Charakterologie

Die Kretichmerjche Typenlehre 97

als Erjat der innerjten Tiefe irgendein Stedenpferd, eine Sammelwut oder dergleichen. Sie fönnen wie Mafjchinen fein, unerjchütterlich, unaufwühlbar, „affetlahm”.

f) Beijpiele aus den großen Kulturgebieten.

In der Politit: Der Schizothbyme ijt der eijern Konjequente, der Ideen gegen eine Melt durchjeßt, das organijatorijche Genie, nicht abzubringen vom Wege, zugleich derjenige, der — wie jhon gejagt wurde — „ohne Sentimentalität” (gegen andere und gegen fich) vorgeht (Stiedrich der Große, Napoleon).

Der Zyflotbyme ijt der Diplomat, der Dermittler, er renft ein, ift ein guter Derwalter, vereinigt, gleicht aus, jchafft Behaglichkeit, jhüßt vor Ungerecdhtigfeit aus jtarr fejtgehaltener Alternative. Er bezwingt durch jeine Wärme und Offenheit, duch die Sülle und den Reichtum feines Mejens. (Mirabeau—Robespierre ijt der flajjiihe Gegenjat des Zyflifers gegenüber dem Schizoiden.)

In der Wiljenjhaft: Der Schizothyme ijt der Rationalijt und der Syitemdenfer. Er verfolgt einen Gedanfen bis in die leßten Konfequenzen, geht an die Empirie unter großen vorgebildeten Stagefategorien heran.!)

Der Zyflothbyme ijt der Empitifer, der viel aufnimmt, der nur ein Minimum von a-priori-Stagen bereithält, in der Hauptjache die Stagen aber erjt aus dem Wechjeljpiel mit der beobachteten Realität ji bilden läht. Die Zyflothymifer jtellen den überwiegenden Anteil derjenigen Naturforjcher, deren Hauptleijtung im jorgfältigen Sammeln und Beobadhıten der Natur liegt. Audy die Sorjchungsteijenden gehören hierhin.

In der Kunft: Der Schizothyme ift literarijch ausgejprochen Dramatifer und Tragifer. Das Konzipieren, Sejthalten und In-die-Höhe-Treiben des Gegenfaßes ijt feine Begabung — die Knotenjhürzung, die durd) das Anwachjen der Gegenjäße entjteht. So erlebt er das Leben, jo geitaltet er es in jeinem Werf. Er liebt die Sorm. Seine Geitalten find (pofitiv:)

1) Als Beifpiel aus der Philojophiegefhichte: Kant, der aus feiner jhizothymen Struftur heraus eminent „jyiternhaft” an alles heranging, meinte, daß wir die Natur immer nur wie ein „wohlbejtallter Richter“ befragen könnten, fo daß fie uns nur mit Ja und Nein antworten fann. Die andere Seite unjerer Erfenntnis: das Sih-Öffnen, die „Schau“ von inhaltlicher Fülle und Reichtum — das, was man recht eigentlih mit unvoreingenommener empitifcher Stageweije meint, fommt bei ihm nicht vor. Großartigfeit und Grenzen feines Syftems werden aus diefer typenpfychologifchen Überlegung jehr deutlich.

helmwig, Charatterologie 7