Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Angriff8weiſe, Berichte über die Gefährlichkeit. © 471

rüſtiger Arbeiter, der furz vor unſerer Abreiſe aus Demerara von einem Stachelrochen verwundet worden war, ſtarb unter den fürchterlihſten Krämpfen.“

Auch Schomburgk iſt nah ſolchen Erlebniſſen geneigt zu glauben, daß der Stachelrochen wirkli<h vergiſte, während von anderen doh wieder behauptet wird, daß es nur die Eigentümlichkeit der Waffe ſei, welche die Wunden ſo {hmerzhaft mache und eine allgemeine Aufregung der Nerven hervorrufe. Ein aus Stahl nachgebildeter Stachel würde, mit annähernd derſelben Kraft eingetrieben, vielleicht ebenſo heftige Shmerzen und ähnliche Erſcheinungen hervorrufen, ſo meinte man wenigſtens. Aber Schomburgk und andere, die ähnlihe Beobachtungen machten, haben denno< re<t. Zweifellos verurſacht ſchon die Beſchaffenheit der Wunde, die zerriſſene Ränder aufweiſt, große Schmerzen, denn die Stacheln ſind ſeitli<h mit Widerhaken beſegt und können bei den größeren Arten über 20 cm lang werden; aber die außerdem bei den Verleßten ſi< einſtellenden Erſcheinungen ſind ſolcher Art, daß ſie, wie ſhon S. 9 ausgeführt wurde, nur durch die giftige Wirkung des beim Schlage mit eingeimpften Schleimes erklärt werden können. Übrigens wird der Stachel von Zeit zu Zeit erneuert, d. h. abgeworfen, und, wie bei den Giftzähnen der Schlangen, dur den nächſtſtehenden und na<hwa<hſenden erſeßt.

Über Stachelrochen berihtet Wyatt Gill aus der Südſee folgendermaßen: „Der gefürchtete Fiſh, wovon es mehrere Arten gibt, iſt in der Südſee ſehr gewöhnlih. Seine Länge beträgt ſelten mehr als gegen 4 m. Er liebt es, ſi<h in eine Art Sandhügel einzugraben, aus dem nur die Augen und der vordere Teil des Kopfes ſowie in einiger Entfernung davon der peitſchenähnlihe Schwanz wie ein Sto> hervorragen. Ab und zu fommt nihtsahnend ein Fiſh vorbei und wicd dann ſofort von dem Stachelrochen überfallen und verſchlungen. Solange der Hunger noh nicht geſtillt iſt, verſte>t er ſich immer wieder mit ähnlichem Erfolge. Eingeborene haben mitunter das Unglück auf einen ſo verborgenen Fiſch zu treten. Jn demſelben Augenbli>e hält der Roche den Unachtſamen feſt und treibt ihm den am Schwanze ſißenden gezahnten Stachel ins Fleiſh. Die Spitze dieſer ſhre>li<hen Waffe bricht faſt immer ab; bleibt ſie in dem Körper ſte>en, ſo iſt keine Hoffnung auf Erhaltung des Lebens vorhanden. Sitt die Spie im Fuße oder Beine, jo pflegt man auf der entgegengeſeßten Stelle einzuſchneiden, da man nur in der Richtung des Stoßes die gezahnte Spiße herausziehen kann. Am Schwanze jedes Stückes ſind zwei ſolcher langer fnochenharter Stacheln vorhanden, wovon der zweite unter dem erſteren liegt. Es kommt häufig vor, daß der Erſaßſtachel ſchon eine beträchtliche Länge erreicht hat, bevor der erſte abgeſtoßen worden iſt. Auf Penrhyns und anderen niedrigen Koralleninſeln ſtellte man bis vor kurzem Spieße aus Holzſhäften her, woran loſe die ſcharfen, widerhakenbewaffneten Stacheln des Nochen befeſtigt waren, ſo daß beim Herausziehen des Spießes der Stachel in den edlen Teilen des Körpers zurückblieb und den Tod verurſachte.

„ZU gewiſſen Zeiten haben die Stachelrochen die ſonderbare Gewohnheit, ſcharenweiſe zuſammen zu ſ{hwimmen oder vielmehr ſih einer über den anderen zu drängen. Dieſe Erſcheinung nennen die Eingeborenen: „Oponga fai“. Der wageluſtige Fiſcher überläßt dann ſeinen Kameraden die Sorge um das Boot, taucht hinter einer ſolchen Herde hinab in die See und bindet vorſichtig mit einem ſtarken Strike ein oder zwei Rochen von der unterſten Lage an dem Schwanze feſt. Die Gefangenen werden dann ganz allmählih an das Boot herangezogen, um die übrigen niht zu verſheuchen. Auf dieſe Weiſe fängt man hintereinander oft 12—15 Rochen, ehe die anderen Unrat wittern. Ein kaltblütiger Fiſcher warf eines Tages eine derbe Ladung Dynamit in eine ſolche Herde hinein und tötete auf einmal 80 Rochen.

„Die vertrauenswürdigſten Eingeborenen verſichern, daß dieſer Fiſh die Fähigkeit habe, den einen ſeiner Stacheln fortzuſchleudern (?), wenn er angegriffen werde. So hat