Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
Fruchtbarkeit. Fortpflanzung8weiſen. Entwi>elung der Keimlinge. 21
Waſſerwärme, während die anderer eine höhere beanſpruchen. Dieſe Bedingungen werden bei der natürlichen, d. h. durh den Menſchen niht beeinflußten, Vermehrung der Fiſche nux unvollſtändig erfüllt. Von den Millionen der gelegten Eier bleibt ein ſehr großer Teil unbefruchhtet; von den befruchteten gelangt ein kaum minder erheblicher Teil nicht zur Entwielung, ſo groß auh die Widerſtandsfähigkeit des Eies gegen äußere Einflüſſe iſt; Tauſende und andere Tauſende werden von den Wellen ans Ufer geſpült und verdorren; andere Tauſende geraten in zu tiefes Waſſer und gelangen ebenfalls niht zur Fortbildung; auf die übrigen lauert ein unzählbares Heer von Feinden aller Klaſſen, aller Arten: von der unſhäßbaren Menge von Fiſcheiern wird kein einziges zu viel gelegt!
Sobald das im Eie ſi entwi>elnde Junge ſeine Reife erhalten hat, durchbricht es die Eiſchale und zeigt ſi< nun in Geſtalt eines langgeſtre>ten, durſichtigen Tierchens, dem am unteren Ende der Dotterſa>, ein Nahrungsſpeicher für die nächſte Zukunft, anhängt. Solange deſſen Aufzehrung währt, hält ſih der junge Fiſh meiſt unbeweglich auf dem Grunde und rührt nur die Bruſtfloſſen, um einen Waſſerſtrom hervorzubringen und das zur Atmung nötige Waſſer zu erneuern. Bei unſerer Forelle iſt der Dotterſa> bereits innerhalb des erſten Monates zu drei Vierteln aufgebraucht, nah Verlauf von 6 Wochen faſt gänzlih verſhwunden. Erſt jezt ſtellt ſh das Bedürfnis nah Nahrung heraus, und nunmehr beginnt das Fiſhlein nah Art ſeiner Eltern zu leben, d. h. zunächſt auf alles, was es bezwingen zu können meint, eifrig Jagd zu machen. Fe reichlicher die Beute, um ſo ſchneller geht das fernere Wachstum vor ſich: die, die das Fagdglü> begünſtigt, eilen denen, die hungern müſſen, bald voraus und nehmen ſo wie an Größe au< an Kraft und Beweglichkeit zu. Nach etwa Jahresfriſt, bei kleinen frühex, bei größeren ſpäter, haben die jungen Fiſhhen auh das Kleid ihrer Eltern exlangt und ſind dieſen ſomit in allen Stü>en ähnlih geworden.
Nun gibt es aber auch etliche Fiſcharten, wie z. B. manche Rochen und Haie, deren Junge einen durchaus verſchiedenen Entwi>elungsgang dur<hmachen. Mit demſelben Rechte, mit dem man von lebendiggebärenden Kriechtieren und Lurchen ſpricht, kann man von lebendiggebärenden Fiſchen reden. Bei ihnen wird das Ei in der oben erwähnten Erweiterung des Eierganges ſo weit ausgetragen, daß das Junge ſein Keimleben bereits vollendet hat und die Eihülle ſprengen kann, wenn die Geburt ſtattfindet. Bei den Seefaßen ſowie bei den Haien und Rochen, die Eier legen, ſind dieſe von einer ſehr dien, hornigen Schale eingehüllt, die gewöhnlich viere>ig und abgeplattet iſt und ſeitliche Spalten hat, wodur<h das Meerwaſſer in das Fnnere des Eies eindringen fann. Die Entwi>elung des Keimlings geht in dieſen Eiern erſt vor ſi<, nachdem ſie gelegt ſind. Die Fortpflanzung der lebendiggebärenden Haie unterſcheidet ſich nah der Bildung des Eies. Bei den einen beſitzt das Ei eine äußerſt feine, hornige, durhſcheinende Schale, die abgeplattet iſt und eine lange Hülſe bildet, die wohl ſieben- bis achtmal ſo groß wie das Dotter iſ. Jn der Mitte dieſer am Rande gefalteten Cihülſe liegt das längliche Dotter, von Eiweiß umgeben, das ſi< nah der einen Seite bandartig fortſegt. Dieſes Eiweiß zieht außerordentlih viel Flüſſigkeit an ſich, ſo daß das Ei bedeutend an Größe und Gewicht zunimmt. Die feine Eiſchale erhält ſich während der ganzen Entwickelungszeit, während ſie bei anderen Haien ſehr früh verſchwindet und der Keim na>t in der Gebärmutter liegt. Eine zweite Eigentümlichkeit der Keimlinge der Quermäuler beſteht in einem gewöhnlih birnförmigen äußeren Dotterſa>e, der durch einen langen Stiel in den Leib übergeht und dort in den Darmſchlauh einmündet. Bei den meiſten Haien und Rochen erweitert ſich der Dottergang im Jnneren der Bauchhöhle no< zu einem zweiten inneren Dotterſace. Der Stiel des Dotterſaces enthält außer dem in den Darm mündenden Dottergange no< eine Schlag- und eine Blutader, die den Blutumlauf auf dem Dotter