Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
Giftigkeit des Fleiſhes. Begabungen, Sinnesſchärfe. il
in der Luft annehmen, die aber von eilig ſ{<wimmenden Waltieren, z. B. von Delphinen, weit übertroffen wird. Die gewaltigen Muskeln zu beiden Seiten des Fiſchleibes, die fich an das mächtige Ruder, die Schwanzfloſſe, anſeßen und eine ſo nahdrüdlihe Wirkung äußern, befähigen zu einem erſtaunlichen Kraftaufwande und ermöglichen ſogar Luftſprünge von beträchtlicher Höhe, während die übrigen Floſſen die Richtung regeln. Fn derſelben Weiſe wie der Lachs, obſchon größtenteils minder raſh, ſ{hwimmen die meiſten Fiſche, ſolange es ſi< um Fortbewegen in annähernd denſelben Waſſerſchichten handelt, wogegen das Senken in tiefere Schichten und Auſſteigen zu höheren wahrſhheinlih dur< Zuſammenpreſſen und Ausdehnen der Shwimmblaſe geregelt wird. Mehrere Fiſche aber, insbeſondere die mit \<hlangenförmigem Leibe und kleinen Floſſen, ſ{<wimmen gänzlich abweichend dur< ſ{<längelnde Bewegungen ihres Leibes oder wellenförmige Biegungen ihrer langen, niedrigen Rüenfloſſen, ferner auh die von oben nah unten zuſammengedrüten, ſcheibenartigen, nur daß dieſe, anſtatt der ſeitlichen Wellenlinien, ſolche von oben nac unten ausführen. An Ausdauer der Bewegung übertreffen die Fiſche vielleicht jedes andere Tier, obgleih ſie weit weniger atmen, d. h. weniger Sauerſtoff verbrauchen als dieſe, und der Kreislauf ihres Blutes langſamer vor ſih geht. Dafür unterſtüzt freilich die Art und Weiſe der Atmung, die Leichtigkeit, mit welcher der dem Waſſer beigemengte Sauerſtoff an die Kiemen gelangt, und die Kraft, die der Nückſtoß des dur die Kiemenſpalten ausſtrömenden Waſſers äußert, ihre Bewegung.
Es muß betont werden, daß die Fiſche bei der Atmung das Waſſer niht in ſeine Beſtandteile zerlegen und ſo den ihnen nötigen Sauerſtoff gewinnen, ſondern einzig und allein den Sauerſtoff der dem Waſſer in ſehr geringer Menge beigemiſchten Luft verbraucen. Nun begnügen ſie ſi< zwar, wie ſhon ihr „kaltes“ Blut beweiſt, mit verhältnismäßig wenig Sauerſtoff, müſſen aber doh verhältnismäßig viel Waſſer zur Verfügung haben, wenn ſie ſi< wohl befinden ſollen. Einer geringen Waſſermenge entziehen ſie bald die wenigen Luftteilchen, die dieſe enthält, und müſſen dann ebenſo unfehlbar erſtiden wie luſtatmende Tiere im luft- oder ſauerſtoſfleeren Raume. Außerhalb des Waſſers ſterben ſie, weil ihre Kiemen niht mehr thätig ſein können, wenn ſie, wie dies in freier Luft bald geſchieht, eintro>nen.
Notwendige Folge der Kiemenatmung iſt, daß kein Fiſh eine Stimme hervorzubringen vermag. Von mehreren Arten vernimmt man allerdings Töne, richtiger Geräuſche, ein Knurren oder Brummen nämlich; das eine wie das andere kann jedo<h gewiß nicht mit den Stimmlauten der höheren Wirbeltiere verglichen werden, da es nur dur< Aneinanderreiben der harten Kiemende>el oder vielleiht der Floſſen und Schuppen entſteht, gewiſſermaßen alſo an das Schwirren der heuſchre>enartigen Kerbtiere erinnert. Das Sprichwort: „Stumm wie der Fiſh“, drückt in der That die volle Wahrheit aus.
Die Fähigkeiten des Gehirnes entſprechen ſeiner geringen Größe. Doch läßt ſich eine Thätigkeit aller Sinne wahrnehmen; ja, deren Schärfe und Feinheit iſt wahrſcheinlich größer als man gewöhnlich annimmt. Obgleich das im allgemeinen umfangreiche und weitſternige Auge nur bei wenigen Fiſchen, beiſpiel8weiſe bei den Schollen, ſih beweglich zeigt, ſehen ſie ſehr gut, und zwar auch in den tieferen Schichten des Waſſers, weil die hier geſhwächten Lichtſtrahlen, dank dem erweiterten Sterne, doh no< zur Geltung kommen. Daß die Fiſche hören, troßdem ſie weder ein Trommelfell noh Gehörknöchelhen beſißen, unterliegt keinem Zweifel, da man gezähmte dur< den Laut einer Glo>e herbeiloÆen oder bemerken fann, daß die ſcheuen bei lautem oder mäßigem Geräuſche entfliehen. Geruch und Geſchma> ſtehen wahrſcheinlih auf ſehr niedriger Stufe, ohne indes eigentlich verkümmert zu ſein. Das Waſſer verhält ſi< den dur<h den Geru<h empfindbaren Gaſen gegenüber anders als die Luft, verhindert aber deren Verbreitung durchaus nicht, und ſo läßt ſich