Charakterologie

Einzelne auffallende Charaftereriheinungen ohne Syjtem 171

Todesneigung angeben, jie jeien ja doch nichts wert, widerjprechen, wenn man es ihnen genügend fräftig zugibt —, nicht zu reden von den auf ihre Minderwertigteit jcheinbar jtolzen Derbrechern, die in Wahrheit ji, eine jehr deutliche andersartige Ehre ausbauen („Ganovenehre").

Zu den Ehrentränfungen rechnen die vielen Sormen des Querulanten= wahnjinns. Oft erwachjjen Störungen in diejer Hinjicht aus Konflikten im Beruf, und da bejonders, wenn jie fi auf die Laufbahn beziehen, aljo vorwiegend bei Beamten, für die ja alle Wünjche auf die Laufbahn fon= zentriert jind. Derwandt ijt die jogenannte „Dozentenfranfheit“ der auf Berufung zu Profejjuren wartenden Dozenten.

f) Das Rejjentiment.

Mit diefem Begriff, der durdy Nietjche in die ganze gebildete Welt ein= geführt wurde, ijt ein faum noch pathologijch zu nennendes Geitaltmerfmal gemeint, jo allgemein durchzieht es das Leben des Handelns, der Sitte, des fünitleriihen Schaffens. Gleichwohl ijt es eine Charafterjtörung, feine in der gejunden Entwidlung liegende Dariante, und zwar eine recht tiefe Störung, die, wo fie jtärfere Grade annimmt, das ganze Leben eines Mlenihen unedht maden Tann.

In der befannten Sabel vom Suchs, der die zu hoch hängenden Trauben beihimpft und als zu jauer aus feinen ferneren Wunjchtendenzen aus= ichließt, ijt es an einem jehr hübjch typifierten Sall illujtriert. Kretjchmer bat folgende Definition gegeben: „Unter Rejjentiment verjtehen wir die fomplere Gefühlseinitellung der im Leben wirklich oder vermeintlid) Derfürzten; die aus Neid und Not geborenen Lebensanjichten; die Lebensperjpeftive von unten; ein bohrendes, immer erneutes Gefühl geheimer innerer Auflehnung; die typiihen Einjtellungen des Shwachen gegen den Mächtigen, des Armen gegen den Reichen, des Hählichen gegen die Schön= beit, des Kranfen, Entarteten und Welfenden gegen Gejunöheit und Jugend, zugleich mit einer Tendenz zur fatathymen!) Ummwertung, die dem Shwadhen und Armen den ethijchen Höherwert zubilligen möchte.“

1) „Katathym” nennt man eine Beziehung, die wir zwijchen zwei Dingen her= itellen nicht auf Grund ihres objektiven Zujammenhanges, jondern auf Grund der Ähnlichkeit des Affektes, den jie in uns auslöfen. Ein Beijpiel: Ein Neger hört einen Donner und jieht einen Menjchen tot umfallen. Er verbindet diefe Dinge miteinander und läßt den Menjchen infolge des Donners gejtorben jein, weil ih in ihm die beiden Schrederlebnilje miteinander verbinden. — Zum fatathymen Denfen neigen in unjerer Zeit bejonders die jozial niederen Schichten, wenn jie3. B.ihr Neiögefühl gegen die Befißenden fo mit dem Bedrüdungsgefühl