Charakterologie

Würdigung und Kritif diejes Syjtems 183

aljo vor einem Aufbaujyjtem. (,„Erflärendes Syjtem“ des Charafters wäre es nach unjerer Definition — j. 5.22 — erit, wenn das Seelijche aus etwas ertlärt wird, das jelbjt nicht jeeliicher Art ijt — aljo etwa aus Körperlihem.) Haben wir es dabei nun mit einem empitijch wahrnehmbaren Sattum zu tun? Oder jtellt dieje Einteilung eine Theorie dar, die zwar injofern überzeugend ilt, als jie zum Bilde des Charakters paßt, die aber methodijch jtreng zu jcheiden wäre von einer echten empirijchen Bejchreibung? Theorien einer nicht empirijy wahrnehmbaren Sache find nicht „faljh” oder „richtig“, jondern jie „pajjen“ oder „pajjen nicht“. Und zwar müjjen fie nur zu dem pajjen, was wir empirijch jehen, das ijt in unjerem Salle das Endrejultat. Die Theorien gehen von ihm aus und werden jo lange gewandelt, bis jte das jeweilige Höchitmaß des Pafjens erreicht haben. Sie fönnen dann natür= ih nicht an diefem Endrejultat „bewahrheitet“ werden, fie fönnen fi) nur an ihm mehr oder weniger „bewähren“.

Aud) der Mediziner gliedert die prozejjualen Dorgänge im Körper in einzelne Organe. Aber er jieht diefe Organe, wenn er operiert, jeziert — bzw. hat er Mittel, ihr relativ getrenntes Wirfen durch pharmafologijche Beeinflujjung unmittelbar empirijh zu unterjuchen. Im Charafterlichen hingegen müjjen wir uns jolcye Gliederungen erjt „ausdenfen“ und fönnen dieje theoretilch erdachten Gliederungsjchemata nicht mit einer gegebenen Wirklichfeit „vergleihen“. Nun läßt fic) allerdings ein jolcher Grad von überzeugenden „Dajjen” einer Theorie denken, daß die „Bewährung“ einer „Bewahrheitung“ fajt gleichfommt. O®bendrein zwingt der Ausörud vieler Charaktererjcheinungen dazu, hinter ihnen im Innern etwas anzu= legen, was nicht erjt „ausgedadht” wird, jondern direkt aus dem Ausdrud diejer Erjcheinungen intuitiv abgelejen wird. Zum Beijpiel ijt etwa das Bild, dak ein Menjc Erregungen lange in jich „aufitaut“ mehr als nur ein „Bild”. Wir fühlen unmittelbar in uns felbjt und aus dem Ausdrud der Charafterart anderer Menjchen Unterjchiede, was die Art der Erregungsableitung angeht, und „Aufitauung” ift für uns fait ein direkter Bejchreibungsbegtiff empirijch aufweisbarer Tatjachen. Dies beides: das wirklich überzeugende „Pajjen“ der Bilder, mit denen wir das Innere umjchreiben, und der direkte Zugang dur) den Ausdrudscharafter der charakterlichen ErIheinungen, bringen die „Theorie“ über unjer Inneres in große Nähe zu einer empitijchen Bejchreibung von tatjählich aufweisbaren Dorgängen. Ein Drittes fommt hinzu: Schemata, wie dies von Kretichmer aufgeftellte, tellen ein deutliches Analogon zu Zörperlichen Dorgängen dar. Aufnahme, innere Derarbeitung (dazwijchen die „Siftierung“ und das „Aufbewahren“)