Charakterologie

170 Aus der medizinijhen Pjychologie

joeben erwähnten jhweren Sälle zeigen ausnahmslos eine jtarfe (und wohl meift unorganijche) Desintegration an. Sie allein fannı ja das lange Aufjtauen ohne Abfuhr in die normale Handlung veranlajjen. — Das dedt jich damit, dab Kretihmer diefe Charaktere dem jchizoformen Kreis zufpricht.

Zu den Jjolierungsteaftionen gehört ferner das traurige Kapitel der „Baftreaftionen“. In doppelter Weije traurig; einmal weil es aus Gründen der Gejetesgerechtigfeit feine Rettung daraus geben Tann, dann vor allem, weil nicht etwa der | hwerere Derbregher diejen Qualen anheimfällt, fondern der jeelijch zartere. Es fommt zu tiefen Melandholien oder zu Wahnbildungen, Selbjtmoröverjudhen, zu heftigen Ausbrüden. Unter den Wahnbildungen jpielt eine große Rolle der „Begnadigungswahn". Der Betreffende glaubt aus dem intenjiven Wunjche nad) Steiheit, dat ihm die weitere Derbüßung jeiner Strafe faktijch erlajjen fei, und beginnt nun, um fein vermeintliches Recht einen ausjichtslojen Kampf zu fämpfen.

Auch dur Schwerhörigfeit wird die Situation der Ijoliertheit ge= ihaffen. Sie fann zu den befannten Charafterveränderungen des Miptrauens und der Derbitterung führen.

Piychologijeh verwandt ijt damit die Derjegung in ein fremdes Spradgebiet, die gleichfalls Ijolierungserfranfungen zur Solge haben Tann.

Eine äußerlich jehr unterjchieöliche, pjyuchijch aber verwandte Situation wird durch den Tod naher Angehöriger gejchaffen. Meijt ijt die dadurch gegebene Ijolierung aber nicht die tiefere Urfache, jondern nur die Aus= löfung der pjyhiichen Erfranfung. Innere Bindungen (bejonders aus der Kindheit), Schuldgefühle aller Art, die im Unbewuhten Komplerbildungen veranlakt haben, fönnen häufig als die tiefere dynamijche Urjache der Störungen angejehen werden.

überhaupt ift bier zu bemerfen, dak, wie Sreud es ausdrüdt, eine gejunde „jeelijhe Bilanz” erjtaunlihe Schidjalsihläge auszuhalten vermag, während eine durch Komplere und Bindungen an infantile Epochen in Spannungszujtänden befindliche Pjyche oft von den Heinjten Umwälzungen des Lebens in eine Neuroje geworfen werden fann.

Redhtstränfungen und Ehrenträntungen fönnen gleichfalls jehr tief in primitive Schichten hinabreichen und damit tiefgehende Gejamtitörungen hervorrufen. Das Ehrgefühl ijt überhaupt, wie wir bei diejer Gelegenheit hervorheben, ein augenjcheinlich jehr tief veranferter Lebenswert. Wer gegen diejen Wert Sront macht, verjchiebt meijt nur die Anwendung diejes Begriffes. Kein Menjch aber fann im echten Bewußtjein jeiner Minderwertigteit leben. Sogar Selbjtmörder, die als Grund zu ihrer