Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

698 Uvtiere. Zweite Klaſſe: Wurzelfüßer; dritte u. vierte Drdnung: Kammerlinge u. Amöben.

Wir ſahen oben, daß man unter den Shwämmen nah den Subſtanzen, aus denen ihr Skelett beſteht, drei Gruppen unterſcheiden kann: Kalk, Kieſel: und Hornſhwämme, und wir ſahen weiter, daß viele der leßteren ihre Fäden durch aufgenommene Fremdkörper verſtärken. Ähnlich iſt es au< mit den Schalen der Foraminiferen. Bei weitem die meiſten haben Kalkſchalen, die in größeren, an Kohlenſäure reichen, daher an Kalk armen Tiefen immer dünner und dünner und ſ<ließli<h zu ſo zarten Häutchen werden, daß ſie beim Tro>nen ſchrumpfen. Es gibt aber in der Tiefſee eine allerdings auch in ſeichterem Waſſer

1) Hyperamnia ramosa; 2)u.3) Astrorhiza limicola, 2) unverſehrtes, 3) geöffnetes Gehäuſe. Natürlihe Größe.

vertretene Gruppe, die den Sand-Hornſhwämmen entſpricht. Das ſind die Sandforaminiferen, beſtehend aus drei Familien, den Aſtrorhiziden, den Lituoliden und einem Teil der Textulariiden. Bei dieſen iſt die Schale verſtärkt dur<h Fremdkörper oder ſie beſteht ganz aus ihnen. Die Geſtalt der Sandforaminiferen iſt ſehr mannigfach: es finden ſi< Kugeln ohne Hauptöffnung, aber mit zahlreichen unregelmäßig verteilten Poren zum Durchtritt der Scheinfüßchen, andere ſind ſa> oder flaſhenförmig mit endſtändiger Hauptöffnung, bei manchen erhebt ſi< aus einer runden Anfangskammer eine einfahe oder verzweigte Röhre mit offenen Enden, wieder andere ſtellen unregelmäßige Sterne dar, bei denen von einem verdi>ten oder unverdi>ten Mittelpunkt 3, 4, 5 Strahlen von ungleicher Länge mit offenen, freien Enden in unregelmäßiger Weiſe ausſtrahlen. Die Gattung Saganella bildet ein Neb mit einander anaſtomoſierender Röhren. Selten nux ſind die Sandforaminiferen gekammert, ſo zeigt die Gattung Aschemonella äußerli<h Spuren einer ſolchen und die weiten Röhren der Gattung Botellina ſind dur< Sandquerböden in Kammern geteilt. Bei Sorosphaera ſind zwar eine Anzahl Hohlkugeln vereinigt, aber der Protoplasmainhalt der einzelnen ſteht niht in Verbindung, ſo daß dieſe Gattung wohl Kolonien einkammeriger Foraminiferen bildet, aber niht wirkli<h polythalam iſt.

Die Gruppe der Sandforaminiferen enthält die rieſenhafteſten Mitglieder der ganzen Ordnung. Bathysiphonia filiformis aus 2600 m Tiefe iſt eine einzige 50 mm lange, am einen Ende ſih verjüngende, an beiden Enden aber offen ſtehende Röhrenkammer, die äußerlich Querſtreifen, gewiſſermaßen Anwac(sſtreifen, aufweiſt. Syringamina fragilissima aus 1800 m Tiefe ſtellt einen Sandklumpen von 38 mm Durchmeſſer dar.