Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

696 Urxtiere. Zweite Klaſſe: Wurzelfüßer; dritte Ordnung: Kammerlinge.

Entfernung vom Lande ſolche Ablagerungen, welche zum größten Teile aus jenem beſtimmten Küſtenmaterial beſtehen.

„Schon vor vielen Jahren, no< vor der Sondierung behufs der Legung des atlantiſhen Kabels, hatte man in Erfahrung gebracht, daß ein großer Teil des Bodens des nördlichen Teiles des Atlantiſhen Meeres aus einer Ablagerung beſtände, die wir jeßt unter dem Namen des Globigerinenſ<li>es kennen. Sie wird gebildet aus den Schalen kleiner Foraminiferen, vorzugsweiſe der einen Gattung Globigerina angehörig. Jm tro>enen Zuſtande hatte der Shli> ungefähr das Ausſehen eines feinen Sago, und die kleinen, ſih voneinander ablöſenden Schalen zeigten, daß die Ablagerung faſt ausſhließli<h aus ihnen gebildet wurde. Wenn man durch eine beſondere Vorrichtung etwas tiefer liegende Bodenmaſſe herauf holte, fand es ſi, daß die Globigerinenſchalen Zerbrohen und ſo aneinander geba>en waren, daß ſie einen faſt gleihförmigen Sc<hli> bildeten. Darin waren jedo<h noh viele unverſehrte Schalen und erkennbare Schalenſtücke. Die ganze Maſſe beſtand faſt nur aus kohlenſaurem Kalk, und das einzige, möglicherweiſe daraus hervorgehende Geſtein könnte nur ein Kalk ſein. Man ſ{<loß alſo, daß über eine weite Stre>e des nordatlantiſchen Gebietes und über viele andere Teile der Erdoberfläche ſolcher Kalkſtein abgelagert worden ſei. Andere Beobachtungen zeigten, daß die Kreide aus faſt demſelben Material zuſammengeſeßt ſei, und die Übereinſtimmung zwiſchen der noch jebt fortdauernden Ablagerung und der Kreide erſchien unabweisli<h. Wir hatten während der Reiſe des „Challenger“ oft Gelegenheit, dieſe Kreide von heute herauf zu holen, und die uns immer beſchäftigende Frage war eine von denen, welche ſhon vor unſerer Abreiſe aufgeſtellt worden waren.

„Wo leben dieſe Geſchöpfe? Leben ſie auf dem Seegrunde oder leben ſie an der Oberfläche, von wo nah ihrem Tode die Schalen auf den Boden fallen? Bis in die neuere Zeit hatte man nur einige wenige dieſer Weſen an der Oberfläche lebend gefunden, und der allgemeine Eindru> war, daß ſie am Grunde lebten, wo man ihre Schalen fand. Einer meiner Reiſebegleiter, Murray, wendete ſeine beſondere Aufmerkſamkeit der Be= ſchaffenheit des vom Meeresboden heraufgeholten Materiales zu, ſeiner Zuſammenſezung und der Erforſchung der Quellen, von denen es herrührt. Er arbeitete ſowohl mit dem Schleppneße als mit dem Sondierungsapparat und kam zu einem beſtimmten Schluſſe, einem Reſultat, in welhem wir vollſtändig mit ihm übereinſtimmen. Zieht man das Ney an der Oberfläche hin, und noh mehr, wenn man es einige Faden, ja ſogar bis auf 100 Faden ſinken läßt, ſo fängt man eine ungeheure Menge ſolcher lebender Foraminiferen, welche den Globigerinenſ<li> bilden. Die Globigerinen ſelbſt ſind in vielen Meeren äußerſt häufig, und ihr charakteriſtiſhes Ausſehen iſt völlig verſchieden von dem der am Grunde liegenden Schalen, ſo daß nah meiner Anſicht niht der geringſte Zweifel ſein kann, daß dieſe Foraminiferen in der Nähe der Oberfläche leben, und daß die ganze den Boden zuſammenſegende Schalenmaſſe von oben ſtammt. Die Schalen, wie wir ſie am Grunde finden, ſind kleine, aneinander ba>ende Kügelchen, mit rauher Oberfläche und mit mifroſfopiſhen Löchern durhbohrt. Jhre Höhlung enthält eine rötlihe Maſſe, die man für den Überreſt des tieriſchen Leibes zu halten geneigt war. An der Oberfläche gefangen, hat die Globigerine zwar dieſelbe Form der Schale, legtere aber iſt niht weiß und undurchſichtig, ſondern vollkommen farblos und durhſihtig. Jede Pore iſt von einen ſechsſeitigen kleinen Wall umgeben, auf deſſen E>en je ein langer Stachel ſih erhebt, fo daß die Schale nah allen Richtungen von Stacheln ſtarrt, die in dem Mittelpunkte jeder Kammer zuſammentreffen. Das Protoplasma, die lebende Subſtanz der Globigerinen, dringt aus den Öffnungen heraus und läuft längs der Dornen bis zu deren Enden, wo es die ihm begegnenden Nahrungsteilchen in ſi< aufnimmt. Die Globigerinen