter aber auh beim Männchen der Fall iſt, wenn es nicht zur Begattung kommen konnte. Unter allen heimiſchen Kröten hat ſie die längſte Laichzeit da man die Tiere meiſt einen ganzen Monat und wohl no< länger beim Paarungsgeſchäfte antrifſt; die Begattung ſelbſt findet zu allen Tageszeiten ſtatt, doh wird warmen, ſonnigen Tagen entſchieden der Vorzug gegeben. Die Larven, die in Geſtalt und Größe denen des Waſſerfroſches ſehr ähnlih ſind, kriechen ſhon nah 3—4 Tagen aus und verlieren ihre äußeren Kiemen ſhon am zweiten Tage.

Im Hexrbſte bezieht die Wechſelkröte, laut F. von Bedriaga, ihr Winterquartier früher als die beiden anderen deutſchen Krötenarten.

Die dritte und zugleih ſeltenſte deutſche Art iſt die Kreuzkröte (Bufo calamita, cruciatus und cursor, Epidalea calamita, Abbildung S. 699), bei uns 5—6,», im wärmeren Südweſten 6,5—8 cm lang, oben bis auf einen warzenloſen, ſ{<wefelgelben Längsſtreifſen über die Rü>kenmitte olivengrün oder olivenbraum, unten weißlihgrau ge¡ärbt, auf den Schenkeln und Bauchſeiten dunkler gefle>, mit braunroten Wärzchen und gelblichen, ſhwarz geſprenkelten Augen, unter ſih ziemli<h gleih langem innerſtem und zweitem Finger, ziemlich großen, dreiſeitigen, flahen Dhrdrüſen und einer deutlichen Drüſe auf dem Unterſchenkel. Von den beiden anderen deutſchen Arten ſcheidet ſih die Kreuzfrôte ſharf durh die ſchwache Entwi>kelung ihrer Shwimmhaut; die Zehen ihrer kurzen Beine ſind nur am Grunde mit derben Spannhäuten verſehen, das kleine Trommelfell iſt undeutlich, eine erhöhte Hautfalte längs des Laufes iſt ſtets ſehr deutlih, und die Gelenk: höder wenigſtens unter den leßten Gliedern der vierten Zehe ſtehen immer in deutlichen Paaren, niht einzeln wie bei der Wechſelkröte.

Die Kreuzkröte iſt eine weſteuropäiſche, den Meereshauch liebende Art und in ihrer Verbreitung auf Portugal, Spanien, Frankreich, die Schweiz, England, Jrland, Belgien und Niederland, Deutſchland, Dänemark und Südſchweden beſchränkt. Sie fehlt auh den Jnſeln des Mittelmeeres.

Jn Deutſchland findet ſie ſi<h auf den Jnſeln und in einem breiten Gürtel an den Küſten des Deutſchen Meeres und der Oſtſee, ebenſo im ganzen Weſten, auh im Elſaß, und endlih an vielen Punkten Binnendeutſchlands, hier aber öſtli<h nur etwa bis zur