Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Unterſuchungen des Globigerinenſchli>es. 697

ſcheinen gerade ſo ſhwer als das Waſſer zu ſein, indem ihr Gewicht dur<h Öltröpfchen in ihrem Jnncren ausgeglihen wird. Sie ſ{hwimmen in Myriaden an der Oberfläche, während die abſterbenden Fndividuen zu Boden ſinken. Weil man ſie alſo in ſo ungeheuern Mengen lebend in der Nähe des Waſſerſpiegels findet, während nie eine in dieſem Zuſtande am Boden angetroffen wird, kann wohl nicht daran gezweifelt werden, daß der Globigerinenſ<hli> lediglih eine Anhäufung toter Schalen der an der Oberfläche oder in mäßiger Tiefe lebenden Weſen iſt. Wenn ſich dies ſo verhält, ſollte man erwarten, daß die von ihnen herrührende Ablagerung ſih ſo weit erſtre>e, als ſie ſelbſt vorkommen. Sonderbar genug iſt dies niht der Fall, und dies iſt eine der merkwürdigſten dur die Challenger-Expedition feſtgeſtellten Thatſachen. Gehen wir bis zu einer Tiefe von gegen 2000 Faden, ſo finden wir, daß die Schalen wie angefreſſen und gelblih ausſfehen, ſie ſind niht mehr ſo weiß und dur{hſcheinend wie von ſeihterem Grunde, und bei einer Tiefe von 2500 Faden und darüber findet man gar keine Schalen mchr, ſondern der Boden beſteht aus einem gleihförmigen roten Thon, der keinen kohlenſauren Kalk enthält. Da nun ein ſehr großer Teil des Dzeans über 2000 Faden tief iſt, ſo iſt auh wahrſcheinlih der bei weitem größte Teil des Meeresgrundes mit dem roten Thon und nicht mit jenen Kalkbildungen bede>t. Es entſteht nun die Frage, wie es möglich iſt, daß die Kalkablagerung bei einer gewiſſen Tiefe dem roten Thone Plaß machte. Ohne Zweifel hat die Kalkablagerung nicht ſtattfinden können, indem der kohlenſaure Kalk der Globigerinenſchalen auf die eine oder andere no< niht klare Weiſe aufgelöſt wurde. Dies findet beim Überſchreiten einer gewiſſen Tiefe ſtatt, und wir haben nun den roten Thon. Woher kommt nun aber der leßtere? Der rote Thon beſteht aus kieſelſaurem Thon und Eiſen. Dieſe Körper finden ſi<h in dieſer eigentümlichen Zuſammenſeßzung durchaus niht in anerkennenswerter Menge in den Schalen.“ Doch wir geraten hier in chemiſche Unterſuchungen, welche uns zu weit von unſerem Thema abführen, und die wir um ſo weniger verfolgen wollen, als die Urſachen dieſer Erſcheinung no< lange niht aufgehellt ſind.

Was die engliſchen Naturforſcher hinſihtli<h der Beteiligung der Foraminiferen an der Schichtenbildung der Erde in großartigem Maßſtabe nachgewieſen, iſt eigentlih nur eine Beſtätigung und Erweiterung der hon oben erwähnten Entde>ungen unſeres Ehrenberg. Schon er erkannte die große Übereinſtimmung vieler jezt lebender Foraminiferen mit denjenigen, wel<he das Material zu den Kreideablagerungen geliefert und ſpra<h von „lebenden Kreidetierhen“. Das war in den dreißiger Fahren eigentlih ein Paradoxon, ein revolutionärer Gedanke, heute find wir dur< die Entde>ung der lebenden Pentafkriniten und Glasſ<hwämme (S. 651) ganz befreundet mit ihm. Wir haben geſehen, wie der Löwenanteil an dieſem Verlängern der Kreidezeit bis in die Gegenwart hinein unſeren Polythalamien gebührt, welche zum Aufbau der Erdrinde mehr beigetragen haben, als alle übrigen Pflanzen und Tiere zuſammengenommen. Die mächtigen Kohlenlager, die Korallenriffe und Atolle und die Knochenlager an der ſibiriſhen Küſte ſind bei dieſem Ausſpruche niht vergeſſen. Denn niht nur von den ſiluriſhen Kalken an bis zur Kreide haben ſie ſih an der Fabrikation des Materiales der Erdfeſte beteiligt. Ebenſo beträchtlich oder no< beträchtlicher „pflegt ihre Menge bei deutlicher Erhaltung in den eocänen (unteren) Tertiärgeſteinen zu ſein, wobei man im Pariſer Be>ken einen Miliolitenkalk in Weſtfrankreih einen Alveolinenkalk und endlih in einer langen und breiten längs beiden Seiten des Mittelmeeres bis in den Himalaya fortziehenden Zone den Nummulitenkalk na< Nhizopodengeſchle<htern unterſchieden hat, deren Schalenreſte ſie großenteils oder, den lezten insbeſondere, mitunter ganz allein in einer Mächtigkeit von vielen hundert Fußen zuſammenſeßen.“ (Bronn.)