Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Allgemeines. Blauhai. 459

nachſtellt, um namentlich ſeine Leber zur Thranbereitung zu gewinnen; ſo auh an manchen von warmen Meeren beſpülten Küſtenſtre>en, wo man Haie aller Arten verfolgt, um aus den Floſſen einen trefflihen Fiſchleim zu bereiten oder ſie auh als geſchäßte Le>erbiſſen auf die Tafel zu bringen. Buiſt, der den Fang an der indiſchen Küſte ſchildert, ſhäßt die Anzahl der daſelbſt alljährlich erbeuteten Haifiſche auf rund 40,000 Stück. Die kleineren Arten der Haie werden von manchen Völkern, unter anderen auh von Chineſen und Fapanern, gern gegeſſen; von größeren Arten verwenden beſonders die Chineſen die Floſſen, mit Ausnahme der Schwanzfloſſen, zur Bereitung von Speiſen. Die gleihmäßig heller gefärbten Rüenfloſſen kommen als „weiße Floſſen“, die Bruſtz, Bauch- und Afterfloſſen als „ſchwarze Floſſen“ in den Handel und werden gut bezahlt. R. Abercromby ſagt, daß nur ein Teil der Floſſe wirklih gut zu eſſen ſei, aber bei ſorgfältiger Zubereitung, z. B. mit Schweinefleiſh gedämpft, vortrefflih ſ{<me>e. Die Haut vieler Haifiſcharten wird zu geſhäßtem Leder, Chagrin, verarbeitet. Es werden etwa 140 Arten unterſchieden.

Gefürchteter als alle übrigen ſind die Menſchenhaie (Carchariidae), ſtarke und tühne, raubgierige und freßwütige Geſchöpfe, und nach vielen Berichten, die freilih nicht immer frei von Übertreibungen ſind und ſehr oft bloß auf Hörenſagen beruhen, der Schre>en aller Seeleute und Anwohner der wärmeren Meere. Man kann, na<h Günther, 30—40 Arten unterſcheiden. Fhr Auge beſißt eine Nickhaut; die erſte ihrer beiden Rükenfloſſen ſteht zwiſchen Bruſt- und Bauchfloſſen, die Afterfloſſe iſt klein. Sprißlöcher fehlen wenigſtens bei den Alten; die hinterſten Kiemenſpalten ſtehen über den Bruſtfloſſen. Der Kopf iſt fla, der vordere Teil der Schnauze weit vorgezogen; die Naſenlöcher ſind ſehr entwidelt. Große dreie>ige, ſpißige und ſchneidende, meiſtens am Rande geſägte Zähne ordnen ſi< in mehrere Reihen und bewehren den weiten Rachen. Kleine Schuppen be¡leiden den Leib. Fm Darme findet ſich eine eingerollte Falte anſtatt der Schraubenklappe.

Unter den Menſchenhaien im engeren Sinne (Carcharias) iſt der Blauhai (Carcharias glaucus, coeruleus und hirundinaceus, Squalus glaucus und coeruleus, Galeus glaucus, Prionodon glaucus und hirundinaceus) einer der befannteſten. Er erreiht eine Länge von 3—4 m, vielleicht no< darüber. Seine Schnauze iſt ſehr ſpibig; die Zähne der Oberkiefer ſtehen in vier ſchiefen Reihen, die der Unterkinnlade ſind \{lank und in der Jugend dreie>ig, im Alter lanzenförmig. Die langen, ſichelförmigen Bruſtfloſſen reihen bis zum Beginne der Rückenfloſſe, die jedo<h näher an den Bauchfloſſen liegt, als an ihnen; die Shwanzfloſſe iſt ſchlank. Ein ſchönes Schieferblau färbt die Oberſeite des Kopfes, des RNü>ens einſhließli<h der Nückenfloſſen und den größten Teil des Schwanzes, auch die obere Fläche der Bruſt- und Bauchfloſſen, wogegen die Unterſeite des Leibes und der unteren Floſſen weiß ausſieht.

Vom Mittelländiſchen Meere aus, das. als die eigentliche Heimat dieſes Menſchenhaies angeſehen wird, verbreitet er ſi< über einen großen Teil des Atlantiſchen Meeres, nach Norden hin bis an die Küſten Großbritanniens und Skandinaviens, beſucht dieſe wenigſtens während des Sommers ziemlih regelmäßig. Couch erklärt ihn als einen Wanderfiſch und verſichert, niemals in Erfahrung gebra<ht zu haben, daß einer dieſer Haie an den Küſten von Cornwall vor Mitte Juni erſchienen ſei.

Alle größeren Menſchenhaie gleichen ſih in ihrer Lebensweiſe. Sie halten ſi< vorzugsweiſe, jedo<h feineswegs ausſchließli<, in der Nähe der Küſten auf und treiben \ih