Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Wechſelkröte. Kreuzkröte. 705

Elbe; im Süden ſcheint ihr die Donau eine Grenze zu ſeßen, im Südoſten das Erzgebirge und der Böhmerwald. Entſchieden am häufigſten iſt die Kreuzkröte im Nordweſten unſeres Vaterlandes, in der Mittel- und Unterrheingegend und auf den Fnſeln des Deutſchen Meeres. Ob die Art irgendwo in Öſterreih-Ungarn vorkommt, iſt noh ſehr zweifelhaft; für Böhmen wäre ihr Vorkommen no< am wahrſcheinlihſten. Sie ſteigt bis in Höhen von 1000, ſehr ſelten von 1200 m.

Unter den deutſchen Kröten gräbt die Kreuzkröte am meiſten und beſten. „Obwohl“, wie E. Schreiber bemerkt, „das Tier häufig ſhon vorhandene Löcher durh Scharren mit den vier Füßen und entſprehende Drehungen des Körpers erweitert, ſo iſt es doh auch im ſtande, ganz friſche Höhlen anzulegen, indem es, mit dem Hinterleibe vorangehend, die Erde mit ſeinen derben, hornigen Zehenſpißen wegkraßt; in einige Tiefe gelangt, kehrt es ſi< dann um und wühlt mit den Vorderbeinen weiter, die losgeworfene Erde wie ein Maulwurf mit den Hinterfüßen hinausſ{<hleudernd. Auf dieſe Art erzeugt es ſeiner Körpergröße entſprechende, in ſhräger Richtung nah abwärts führende Gänge.“ Bei Schierſtein in der Nähe von Wiesbaden fanden ſi< im Winter 1888 auf 1889 mehrfach lebende Kreuzkröten in 3 m Tiefe im Löße eingebettet, ohne daß die Höhlung durch einen Gang oder dur Sprünge im Lehme mit der Oberfläche in irgend einer erkennbaren Verbindung ſtand. Daß ſi dieſe Kröten im Herbſte ſo tief eingegraben hatten, um zu überwintern, unterliegt nah B. Florſ<hüß, dem wir dieſe Beobachtung verdanken, niht dem geringſten Zweifel. Fn ihren übrigen Bewegungen iſt die Kreuzkröte niht ſo plump und ſ{<werfällig wie die Erdkröte, wenn ſie au<h wegen ihrer verkürzten Hinterbeine des Springvermögens vollkommen ermangelt. Sie läuft auf allen vieren, mit gehobenem Körper, faſt ſo ſhnell wie eine Maus, ein Umſtand, der das Tier ſelbſt in der Dämmerung von der wie ein Froſch hüpfenden Wechſelkröte unterſcheiden läßt; auch iſt troß ihrer faſt hautfreien Zehen die Shwimmfähigkeit keine geringe: ſie <wimmt hundeartig, mit gleicher Beinſtellung wie auf dem Lande, raſh und behende. Von den deutſchen Kröten iſt ſie es auch, die am beſten zu flettern verſteht. Bei Tage trifft man das Tier in ſeinen Höhlen unter Steinen, in altem Mauerwerke; abends läßt es von hier aus ab und zu ſogar ſeine ſcharfe, ſhnarrende Stimme erſchallen.

Angeſichts eines Feindes verſucht die Kreuzkröte zunächſt, ſo raſh ſie kann, davon: zulaufen; wird ſie aber eingeholt und beunruhigt, ſo zieht ſie in der Angſt ihre Haut derart zuſammen, daß ſih alle Drüſen entleeren und ſie mit einer weißen, ſhäumenden Feuchtigkeit bede>en, die einen unangenehmen Geruch verbreitet. Röſel von Roſenhof vergleicht ihn ſehr rihtig mit dem Geſtanke abgebrannten Pulvers. Es unterliegt keinem Zweifel, daß gerade dieſe Ausdünſtung zum beſten Schuße unſeres Tieres wird und ihm eine Sicherheit verleiht, die ſeine Verwandten in geringerem Grade genießen.

Ende März oder Anfang April begegnete Fr. Leydig den erſten Kreuzkröten / ſtets alten, geſ<hle<tsreifen Männchen. Das Abſeben des Laiches erfolgte dann Anfang Mai. Man findet die ſehr kleinen, etwas breiten und platten Larven, die <hwärzlih gefärbt und mit kleinen erzfarbenen Pünktchen beſprengt ſind, mitunter in völlig pflanzenloſen Lehmgruben, häufiger aber in bewatſenen, beſonders mit Nöhricht beſtandenen, längs der Ufer ſeichten Gewäſſern. Fhr Darm iſt mit Bodenſchlamm angefüllt, in dem ſih bei Vergrößerung des Fnhaltes Algen und Reſte niederer Tiere finden, nichts aber von zernagten Pflanzenteilen.

Das Laichgeſchäft wird nah E. Schreiber nur bei Nacht vorgenommen und meiſt auh in einer einzigen Nacht zu Ende geführt. Die in einer Doppelreihe in zwei Schnüren geordneten Eier ſind ziemli< groß, aber weniger zahlreich als bei den anderen Krötenarten. Die Larven erſcheinen {hon nah $3—4 Tagen außerhalb der Eihüllen, an den Eiſhnüren

Brehm, Tierleben. 3, Auflage. YII. 45