Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
292 Ein Bli>k auf das Leben der Geſamtheit.
dur einen Gehilfen am Schwanze halten, um das Schlagen des Fiſches unmöglih zu machen, und ſtreicht mit der re<hten Hand leiſe längs des Bauches von vorn nach hinten, ſolange die in einem Strahle ausſprißenden Eier ohne Anwendung jeglicher Gewalt ſi entleeren. Gleichzeitig verfahren zwei Gehilfen ebenſo mit einem Milchner, und es werden jomit in einem Augenbli>e Eier und Samen in dem Gefäße aufgefangen. Hier nun genügt ein unbedeutendes Schütteln des Gefäßes oder vorſichtigës Umrühren des Rogens mit der Hand oder mittels einer Federfahne, um die Milch ſo zu verteilen, daß ein großer Teil der Eier befruchtet wird, weit beſſer und vollkommener, als dies bei den im Freien ſelbſtändig laichenden Fiſchen möglich iſt. Da die Lachsfiſche niemals auf einmal ſih ihrer Zeugungsſtoffe entledigen, hat man bei den Arten, die man ohne Schwierigkeiten halten kann, dasſelbe Verfahren in Zwiſchenräumen von 3—5 Tagen zu wiederholen, die Zuhtfiſche alſo inzwiſchen entſprechend aufzubewahren.
„Hat man“, lehrt Bene>e, „Milh und Rogen genügend vermiſcht, ſo füllt man die Schale mit Waſſer von derſelben Wärme wie das, worin die Fiſche vorher gehalten worden ſind, läßt die Samenſtoffe eine Viertel- bis eine halbe Stunde in Ruhe, gießt hierauf das milchig getrübte Waſſer ab und erneuert es vorſichtig ſo lange, bis es klar bleibt. Die Eier erſcheinen nun, weil ſie ſi< voll Waſſer geſogen haben, weit größer als bei ihrem Austritte aus dem Leibe des Weibchens. Während ſie vorher zwiſchen Dotter und Schale keinen Zwiſhenraum erkennen ließen, ſieht man jet innerhalb der prall geſpannten Eihaut einen weiten, mit klarem Waſſer erfüllten Raum, worin das Dotter frei ſ<wimmt.
tit dem Waſſer zugleich ſind Samenkörperchen eingedrungen und haben die Befruchtung vollzogen. Nach kurzer Zeit bemerkt man Veränderungen an den Eiern und damit den Beginn der Entwi>kelung des Keimlings.
„Soll einer beträchtlichen Menge von Fiſchen der Laich genommen werden, ſo kann man ſehr wohl erſt den Rogen einer größeren Anzahl von Weibchen in eine, die Milch einer entſprehenden Anzahl von Männchen in eine andere Schale abſtreichen und dann gleih die ganze Maſſe von Laih miſchen. Auch iſt es möglich, getötete Fiſche, wenn ſie fühl aufbewahrt worden ſind, no< 2—3 Tage nach ihrem Tode wie lebende zur Éünſtlichen Befruchtung ihres Laiches zu verwenden; man kann ſogar, was unter Umſtänden ſehr wichtig iſt, in tvo>ene Flaſchen abgeſtrihenen Laich, Rogen wie Milch, mehrere Tage lang aufbewahren, falls man die Flaſchen bis zum Rande füllt, gut verkorkt und im Kühlen beläßt. Bei der beſchriebenen Vermiſchung des Laiches muß jedes Ei von Samenkörperchen umgeben fein, und leßtere müſſen beim Einſaugen des zugegoſſenen Waſſers mit Sicherheit in das Ei eindringen. Kommen dagegen Rogen und Milch getrennt voneinander in das Waſſer, ſo büßen ſie ſehr raſh ihre Lebenskraft ein: die Eier füllen ſih mit Waſſer und können dann die Samenkörperchen niht mehr anſaugen; die letzteren verlieren bald ihre Beweglichkeit und damit ihre befruchtenden Eigenſchaften. Gerade aus dieſem Grunde hat man die früher geübte Behandlungsweiſe des Laiches, Milch und Rogen gleichzeitig ins Waſſer fallen zu laſſen, aufgegeben.“
Wollte man nun die künſtlich befruchteten Eier auf den natürlichen Laichpläßen der Fiſche ihrem Elemente übergeben, ſo würde man allerdings ſchon ſehr nüßlih gewirkt haben, indem man ungleich mehr befruchtete Eier, als die Fiſche ſelbſt erzielen können, ausgeſebt hätte; allein die bereits erwähnten Gefahren, denen die Eier ausgeſeßt ſind, exfordern nunmehr ihre Unterbringung in Brutbe>en.
Zhre Entwi>elung hängt davon ab, daß man ſie beſtändig mit friſhem Waſſer verſieht, alſo einen ununterbrochenen Zufluß unterhält und vor ſchädlichen Einwirkungen ſoviel wie mögli ſichert. Die Wärme des Brutraumes darf, obſchon die Eier dur den Froſt nicht leicht getötet werden, niht bis zum Gefrierpunkte ſinken, ſondern muß