Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

452 Achte Ordnung: Knorpelfloſſer; zweite bis vierte Familie: Walhaie 2c.

Behauptung zufolge zeigt der Rieſenhai nihts von der Wildheit anderer Verwandter, iſt vielmehr ein vollkommen unſchädliher Fiſh und bekundet erſtaunliche Trägheit, Gleichgültigkeit und Dummheit. Ein Boot kann ihn verfolgen, ohne daß er ſi beeilt, ihm zu entgehen; ja, er läßt es ſo nahe an ſi herankommen, daß man ihm einen Wurfſpieß zuſhleudern fann, ſoll ſi< ſogar, wenn er ſi behaglih ſonnend an der Oberfläche des Waſſers umhertreibt, berühren laſſen. Erſt wenn er den Wurfſpieß im Leibe fühlt, wirft er den Schwanz in die Höhe und taut mit aller Gewalt unter. Zuweilen macht er den Fiſchern 20—24 Stunden lang zu ſchaffen, ehe ſie ihn überwinden können. Man jagt ihn nur wegen ſeiner Leber, die, wie Gunner verſichert, ein Gewicht von 1000 ks erreichen ſoll und einen

Nauhhai (Rhinodon typicus). ?/10o natürl. Größe.

trefflihen Thran liefert. An der Weſtküſte Jrlands wird er ſeines Leberthranes wegen ebenfalls eifrig verfolgt, doch iſt ſein Fang inſofern niht ganz gefahrlos, als er durch ſeine Shwanz{läge auch ſtark gebaute Fiſcherboote übel zurihten kann. Gelegentlich, vielleicht auch bloß zu gewiſſen Jahreszeiten, ſieht man die Rieſenhaie in Trupps oder größeren Scharen beiſammen, wie Wale ſi< an der Oberfläche des Meeres umhertummelnd oder, beſonders an windſtillen ſonnigen Tagen, dicht nebeneinander gelagert ſih bewegungslos den Sonnenſtrahlen ausſebßendz dieſe auffällige Gewohnheit hat die engliſchen Fiſcher beſtimmt, den Hai „basking shark“ zu nennen.

Das Fleiſch iſt lederartig und von unangenehmem Geſchmacke, wird jedoh trobdem im Norden manchmal gegeſſen oder doch, in Streifen geſchnitten, getro>net und als Köder zum Fange anderer Fiſche verwendet.

me