Charakterologie

172 Aus der mediziniihen Piychologie

Rejfentiment it eine unedhte Haltung, eine Umformung der eigentlichen Neidtendenzen (die vom Bewußtjein ferngehalten werden) in Schuldzu= weijungen oder Herabjegungen des im Grunde Erjtrebten. Rejjentiment ijt damit ein tief ungejunder Störungsfaftor im Charafter, der die Objektivität der Weltauffajfung aufs empfindlichite zu trüben imjtande it. In jtändiger Eigentäufchung glaubt der Rejjentimentserfüllte aus Motiven zu handeln, die gar nicht feine wahren Motive find. Sein Bewußtjein wählt — ent= iprechend dem Gejeb, daß immer nur die höchiten Motive bewußt werden irgendeinen möglichen oder aud) eigens dazu erfundenen Beweggtund aus, der vor dem ethijchen Sorum beitehen Tann. Da die jtändige Korrektur aller Selbittäujchungen zu den Grunderfordernijjen einer freien Perjönlichfeitsentwidlung gehört, jo jtellt das Rejfentiment eine jchwere Hinderung gejunder Charafterentwidlung dar.!)

9. Pathologifhe Reaktionen, die bereits Syftemicharafter zeigen. a) Drimitivreaftionen.

Während gewöhnlich ein Erlebnis unjer ganzes Sein durchläuft, vor allem unter der Kontrolle des Ethijchen und des Dernünftigen abläuft, itellen die Primitivreaftionen eine Umgehung diejes Umweges dar und führen dementjprechend zu Handlungen, die normalem Empfinden unverftehbar find. Erregungen jchlagen reflerartig unmittelbar in die Handlung um, oder fie löfen in unteren Schichten des Bewußtjeins, die uns nicht mehr zugänglich find, Reaktionen aus, die ebenfalls der Perjönlichfeit nicht mehr unterjtellt find. Da beide Arten der Reaktionen vorwiegend bei Kindern und Primitiven zu finden find (als gleihjam „normale“ Erjheinungen), nennt Kretjchmer fie zujammenfajjend „Primitivreaftionen“.

ihrer eigenen Armut verbinden, daß fie dem Reichen die Schuld an ihrer Armut geben. Die pjychijche Beziehung zwijchen dem Neidgefühl und Bedrüdungsaefühl wird, weil fie jich auf einen gleichzeitigen Tatbejtand bezieht, umgedeutet zu einer Kaufalbeziehung: infolge des Reichtums des Reigen jollder Arme arm jein.(Die marriftijhe Wirtfchaftsphilojophie ijt piycologijch gejehen ein fonjtruftiver Überbau über jolhem fatathymen Denfen.)

1) Die Dichtung der legten Jahrzehnte weit eine Unmenge von Sällen auf, in denen dieje Einftellung den ganzen „Dichter“ erfüllt. Bald plump und grob, bald jehr verfeinert, wird die Kunft der Menjchen= und Schidjalsjhilderung in den Dienft der Tendenz gejtellt: Haß und Kampf gegen das, was id) nicht jein tan. Der Schwache rädht fich am Starken, der Alternde an der Jugend, der Unter= drüdte am Sieger und Herrjcher ujw.

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