Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
Süßwaſſerfiſcherei. Pflege. Künſtliche Fiſchzucht. SL
verhältnizmäßig großen Eier in fortdauerndem Strahle zu entleeren beginnt, entledigt ſich auh ein Männthen ſeines Samens, der ſih in Form weißer Wolken im Waſſer auflöſt. Jn jedem Tröpfchen des Samens oder der ſogenannten Milch, die in reihliher Menge ergoſſen wird, finden ſi zahlloſe äußerſt kleine Samenkörperchen, die in ihrer Geſtalt Kaul: quappen mit di>em Kopfe und dünnem Schwanze ſehr ähnli ſind, dur<h Schlängelung des leßteren ſi äußerſt lebhaft bewegen und, wenn ſie in ein Ei eindringen, es befruchten. Alle nicht befruchteten Eier ſterben in kürzerer oder längerer Zeit ab, ohne einen Keimling zu entwi>eln. Da nun beim natürlichen Laichen der Fiſche Rogen und Milch vom Strome erfaßt und über den Grund verſtreut werden, kommt, wie bereits bemerkt, oft nur ein ſehr geringer Teil der Eier mit dem Samen in Berührung, wogegen man es bei der künſt: lihen Befruchtung ganz in der Hand hat, die ſämtlichen Eier mit der Milch zu umſpülen.“
Nicht wenige Fiſchzüchter \heinen noh gegenwärtig an der Anſicht feſtzuhalten, daß die künſtliche Fiſchzucht beträchtliche Ausgaben und bedeutende Vorkenntniſſe erfordere, um mit Erfolg betrieben zu werden, während die Sache an und für ſih ſelbſt ſehr einfach iſt und ſi< überall anwenden läßt, wo man einen Bach reinen Quellwaſſers von annähernd gleicher Wärmehaltigkeit mit ſtarker Strömung und kieſigem Grunde zur Verfügung hat. Von dieſem Bache aus, der übrigens auch durch einen ſtarken Zufluß von Quellwaſſer erjezt werden kann, ſpeiſt man mehrere in einem gewiſſen Verhältnis zunehmende, tiefe, au< im Winter froſtfrei bleibende Teiche, die nötigen Falles angelegt oder doh von allem Schlamme gereinigt und mit ſchattengebenden Büſchen bepflanzt, auh mit hohl liegenden Steinen, den S<hlupfwinkeln für die Fiſche, belegt werden müſſen. Jn dieſen Teichen hält man die Laichfiſche, beiſpiel8weiſe Forellen verſchiedener Fahrgänge, derart, daß man immer die gleihgroßen in einen Teich zuſammenbringt, verſieht ſie mit entſprehendem Futter, beaufſihtigt ſie und verſucht, ſie nah Kräften vor allen Feinden zu hüben, damit ſie zur Laichzeit vollkommen geſund und kräftig ſind. Beabſichtigt man andere Lachsarten ihres Samens zu berauben, ſo ſet man dieſe kurz vor der Verwendung in gedachte Teiche oder in Fiſchkaſten.
An einer günſtigen Stelle, wo ein ſi< vorfindender oder anzulegender Arm des Baches vorüberführt und ſehr raſhe Strömung ſtattfindet oder erzielt werden kann, errihtet man ein kleines Blockhaus mit dichten, gegen den Froſt ſhüßenden Wänden und gutem Dache, das im Jnneren ſo viel Licht erhält, wie zur Unterſuchung der ihm anzuvertrauenden Bruteier erforderlih iſ. Jm Fnneren dieſes Blo>khauſes wird eine Nöhrenleitung angebracht, die eine nah Bedürfnis oder Belieben geringere oder höhere Anzahl von fleinen Brutbe>en ununterbrohen mit Waſſer verſieht. Für den Notfall genügt ein gewöhnliches Brunnenhäuschen, ſelbſt ein Eisſchrank dem beabſihtigten Zwe>e. Die Brutbe>en ſelbſt können beſtehen aus hölzernen Kaſten mit hölzernem oder gläſernem Boden, aus fachelartigen, gebrannten Thonbecen, aus aufgemauerten kleinen, flachen Teichen, aus pfannenarxtigen Gefäßen, Wannen 2c., dürfen eine handliche Größe niht überſteigen und müſſen ſo angeordnet ſein, daß ſie leiht zugänglich bleiben und ohne Schwierigkeiten verſeßt werden können.
Iſt die Laichzeit wirklich eingetreten , ſo ſtroßen die Geſchlehtswerlzeuge der männ: lichen und weiblichen Fiſhe von Milch und Rogen, und es genügt dann bei den meiſten Lachsarten die leiſeſte Berührung der Unterſeite des Leibes zur Entleerung der Zeugungsſtoffe; ſomit bedarf es nux einer ſehr einfa<hen Handhabung der Fiſche, um Milh und Rogen zu entleeren und zu befruhten. Man nimmt ein flaches Gefäß aus Thon oder Porzellan, bringt die bis zum Gebrauche in großen Kübeln zu bewahrenden, möglichſt nah dem Geſchlehte zu trennenden Zuchtfiſche herbei, faßt einen Rogener mit der linken Hand vorfihtig am Vorderteile des Leibes, über den man ein tro>enes Tuch gebreitet hat, läßt ihn