Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Heringshai. Seefuchs. Rieſenhai. 451

den Menſchenhaien. Das Gebiß beſteht aus dreikantigen, glattrandigen Zähnen, die ſih in 3—4 Reihen ordnen und in den vorderen gerade ſtehen, während die übrigen ih etwas na<h auswärts oder ſeitwärts neigen; die kleinen Schuppen ſind dreikantig 2c. An Länge erreicht der Dreſcher 5 m, wovon der obere Shwanzlappen jedo< faſt die Hälfte wegnimmt. Rücken und Seiten ſind dunkelblau gefärbt, die unteren Teile weiß getüpfelt und gefle>t.

Im Mittelländiſhen Meere gehört der Dreſcher unter die häufigeren Arten, an den engliſchen Küſten iſt er der häufigſte der dort vorkommenden Haie und iſt auh gemein im Atlantiſchen wie im Stillen Meere, wo er beſonders an der Küſte Kaliforniens und um Neuſeeland auſtritt. Den bezeihnenden Namen führt er von der Art und Weiſe ſeines Angriffes auf andere Seetiere, vorzugsweiſe Fiſche. Ex bedient ſi< hierbei nämlih ſeines langen Shwanzlappens, womit er kräftige, weit ſchallende Schläge austeilt. „Nicht ungewöhnlih iſt es“, ſagt Couch, „daß ein Dreſcher ſih einer Herde von Delphinen nähert, die in geträumter Sicherheit jagend dahinzieht, dur< einen einzigen Schlag des Dreſchers aber, und wäre ex au< nur gegen das Waſſer gerichtet, die Flucht ergreift, wie Haſen vor dem Hunde.“ Laut Günther iſt er für den Menſchen durchaus ungefährlih. Er folgt den Scharen der Heringe, Sardinen und Sprotten auf ihren Wanderungen und vertilgt davon unglaublihe Mengen. „Wenn er na<h Nahrung ausgeht, benugt er den langen S<hwanz dazu, die Oberfläche des Waſſers zu peitſhen, während er einen Fiſhſ<warm in immer kleiner werdenden Kreiſen umſhwimmt; ſo hält er die Fiſche in einem Haufen zuſammen und kann ſie leihter in Menge erbeuten.“

Über die Fortpflanzung finde i< keine Angabe.

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Im Nordatlantiſchen Meere lebt ein Haifiſch, der an Größe alle übrigen bekannten, mit Ausnahme des 12—15 m lang werdenden Carcharodon rondeletii und des über 15 m erreichenden Rhinodon typicus, übertrifft und demgemäß den Namen NRieſenhai mit vollſtem Rechte führt. Die genannten Haie ſowie der Hauſen ſind überhaupt die größten bekannten Fiſche. Der Rieſenhai vertritt eine eigne Gattung (Selache), deren Merkmale in der furzen, ſtumpfen Schnauze, den kleinen Sprißlöchern, den ſehr großen, faſt den Hals umſchließenden Kiemenſpalten und den kleinen, im Verhältnis zur Größe tleinſten, \{<mal kegelförmigen, etwas nah innen gekrümmten Zähnen ſowie den mit vielen Spißen bede>ten Hautſchuppen zu ſuchen ſind. An Länge ſoll der Rieſenhai, der Basking-Shark der Engländer (Selache maxima, Squalus maximus, peregrinus, is0dus, elephas und cetaceus, Cetorhinus homianus und gunneri, Polyprosopus macer und rashleighanus), 10—12 m, an Gewicht mehrere tauſend Kilogramm erreichen können. Die Färbung ſpielt auf bräunlihſhwarzem Grunde ins Blaue, die der Unterſeite iſt weißlich.

Der Rieſenhai, deſſen Verbreitungsgebiet noh nicht genau bekannt iſt, verirrt ſich aus dem nördlichen Atlantiſchen Meere bis in die Nordſee und iſ in neuerer Zeit aud in den Gewäſſern Südauſtraliens gefunden worden. Man hat ihn an den Küſten von Wales, Cornwall, Devonſhire, Dorſetſhire und Suſſex öfters beobachtet, auh wiederholt an den franzöſiſhen Küſten gefangen. Fm Jahre 1787 wurde bei St. Malo einer erlegt, ver 11 m lang und 8 m im Umfange hielt; im Jahre 1802 erbeutete man einen, der vorher 36 Stunden mit einem Wale gekämpft hatte (?), bei Boulogne. Jm Eismeere ſoll er ſih in den großen Tiefen aufhalten und hier na<h Art der Wale allerlei kleinem Seegetiere, insbeſondere Meduſen, nachſtellen, nah Rin> übrigens auch dem Aaſe toter Wale nachgehen und leiht an der Angel gefangen werden. Gunner, ein norwegiſcher Biſchof, erzählt einiges über ſeine Lebensweiſe und iſt bis jeßt noh niht widerlegt worden. Seiner

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