Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Philipps Doggenhai. Dornhai. 457

beſtimmen.“ Gleich der auſtraliſchen Art ſind die übrigen drei Arten der Gattung auf das Stille Meer beſchränkt,

Die Familie der Stachelhaie (Spinacidae) umfaßt die Arten der Ordnung, etwa 20 an der Zahl, deren Rückenfloſſen vorn dur< zwei ſpißige Stacheln geſtüßt werden, und denen die Afterfloſſe fehlt. Sprizlöcher ſind vorhanden, die Zähne ſcharfſhneidig, ihre Kronen einfah, meiſt dreie>ig, dünn, von den Seiten her zuſammengedrü>t. Die Stachelhaie ſind in den mäßig warmen Meeresteilen der nördlihen und ſüdlichen Halbkugel verbreitet, kommen aber in den dazwiſchen liegenden tropiſchen Gewäſſern niht vor.

Der Dornhai (Acanthias vulgaris, americanus und sucklii, Squalus acanthias und fernandinus, Spinax acanthias und fernandezianus; Abbildung S. 448), Vertreter einer gleihnamigen Gattung (A canthias), iſt geſtre> gebaut, der Kopf platt, keilförmig, vorn ſ{hmal, an der Spige abgerundet; die Naſenlöcher ſtehen gleich weit von dem Maule und der Naſenſpize entfernt; die unmittelbar hinter den Augen liegenden Spritlöcher ſind groß. Das halbmondförmig geöffnete, vollſtändig runde Maul wird bewaffnet von drei Reihen langer, ſpißiger, am Rande wenig geſägter Zähne. Die Bruſtfloſſen ſind ſehr groß, die Bauchfloſſen klein. Ein gleihmäßiges Schiefergrau iſt die Färbung der Dberſeite, ein gelbliches Weiß die der unteren Teile; Junge ſind gewöhnlih weiß geſle>t. Die Länge beträgt ſelten mehr als 1 m, das Gewicht niht über 10 kg.

Unter den in den europäiſhen Meeren vorkommenden Haien tritt der Dornhai am zahlreihſten auf. Die britiſchen Gewäſſer bewohnt er in erſtaunlicher Menge; in der Nähe des Geſtades, namentlih während der Hochfluten, bildet er förmliche Heerzüge, folgt den zum Laichen dem Geſtade ſi< nähernden kleinen Fiſchen und beeinträhtigt deren Fang in empfindlicher Weiſe. Laut Couch erſcheint er zuweilen in wirklih unſhäßbarer Anzahl, zum größten Ärger des Fiſchers, deſſen Angeln er abſchneidet. „Fh habe von Zwanzigtauſenden gehört, die auf einmal in einem großen Grundneße gefangen worden ſind, und dabei in Erfahrung gebracht, daß die jungen, noh niht 15 cm langen, in Geſellſchaft der größeren, kräftigen Fiſche folgen, wobei ſie unmöglih Beute machen können. Um ſeine Rü>enſtaheln in Anwendung zu bringen, ſchnellt ſih der Dornhai wie ein Bogen zuſammen und weiß dieſe Bewegung, ſei es nach der einen, ſei es nach der anderen Seite, ſo genau einzurichten, daß er die Hand, die ſein Haupt berührt, trifft, ohne ſein eignes Fell zu verlegen.“ Jm März 1858 zeigte ſih weſtwärts von Uig ein ſo außerordentlich zahlreiches Heer dieſer Fiſche, daß man das Meer 20—30 Seemeilen weit ſeewärts von ihnen förmlih bede> ſah. Myriaden von ihnen ſ{<wammen auf der Oberfläche des Waſſers, in jedem Hafen, in jeder Bucht des nördlihen Schottland. Unter ſolchen Umſtänden fällt es für die Fiſcher niht ſ{<wer, ſo viele dieſer Haie zu erbeuten, wie ſie eben mögen, und binnen wenigen Stunden ihre Boote buchſtäblich bis zum Nande zu beladen. Das zwar harte und nicht eben wohlſ<me>ende Fleiſch wird ſelbſt in Schottland getro>net und gegeſſen, aus der Leber Thran gewonnen, die Haut zum Polieren gebraucht und der Abfall als Dünger benugt. Aus den Stacheln, die man der dur ſie hervorgebrahten ſhmerzhaften Verwundungen halber für giftig hält, fertigte man früher Zahnſtocher.

Das Weibchen ſoll gleichzeitig 6—20 wohlausgebildete Junge zur Welt bringen, deren Fleiſh als ſehr ſ<hmachaft gilt; noh mehr aber ſhäßt man hier und da die in der Ent-

wi>elung begriffenen Eier. *