Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
Die Schwerkſ<wänze.
Die S<hwertſhwänze oder Molukkenkrebſe (Xiphosuridae — eigentlich riz tiger Xiphuridae — s. Poecilopoda) find äußerſt ſeltſame Weſen, Überbleibſel einer vergangenen Welt, welche ohne nähere Verwandtſchaft nah irgend einer Seite hin in die Gegenwart hineinragen.
Zu den Krebstieren, zu denen ſie, wenn au< niht ohne einen gewiſſen Vorbehalt, von den meiſten Naturforſchern geſtellt werden, haben ſie wenig Beziehungen, deſtomehr aber zu den Spinnentieren, beſonders zu den Skorpionen, von denen ſie ſich nur dur die Kiemenatmung, den Beſiß ſeitlicher, zuſammengeſeßter Augen, den Mangel an ſogenannten Malpighiſchen Gefäßen und den Aufenthalt im Waſſer unterſcheiden. Größer, zahlreicher und wichtiger ſind die Punkte, in welchen beide Tierſormen übereinſtimmen: bei beiden beſteht der Körper aus 18 Ringſtüen oder Segmenten, von denen je 6 zur Vildung des Kopfbruſtſtückes, des Mittelſchildes und des Schwanzes ſih vereinigen. Bei beiden iſt der erſte Leibesabſchnitt mit Gliedmaßen und der mittlere mit blattartigen Anhängen verſehen, der Schwanz aber ohne irgend welche Extremitäten. Sie gleichen ſi< weiter in der Lage des Afters am hinteren Ende des mittleren Körperſtückes, in der weit nach vorn gerücktten Lage der äußeren Geſ<hlehtsöffnungen unter einem aus Verſchmelzung des fiebenten Gliedmaßenpaares gebildeten Schilde, im Bau des Mundes, der Oberlippe, der Blutgefäße, der Geſhhlehtsdrüſen, der Leber und dur den Beſiß von zentral gelegenen, einfachen Nebenaugen. Alles dieſes ſind aber anderſeits ebenſoviele Punkte, in denen ſih die Shwertſhwänze von den Krebſen unterſcheiden, und daher dürfte es wohl gerechtfertigt erſcheinen, ſie von dieſen auh ſyſtematiſch zu trennen und ſie als cine beſondere Klaſſe des Gliedertierreiches aufzufaſſen.
Betrachten wir uns nun einmal, wozu die größeren Seeaquarien häufige Gelegenheit bieten, einen Shwertſhwanz etwas näher und zwar zunächſt von oben. Der Körper des faſſerolleförmigen Tieres iſt bede>t von zwei Schildern. Das erſte größere iſt halbmondförmig. Seine E>en endigen mit einem Stachel. Die Seitenteile breiten ſih von zwei beſtachelten Längskanten aus, an welchen auch die beiden faſt nierenförmigen facettierten Augen liegen. Zwei einfache Augen befinden ſich mehr einander genähert weiter nah dem Vorderrande zu. Mit dieſem das Kopfbruſtſtü> bede>enden Panzerteil iſt dur ein faſt geradliniges Gelenk das hintere faſt ſe<sſeitige Schild verbunden, geziert dur< Zähne und ſtarke ſeitlihe Stacheln. Dieſem wieder iſ ebenfalls gelenkig der lange, ſcharfe Sehwanzſtachel eingefügt, den ſie nah Angabe van der Hoevens als Waffe gebrauchen, und der ihnen, wenn ſie dur< Zufall auf den Rücken zu liegen gekommen ſind, als Hebel dient, ſich wieder in die normale Stellung zu wälzen. Da die Tiere oft langſam an den Wänden der großen Glasgefäße, in welchen ſie in unſeren Aquarien gehalten 1erden, hinaufzuſhwimmen pflegen, hat man hinreichende Muße, die höchſt ſonderbar geſtellten
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